Berner Zeitung, Peter Gerber

Als Team auf den Gipfel des Matterhorns

Die Spieler des SC Langenthal haben die heisse Phase der Saisonvorbereitung in Angriff genommen. Mit der Aufnahme des Eistrainings ist der Startschuss in die NLB-Saison 2013/2014 erfolgt.

Presse •

Der SC Langenthal hinterlässt Spuren. Derzeit auf der Eisfläche in der Localnet-Arena in Burgdorf. Mit der Beendigung des Sommertrainings bewegen sich die Spieler wieder mitten im natürlichen Lebensraum eines Eishockeyspielers: in der Eishalle. Gestern waren es 23 Feldspieler und 3 Torhüter, die den Anweisungen von Headcoach Olivier Horak folgten. Mit dabei auch das Kanadier-Duo Jeff Campbell/Brent Kelly sowie Stürmer Stefan Schnyder (vgl. Kasten).

 

Des Trainers Anweisungen sollen das Team des SC Langenthal letztlich auf den Gipfel des Matterhorns bringen. So jedenfalls umschreibt der vom Ehlers-Assistenten zum Chef beförderte Horak das Ziel, welches er mit der Mannschaft erreichen will. «Ich verwende das Bild mit dem Matterhorn gerne. Dieser Berg ist ein prima Symbol.»

 

Aber auf welcher Route will Horak mit seinen Spielern den Gipfel des Zermatter Wahrzeichens erreichen? Über den eher leichten Zmuttgrat oder gar über den schwierigen Furggengrat? «Wer mich kennt, der weiss, dass ich stets die schwierigere Route wähle. Aber Stand heute sind wir noch beim Ausgangspunkt, also in der Hörnlihütte», sagt Bergführer Horak.

 

Der geplante Rückzug

Zwischen dem Saisonende 2012/2013 und dem Beginn des Eistrainings hatte sich der neue Chef etwas zurückgezogen. «Ich wollte nach intensiven Jahren im Nachwuchs und als Assistenzcoach ganz bewusst etwas kürzertreten. Zudem habe ich die Zeit genützt, um an einer Schule in Vancouver mein Englisch noch weiter zu verbessern. Jetzt bin ich aber da. Und ich bin heiss auf Eishockey», sagt der 48-Jährige. Trotz Abwesenheit war Horak immer informiert, wie der Stand der Dinge in Langenthal war. «Die Rückmeldungen jener Personen, die das Sommertraining geleitet haben, waren durchwegs positiv. Dass die Spieler fit sind, das habe ich jetzt selber gesehen.» Er habe, und das sei bisher der grosse Unterschied zwischen den Rollen als Assistenztrainer und als Cheftrainer gewesen, im Sommer loslassen können. «Das Sommertraining haben andere organisiert und geleitet. Es ist auch für die Jungs gut, wenn sie nicht Sommer und Winter denselben Chef haben. Eine andere Stimme, ein anderes Gesicht, das ist sicher positiv.» In den zwei Jahren an der Seite von Heinz Ehlers habe er auch bezüglich Rollenverteilung vieles gelernt und viel profitiert, sagt Horak.

 

Parallelen zu Uli Forte

Die sportliche Vorstellung der Vereinsleitung ist mit dem Erreichen des Playoff-Halbfinals definiert worden. Damit kann auch Horak gut leben. «Wir arbeiten gemeinsam auf dieses Ziel hin. Sollte es mehr werden, gerne. Die Grundlage dafür legen wir jetzt mit harter Arbeit im Training.»

 

Spricht man mit Horak über die kommende Spielzeit, dann erörtert auch er gerne ein unter Trainern beliebtes Thema etwas näher: «Arno del Curto spricht davon, Jürgen Klopp und Uli Forte auch. Letztlich erzähle ich also nichts Neues, wenn ich mit Überzeugung sage, dass wir auch in Langenthal nur erfolgreich sein können, wenn das ganze Team mitzieht. Dieses Team umfasst Mannschaft, Trainer, Staff, Geschäftsstelle und all die vielen helfenden Hände im Verein. Nur als Team können wir Berge versetzen.» Da wäre Horak also wieder beim Matterhorn, bei seinem Lieblingsberg, angelangt.

 

Ein bisschen Bergluft haben er und seine Spieler am vergangenen Wochenende beim SCL-Saison-Kick-off in Davos geschnuppert. Ab dem 13.September sollen mit dem Heimspiel gegen Olten im Flachland die Schritte Richtung Gipfel gemacht werden.

 

Schnyder verlängert

Das Sommertraining hat Stefan Schnyder (30) beim SC Langenthal absolviert. Jetzt steht der Stürmer mit den Oberaargauern auch auf der Eisfläche in Burgdorf. Der bullige Spieler hat, das wurde seitens des Vereins gestern im Rahmen des Eistrainings bekannt gegeben, beim SCL einen Vertrag bis Ende Saison 2014/2015 unterzeichnet. Darüber und nur darüber gab Schnyder gestern Auskunft. Sämtliche Fragen, die sich auch nur entfernt um den Zwischenfall mit dem heute querschnittgelähmten Ronny Keller drehten, blieben unbeantwortet. Das werde vorerst so bleiben, sagte Schnyder. Es sei eine Empfehlung seines Anwaltes, dass er sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht über den Vorfall, der sich am 5.März im Oltener Kleinholz-Stadion ereignet hatte, äussern soll. Nur so viel: Die Zeit zwischen dem 5.März und dem 5.August sei für ihn keine einfache gewesen, sagte der Hockeyspieler.



«Ich habe einen Vertrag mit dem SC Langenthal unterschrieben und freue mich, den Weg zurück auf das Eis zu finden. Ich hoffe, dass mir das auch gelingen wird.» Das Sommertraining sei so weit gut verlaufen, und was die ersten Kontakte mit dem Eis betreffe, so gehe es ihm wie jedem anderen Spieler auch. «Es geht darum, sich mit den neuen Ausrüstungsteilen anzufreunden. Das geht dann auch mit jeder Trainingseinheit wieder besser», so Schnyder.



Am 5.März 2013 prallte Oltens Ronny Keller im zweiten Playoff-Halbfinalspiel gegen Langenthal nach einem Zweikampf mit Schnyder kopfüber in die Bande des Kleinholz-Stadions. Ein Zwischenfall mit fatalen Folgen: Keller ist seit diesem Abend querschnittgelähmt. Nach einem erstinstanzlichen Freispruch für Schnyder durch Einzelrichter Reto Steinmann rief der EHC Olten das Verbandssportgericht des Schweizerischen Eishockeyverbandes an. Dieses bestätigte im Juli das Steinmann-Urteil, sprach den Langenthaler Spieler ebenfalls frei, stufte den Vorfall als «tragischen Unfall» ein und hielt fest, dass Schnyder beim Check keine Regeln verletzt habe. Ob die Staatsanwaltschaft Solothurn ihrerseits die Untersuchungen gegen Schnyder eingestellt hat, konnte gestern nicht in Erfahrung gebracht werden.