Aufbruchstimmung im Emmental

Am Samstagabend war es soweit: Nach einem halben Jahr Umbauzeit spielten die SCL Tigers das erste Mal im modernisierten Ilfisstadion. Das Publikum war begeistert über Halle und Mannschaft, die 3:2 siegte.

Presse • • von Der Bund, Ruedi Kunz

Die wichtigste Kirche des oberen Emmentals steht schon seit über 50 Jahren in Langnau. Sie heisst Ilfisstadion und ist die Heimstätte der SCL Tigers. Am Samstagabend betreten viele SCL-Fans erstmals die komplett sanierte Eishockeykirche.

Sie spähen in den langen Gängen herum, staunen über die Grösse des Tiger- Saales, stehen geduldig Schlange an den Bierzapfanlagen, loben die Kombination von bestehenden mit neuen Elementen und schauen gebannt zum riesigen Videowürfel hoch. «Ä glungni Sach», «Schön», «Das isch aber guet cho!». Solche Sätze sind vor der Premiere häufig zu vernehmen. Das will etwas heissen, denn der Emmentaler ist keiner, der inflationär Superlative gebraucht.

 

Stolzer Gemeindepräsident

Bernhard Antener freut sich wie ein Kind über das Gemeinschaftswerk von öffentlicher Hand und regionalen Firmen. «Wir haben in nur 33 Monaten etwas auf die Beine gestellt, worauf wir stolz sein dürfen», sagt der Langnauer Gemeindepräsident. Der joviale SPGrossrat hat sein ganz politisches Gewicht eingesetzt, um dem Langnauer Souverän einen Kredit von 15 Millionen Franken schmackhaft zu machen. Mit Erfolg: 76 Prozent der Stimmbeteiligten sagten Ja zum Sanierungskredit. Nun steht Antener in der Jakob-Galerie und unterhält sich angeregt mit Sponsoren, Dorfprominenz, Politikern und Handwerkern. Die wenigsten tragen Krawatten – Bodenhaftung hoch oben im VIPBereich.

 

Gefühlsmässig hoch oben in der Luft schwebt Peter Jakob. Der Tigers-Verwaltungsratspräsident nimmt Worte in den Mund, die ihm sonst nicht oft über die Lippen kommen. «Megageil» sei die Halle geworden, sagt er, als er die Zuschauer willkommen heisst. Dann überlässt der Unternehmer, dessen Drahtseilfirma fast 17 Millionen in den Nordanbau gesteckt hat, das Eis vier Alphornbläsern. Die Darbietung passt den Gästefans aus Genf gar nicht. Zum Ärger der Einheimischen stimmen sie Gesänge an, die die urchigen Klänge fast übertönen.

 

Nervenschwache Tigers

Um 19.45 Uhr, als der Match zwischen den Tigers und Tabellenführer Servette angepfiffen wird, sind die Misstöne vergessen. 6050 Zuschauer verfolgen, wie die Einheimischen im ersten Drittel mit voller Kraft vorwärtsstürmen. Nach 14 Minuten ist es so weit: Sandro Moggi erzielt das erste Tor. Die SCL-Fans, die neuerdings auf der Ostseite untergebracht sind, fallen sich in die Arme. Kurz darauf schütteln sie ungläubig den Kopf.

 

Simon Moser, der nach seinem Kreuzbandriss erst seinen zweiten Ernstkampf bestreitet, bringt einen Penalty nicht an Genf-Goalie Stephan vorbei. Die Langnauer strapazieren auch in Drittel zwei und drei die Nerven ihrer treuen Anhänger. Vorne vergeben sie mindestens ein halbes Dutzend beste Chancen. In der Abwehr benötigen sie das Können von Jaroslaw Hübl, um nicht in Rückstand zu geraten. Der Goalie wird dann auch zu Recht zum besten Spieler des Abends gekürt.

 

Der Held kommt aus Tschechien

Die Tigers-Fans haben den 29-jährigen Tschechen längst ins Herz geschlossen. Nach dem Match skandieren sie so lange seinen Namen, bis er zu einer Ehrenrunde erscheint. Einen Sonderapplaus gibt es auch für den wiedergenesenen Simon Moser. Die Captain lobt später wie Kim Lindemann die Anhänger in den höchsten Tönen: «Sie haben uns nach vorne gepeitscht, wir hatten unheimlich viel Power.» Lindemann, der gebürtige Aroser, wird den aufwühlenden Match gegen Servette auch deshalb nicht so schnell vergessen, weil ihm das erste Tor im Tigers-Trikot gelang.

 

Spätabends diskutiert die Klubleitung in der Jakob-Galerie über die Premiere. Geschäftsführer Ruedi Zesiger ist froh, dass die «erste Etappe» auch resultatmässig geglückt ist (3:2-Sieg). Jakob ist überzeugt, dass er und seine vielen Helfer etwas bewerkstelligt haben, welches weit über das Emmental hinausstrahlen wird. Das erfüllt den VR-Präsident zu Recht mit Stolz.