Berner Zeitung, Marco Oppliger

Alles eine Frage des Business

Chris DiDomenico soll in den Playoffs die Offensivmaschinerie der SCL Tigers ankurbeln. Der Kanadier verspricht sich von seinem erzwungenen Wechsel ins Emmental einen Karrieresprung.

Presse •

 

Ausländische Spieler geniessen bei den SCL Tigers seit je einen speziellen Status. Sofern ihre Leistungen stimmen. So wird der geniale wie unberechenbare Todd Elik im Emmental in manchen Kreisen noch heute fast wie ein «Heiliger» verehrt. Andere Namen indes sind weniger gut in Erinnerung geblieben, etwa Tomas Kurka und Josef Straka. Die beiden Tschechen hatten Anfang Saison den Dress der SCL Tigers getragen, entpuppten sich aber als Fehleinkäufe.

 

Als solcher soll Chris DiDomenico nicht in die Vereinsgeschichte eingehen. Bei seinem Debüt am Sonntag gegen La Chaux-de-Fonds (3:1) vermochte der Kanadier jedenfalls mit seiner guten Stocktechnik und seiner Übersicht zu überzeugen. 

 

Vor genau einer Woche ist DiDomenico in Langnau angekommen. Er hatte zuvor beim amtierenden italienischen Meister Asiago gespielt, gehörte mit 24 Toren und 48 Assists zu den Leistungsträgern. Doch in den letzten Wochen hatte der Sohn eines ausgewanderten Italieners, der aber keinen italienischen Pass besitzt, vehement auf einen Wechsel gedrängt.

 

Keine Begeisterung in Venetien

So sah sich der Klub aus Venetien nach dem Abgang des Kanadiers gezwungen, eine Stellungnahme auf der Vereinswebsite zu publizieren. Man habe alles versucht, um DiDomenico in Asiago zu halten, heisst es im Communiqué.  Doch der Spieler, «einer unserer besten», habe mehrfach insistiert. Man sei alles andere als begeistert von diesem Schritt. Aber weil man ihm keine Steine in den Weg legen wolle, lasse man DiDomenico schweren Herzens ziehen.

 

Es sei schwierig gewesen, Asiago zu verlassen, sagt der morgen 25 Jahre alt werdende Center. «Immerhin habe ich dort zwei Jahre gespielt. Aber das gehört zum Business, ich fühlte, dass dieser Wechsel meiner Karriere helfen könnte.»  Er sei Asiago dankbar für alles, «aber nun bin ich  glücklich, dass sich Langnau um mich bemüht hat, und ich hoffe, dass ich etwas aus diesem Engagement machen kann».

 

Gold und ein Rückschlag

DiDomenicos Karriere verlief lange Zeit vielversprechend. In seiner ersten Saison in der  Québec Major Junior Hockey League (QMJHL) erzielte er 75 Skorerpunkte in 70 Spielen. 2007 wurde er dann von den Toronto Maple Leafs gedraftet. Es folgte  2009 mit Kanada der Sieg an der U-20-WM, wo er in 6 Spielen 7 Skorerpunkte erzielte. Doch dieses Jahr brachte ihm nicht nur Glück. Im QMJHL-Playoff-Final verletzte sich DiDomenico schwer (Bruch des linken Oberschenkelknochens und der Kniescheibe), er fiel beinahe ein Jahr aus. Zwar meldete er sich zurück, doch  wurde der Center 2010 zur Organisation der Chicago Blackhawks transferiert. Dort kam er nur mit den Farmteams in der AHL und der ECHL zum Einsatz. Auch deshalb entschied er sich 2012 für einen Wechsel nach Europa.

 

«Die NHL ist aber nach wie vor ein Ziel», sagt DiDomenico. «Hoffentlich kann ich mich nun weiterentwickeln, und wer weiss, vielleicht ergibt sich eines Tages die Chance, in der NHL zu spielen.» Gewiss müsste er dafür in Langnau mehr Todd Elik als Josef Straka sein.