Auf dem Weg zum NLB-Titel

Auf der Zielgeraden im Rennen um den Platz im Fahrstuhl

Noch wissen wir nicht, wer das Rennen um den Platz im Fahrstuhl machen wird. Und noch darf uns nicht kümmern, ob dieser Lift überhaupt in Betrieb ist, oder ob er in dem Stockwerk stecken bleibt, wo er sich gerade befindet.

Blog • • von Bruno Wüthrich

 

Aufzug

Wer ist als erster beim Fahrstuhl, die SCL Tigers oder der EHC Visp?

 

Am 30. März 2013 fehlten den SCL Tigers im 6. Spiel des Playout-Finals 54 Sekunden zum Ligaerhalt. Am 6. April 2014 wurden die Langnauer im 6. Spiel des NLB-Playoff-Finals 17 Sekunden vor Schluss ebenfalls ins siebte Spiel geschickt. Sind die Situationen vergleichbar?

 

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Dies hätten sich die SCL Tigers letztes Jahr gewünscht. Doch in diesem Jahr soll es anders sein.

 

Die Einen fürchten sie wie der Teufel das Weihwasser, die Andern kämpfen eine Saison lang darum, sie zu erreichen: Die Ligaqualifikation! Die SCL Tigers kennen die eine Seite nur zu gut, und die andere lernen sie jetzt gerade in allen Facetten kennen. Zwei Mal hintereinander in einer Finalserie ins siebte Spiel geschickt zu werden, kann schon traumatisierend sein. Zumal wir ja wissen, wie die Geschichte beim ersten Mal geendet hat. 2013 war es dieses verflixte 6. Spiel, das die Weichen für die SCL Tigers in Richtung NLB stellte. Zwar folgten danach noch sieben Spiele, doch der Fahrstuhl nach unten war leider in Betrieb.

 

Um zu beurteilen, ob das Scheitern in diesem 6. Spiel der Playout Finalserie von 2013 etwas zu tun hat mit dem Scheitern im 6. Spiel der Playoff Finalserie von 2014, müssen wir zuerst die Gemeinsamkeiten erkennen. Erneut war es ein taktisch ungeschicktes Verhalten, das dem Gegner Sekunden vor Schluss der Partie erlaubte, ein Tor zu schiessen. Das können wir nicht schön reden. Das war am 30. März 2013 der Fall, das war auch am 6. April 2014 so! Wie im letzten Jahr haben die SCL Tigers auch diesmal wieder in einem entscheidenden siebten Spiel die Gelegenheit, die Serie noch zu retten. Doch damit enden die Gemeinsamkeiten.

 

Verlieren die Langnauer heute Abend dieses siebte Spiel, verbauen sie sich zwar damit eine grosse Chance zum direkten Wiederaufstieg. Doch man wird die Mannschaft und den Coaching-Staff hinterher trotzdem rühmen und darauf hinweisen, wie weit der Tiger es in seinem ersten NLB-Jahr bereits wieder gebracht habe, dass man dies so nicht habe erwarten oder voraussetzen dürfen, und dass man in den Bestrebungen auf dem Weg in die NLA absolut im Fahrplan sei.

 

Diesmal wollen jedoch die SCL Tigers in den Fahrstuhl, in welchen einzusteigen sie sich vor Jahresfrist noch zu wehren versuchten. Mehr noch: Sie liegen im Rennen darum, als Erster beim Fahrstuhl zu sein, auf der Zielgeraden gleichauf mit dem EHC Visp. Ob der Lift dann auch tatsächlich nach oben fährt, ist derzeit nicht das Thema. Doch um nach oben zu kommen, ist das Einsteigen unabdingbar. Deshalb stehen die SCL Tigers auch in diesem Frühjahr wieder unter Druck. Doch es ist ein anderer, selbst auferlegter, positiver Druck. Die SCL Tigers dürfen und sollen heute dieses 7. Spiel gewinnen. Es hat jedoch keine dramatischen Folgen, wenn sie es nicht schaffen. Dies ändert nichts an der Tatsache, dass das Team von Coach Bengt-Ake Gustafsson unbedingt gewinnen will. Die Langnauer stehen kurz vor dem Gipfel eines schwierig zu bezwingenden Berges. Das Ziel ist in Sicht. Das Wetter ist schön. Es folgt noch der kürzeste, aber auch der schwierigste Teil des Aufstieges. Kein Sportler, keine Mannschaft würde sich jetzt, so kurz vor dem Ziel, zurücklehnen und selbstzufrieden sagen, dass sie eigentlich für dieses Jahr genug erreicht habe. Nein! Jetzt will sie den Erfolg. Jetzt, jetzt, und nochmals jetzt! Sie will die Herausforderung annehmen und meistern. Und nicht die Angst ist ihr Begleiter, sondern der Glaube an sich selbst, und jede Menge Zuversicht. Mit dem EHC Visp steht allerdings in diesem entscheidenden Spiel vor der letzten Etappe eine Mannschaft gegenüber, die ebenso angstfrei, zuversichtlich, und mit eigenem, positivem Druck an diese Aufgabe herantreten kann. Sie steht am selben Berg. Die Sonne scheint auch für sie. Es wird ein Spiel auf Augenhöhe stattfinden.

 

Das war im letzten Jahr anders. Nach der Niederlage im 6. Spiel der Playout-Serie gegen die Lakers aus Rapperswil grassierte die Angst in Langnau. Zumal mit Claudio Moggi, Joel Genazzi und Bryce Lampman in eben diesem Spiel drei Leistungsträger für den Rest der Saison ausfielen. Heute muss man nicht mehr Psychologie studiert haben, um zu wissen, dass Angst lähmt.

 

In Biel machen nun Sorgen und Angst vor der Ligaqualifikation die Runde. Diese Angst kann ihnen auch der beste Psychologe nicht nehmen. Denn egal, gegen wen die Seeländer antreten müssen: Der Kampf um den Platz in der NLA wird nicht einfach. Ein bisschen ärgerlich wäre es deshalb schon, würden die Langnauer in der Serie gegen den EHC Visp scheitern.