Nach dem Führungswechsel im Fanclub SCL Tigers (FSCLT)

Alles bleibt anders

Zugegeben, die Messlatte ist hoch. Zum Teil sehr hoch. Das neue Präsidium des Fanclub SCL Tigers (FSCLT) unter Christoph Schmid und Bruno Wüthrich wird es nicht einfach haben. Unser Verein wird nicht jedes Jahr 30 Jahre alt. Und die Rekordfahrten per Car gehören vorerst der Vergangenheit an. Aber wer weiss: Vielleicht gibt es ja trotzdem wieder mal eine Spezialfahrt mit dem Zug.

Blog • • von Bruno Wüthrich

Was ist schwieriger: Einen Verein auf dessen Tiefpunkt zu übernehmen, oder die Nachfolge eines erfolgreichen Präsidenten anzutreten? Ich erlebe aktuell die dritte «Übernahme» des Vereins. Die erste auf einem Tiefpunkt, als Hämpu Wyss zusammen mit Rolf Gugger, Sonja Burkhard (hiess damals noch Jordi), Erika Rindisbacher und mir den Vorstand neu bildete. Offiziell wies der Verein damals 1'400 Mitglieder aus. Bei einer Überprüfung stellten wir jedoch fest, dass nur noch 275 Beiträge einbezahlt wurden! Das Vereinsheft (hiess damals noch nicht FANTIGER), das vier Mal jährlich erscheinen sollte, war seit einem Jahr überfällig, und die Aktivitäten des Vereins tendierten gegen Null. Es wurde darüber spekuliert, ob der Fanclub «White Tigers», welcher damals in der Schlachthauskurve das Sagen hatte, generell den Lead übernehmen, und so dem FSCLT den Rang ablaufen könne. Schnell wurden mit dem neuen Logo und dem Fan-Corner neue, sichtbare Zeichen gesetzt. Bereits kurz nach der Übernahme kam auch der erste FANTIGER heraus. Damit hatte sich der FSCLT eindrücklich zurück gemeldet.

 

Die Situation ist heute anders. Unser Verein hatte beispiellose Höhenflüge, war nun aber mit den Problemen des Alltags konfrontiert. Bei 830 Mitgliedern sind dies nicht wenige. Denn es gibt kaum etwas emotionaleres als ein Fanclub. Und dies bekam der Vorstand zu spüren. Pragmatisch einwandfreie Entscheide wurden emotional hinterfragt. Und zugegeben: Diese Emotionalität wurde unterschätzt. Wir waren wohl damit etwas überfordert. Dies darf und soll uns künftig nicht mehr passieren.

 

Fanszene:

Mehr als bisher wird der FSCLT Führung übernehmen. Der Verein sieht sich als Vertreter aller Fans, auch wenn er nicht bei allen Aktivitäten an vorderster Front mitmischt. Ein Beispiel: Die «Fanszene» vereinigt Vertreter und Mitglieder aller Fanclubs rund um die Tiger. Die «Fanszene» sorgt für Stimmung und Choreos in der Ilfishalle und auch auswärts. Die «Fanszene» ist kreativ und entwickelt eigene Ideen. Aber sie war bisher weder Fisch noch Vogel. Einerseits weitgehend selbständig, hing sie andererseits am Tropf des FSCLT, welcher sie seinerzeit auch initiierte. Dies war in der ersten Zeit des Erfolges kein Problem. Aber dann kam Streit auf. Und statt regulierend einzuwirken, schauten die nicht betroffenen Vorstände des FSCLT lieber weg. Sogar von Rückzug war die Rede. Das Thema Rückzug ist vom Tisch! Aber künftig werden wir nicht mehr weg schauen, und zudem die Zuständigkeiten klar regeln, Leitplanken werden gesetzt, die für alle gelten, und es wird darauf geschaut, dass getroffene Abmachungen von allen Seiten eingehalten werden. Dabei nimmt sich der FSCLT selbst ebenfalls in die Pflicht, denn unsere Rolle war in der Vergangenheit – und dies ist als Selbstkritik zu verstehen - nicht immer einwandfrei.

 

Führung heisst nicht Unterdrückung! Kreativität benötigt Freiheit. Nebst den geregelten Zuständigkeiten und den Leitplanken werden wir deshalb genügend Raum lassen für Kreativität und Freiheit. Die «Fanszene» bleibt bei kreativen Entscheiden weitgehend frei. Der FSCLT wird unterstützen (wenn nötig und soweit möglich auch finanziell), er wird sich einbringen, und er wird sich als verlässlicher Partner erweisen.

 

Erste Gespräche und Sitzungen haben stattgefunden. Und diese verliefen sehr positiv. Es war zu spüren, dass der Wille, gemeinsam an einem Strick zu ziehen, bei allen Beteiligten vorhanden ist und sogar gewünscht wird. Die Stimmung untereinander ist merklich verbessert. Dem neuen Präsidium des FSCLT wird (neugieriges und vorsichtiges) Vertrauen entgegen gebracht. Die Türen wurden gegenseitig geöffnet. Es scheint wieder vieles möglich zu sein.

 

Auswärtsfahrten:

Die Rekordfahrten per Car wie auch die Jubiläumsfahrt nach Ambri brachten die Fans der SCL Tigers schweizweit in ein positives Licht. Plötzlich galten wir als innovativ. Der Titel «beste Fans» war berechtigter als auch schon. Die Fans der SCL Tigers waren auf dem Weg zur «Vermarktbarkeit». Will heissen: Die SCL Tigers hatten dank ihren Fans und den positiven Meldungen zusätzliche Argumente, um Sponsoren zu gewinnen und zu Einnahmen zu kommen. Aber nachdem über eine gewisse Zeit eine Rekordmeldung bei den Auswärtsfahrten die andere jagte, fahren heute die Fans wieder getrennt zu den Spielen in Davos, Genf, Lugano etc. Die Zahlen der Reisenden sind dabei nicht einmal zusammengezählt erwähnenswert. Ein pragmatisch bestens abgestützter Entscheid wurde emotional hinterfragt, ein Streit zwischen zwei beteiligten Personen (der gleiche Streit, der auch die Fanszene beinahe bodigte) tat das Übrige. Die Auswärtsfahrten kannten plötzlich zwei Anbieter. Wie hoch der Schaden ist, wissen wir nicht. Die Skala beginnt bei Null und ist gegen oben offen!

 

Wir können niemandem verbieten, Auswärtsfahrten anzubieten, und würden es auch nicht tun, wenn wir es könnten. Denn wir leben in der freien Schweiz, und wohl nicht einmal ein sogenannter «Runder Tisch» wird einem Anbieter verbieten können, seine Kunden von A nach B zu fahren (so viel zu den hirnrissigen Ideen, welche zur Bekämpfung des Hooliganismus herum geistern). Aber wir müssen uns fragen, ob es Sinn macht, eigene Züglein zu fahren und unser Ego zu befriedigen, wenn dabei das Wohl der SCL Tigers kompromitiert wird. Ziel des FSCLT wird es deshalb sein, mit Überzeugungskraft darauf hinzuwirken, dass die Fans der SCL Tigers künftig – wenn möglich bereits ab der nächsten Saison - wieder gemeinsam an die Auswärtsspiele fahren.

 

Unser Weg mit den SCL Tigers

Die SCL Tigers und der FSCLT - kurz auf den Punkt gebracht: Zwei Organisationen, zwei Führungen, viele gemeinsame Interessen, ein Ziel: Erfolgreiche SCL Tigers in der NLA! Wir gehen zusammen den gleichen Weg, in die gleiche Richtung, zum gleichen Ziel. Ein Hinweis, wie dies gehen könnte, haben wir bereits an unserer HV erkennen können, welche der FSCLT mit einem Anlass der SCL Tigers kombinierte. Der neu formierte Vorstand hat anlässlich seiner ersten Sitzung beschlossen, zumindest vorerst weitgehend auf eigene Events zu verzichten. Statt dessen wollen wir mit den SCL Tigers gemeinsame Anlässe organisieren, und die Tiger bei deren Anlässen personell unterstützen. Aus diesem Grunde werden wir einen «harten Kern»,aufbauen. Gemeint ist ein Stamm von Helfern, welche uns und die SCL Tigers bei Anlässen unterstützen, und die gegebenenfalls auch (wieder) bei den Auswärtsfahrten mithelfen.

 

Der Slogan «Retten und Mitreden», unter welchem die Fans 80'000 Franken Aktienkapital sammelten, sagt viel darüber aus, wie wir uns den Weg mit den SCL Tigers vorstellen. Unter «mitreden» kann nicht «mitbestimmen» gemeint sein. Es kann auch nicht bedeuten, dass wir überall und zu jedem Thema unseren Senf abgeben müssen. Aber es heisst, dass wir uns melden, wenn uns etwas wichtig ist. Und dass wir gegebenenfalls auch hartnäckig sein werden, falls wir kein Gehör finden, oder unsere Anliegen zu versanden drohen. Wir schliessen dabei auch die Öffentlichkeit nicht aus, denn als Verein mit 830 Mitgliedern sind wir öffentlich! Wir supporten die SCL Tigers, aber wir vertreten auch die Anliegen der Fans. Übrigens: Auch die SCL Tigers haben beim FSCLT nur Mitsprache- aber kein Mitbestimmungsrecht!

 

Eigenes Vereinslokal angedacht

Nicht zum ersten Mal wurde über die Vorzüge eines eigenen Vereinslokals nachgedacht. Standort des Lokals müsste Langnau oder die allernächste Umgebung sein. Und es müsste gross genug, günstig und langfristig zu mieten sein. Um den Rest kümmern wir uns selbst. Der Fanclub SCL Tigers hat 830 Mitglieder. Darin sind sämtliche nötigen Berufsgruppen vertreten, um so einem Lokal das nötige Leben einzuhauchen. Mit andern Worten: Für Infrastruktur und Einrichtung sorgen wir selbst. Wir würden dort bei gemütlichem Trank gemeinsam Sportübertragungen ansehen, über Eishockey, die SCL Tigers und über Sport allgemein diskutieren, Vorstands- oder Fanszene-Sitzungen abhalten, spielen etc.

 

Noch ist es nur an- und noch längst nicht fertig gedacht. Will heissen, dass diese Andenkung kein Versprechen ist, dass es dereinst ein Vereinslokal geben wird. Ideen sind jedoch hoch willkommen. Und vielleicht liest diese Zeilen jemand, der eine geeignete Räumlichkeit besitzt und zudem uns Tiger-Fans dermassen verbunden ist, dass er uns diese zu günstigen Konditionen überlässt.

 

Bleibt die eingangs gestellte Frage, ob es leichter ist, einen Verein auf dessen Tiefpunkt oder auf dessen Höhepunkt zu übernehmen. Meine Antwort: Auf dem Tiefpunkt ist es leichter. Man kann nicht mehr tiefer sinken. Ergo kann man nur gewinnen. Dies ist weiter oben problematischer. Denn nicht nur der weitere Aufstieg winkt, sondern auch das Absinken droht. Es geht also darum, zu kämpfen, dass der Erfolg der Fan-Bewegung rund um die SCL Tigers erfolgreich bleibt, oder wo nötig, wieder erfolgreich wird. Die heutigen Vorstände, die dies schaffen müssen, heissen: Tamara Wyss, Sonja Burkhard, Heidi Rettenmund, Cornelia Jost und Susanne Aeschlimann. Dazu die beiden Präsidenten Christoph Schmid und Bruno Wüthrich. Wie man sieht, haben wir eine ausgezeichnete Frauen-Quote. Politisch kann man uns also rein gar nichts vorwerfen.

 

PS: Dieser Blog ist von FSCLT-Präsident Christoph Schmid autorisiert.