Berner Eishockey in Bangkok

Der 26-jährige Berner Jürg Dolder studiert in Thailand Wirtschaft – und spielt dort im Team der Bangkok Flying Farangs auch erfolgreich Eishockey.

Presse • • von Berner Zeitung, Daniel Ernst

 

Dass Jürg Dolder in Thailand Eishockey spielen würde, hätte der 26-jährige Berner vor seiner Abreise nicht gedacht. Zwei Jahre ist es mittlerweile her, dass der junge Berner seine Sachen packte und in der Millionenmetropole seine Zelte aufschlug. Vor seiner Abreise aus der Schweiz hatte der frühere Spieler der 1.-Liga-Teams von Thurgau, Unterseen, Neuenburg (NLB) und zuletzt Lyss seinen Eishockeystock in die Ecke gestellt.

 

 

 

Gleich zu Beginn meines Studiums hier in Bangkok lernte ich eine Schweizerin kennen, welche mir sagte, dass ihr Mann vor Ort Eishockey spiele», sagt der Berner. Ihr Mann, Remo Nyffenegger, hatte Anfang der 90er-Jahre 80 Spiele für den SC Langnau in der NLB absolviert. Mittlerweile ist er hauptberuflich als Lehrer in der Swiss School in Bangkok tätig.

 

McDonald’s hinter Ersatzbank

Dolder folgte seinem neuen Freund in sein erstes Eishockeytraining in Thailand. Es sei schon etwas gewöhnungsbedürftig gewesen, beschreibt Dolder seinen ersten Trainingsbesuch. Das Team, die Bangkok Flying Farangs, trainiert und spielt in der Central Plaza Rama Shopping Mall. Das Eisfeld befindet sich im siebten Stock des Einkaufszentrums, direkt neben der McDonald’s-Filiale. Ein Hochleistungssport ist Eishockey in Thailand freilich nicht. Die Trainings sind öffentlich, was nicht heisst, dass Medienschaffende den Trainings beiwohnen können, sondern dass ganz einfach jeder, der will, mitspielen kann.

 

Die Teammitgliedschaft ist denn auch nicht mit übermässigem Zeitaufwand verbunden. Einmal Training, einmal Spiel ist die Frequenz, mit welcher sich ein Flying-Farangs-Spieler im Durchschnitt wöchentlich herumschlagen muss. «Die Vorbereitung auf das Heimturnier war schon etwas intensiver», sagt Dolder. Sein Wirtschaftsstudium an der Ramkhamhaeng University nimmt da schon mehr Zeit in Anspruch. Dolder, der sich aufgrund des seines Erachtens aufstrebenden asiatischen Marktes dazu entschieden hat, in Bangkok zu studieren, gefällt an der thailändischen Hauptstadt besonders, dass immer etwas los ist. Dennoch hat er sich in einem Appartement ein bisschen abseits des Trubels einquartiert.

 

«Meine Wohnung hier ist in einem einfachen Appartementkomplex etwas ausserhalb des Zentrums. Dank der nahen U-Bahn-Station gelange ich aber recht schnell ins Zentrum oder an die Universität», sagt der Berner, welcher in der Freizeit auch gerne mit seinen Freunden an den Strand fährt. Er hat sich in der thailändischen Metropole gut eingelebt, und das Training in der Eishalle bietet ihm eine willkommene Abkühlung zu den ausserhalb herrschenden Temperaturen.

 

NHL-Spieler auf Stippvisite

An einem vom Team organisierten Turnier konnten die Flying Farangs sogar auf die Dienste des gestandenen NHL-Profis Johnny Oduya von den Chicago Blackhawks zählen. «Johnny nutzte die Gelegenheit, um sich während seinen Ferien hier fit zu halten», sagt Dolder mit einem Schmunzeln. Der Schwede sei selbstverständlich eine grosse Bereicherung für das Team gewesen, und auch er selbst sei angetan vom Trainingsfleiss des 36-Jährigen gewesen.

 

Sein Team, bestehend aus Thais, einigen Kanadiern und mit Dolder und Remo Nyffenegger eben auch Schweizern, konnte im Final des Turniers die teilweise aus Profis bestehende Mannschaft von Abu Dhabi besiegen. In der Thai World Hockey League, der höchsten thailändischen Liga, belegen die Farangs zurzeit einen Platz im Mittelfeld. Bei lediglich vier Teams heisst dies im Umkehrschluss, dass sie momentan weder an der Spitze noch am Ende der Ligatabelle stehen. Dolder denkt, dass die Flying Farangs in der Schweizer 2. Liga durchaus gut bestehen könnten.

 

Nach dem Sieg am Heimturnier beispielsweise dinierten die Flying Farangs im noblen Koi-Restaurant. Die teaminterne Musikformation gab bei dieser Gelegenheit einige ihrer Songs zum Besten. Bei rockigen Coversongs liessen die Farangs den Abend ausklingen.