Besser als gar kein Entscheid

Er fiel nicht den Medien zum Opfer, sondern einzig und allein den Resultaten. 16 Punkte aus 28 Spielen waren zu wenig, um John Fust als Chefcoach der SCL Tigers im Amt zu halten. Die Umstände konnten so nicht mehr gebührend berücksichtigt werden.

Blog • • von Bruno Wüthrich

Gut 250'000.- Franken soll John Fust gemäss Medienberichten pro Jahr verdienen. Viel zu viel, wenn man die Resultate der SCL Tigers in diesem, und auch bereits im letzten Jahr betrachtet. Viel zu wenig, wenn man bedenkt, dass John Fust Opfer einer Entwicklung wurde, welche mehrheitlich andere verschuldeten, und die, das sollte man zur Entlastung aller beteiligten Führungsebenen berücksichtigen, auch viel mit Pech zu tun hatte. FANTIGER stellte sich immer voll hinter John Fust, und würde dies auch heute noch tun, wäre er noch im Amt. Aber immer mehr zeichnete sich ab, dass ob all der Niederlagen wohl intern zu viel zerbrach, um ihn noch länger zu halten. Hinweise auf das schmale Kader und die lange Verletztenliste konnten nicht mehr helfen. Es brodelte sowohl bei den Sponsoren wie bei den Fans. Deshalb ist es müssig zu fragen, ob dieser Entscheid nun richtig war oder falsch. Er war auf jeden Fall besser als gar kein Entscheid!

 

John Fust war immer loyal

«Wir sind hier in Langnau, und wir müssen mit dem auskommen, was wir haben. Wir können nicht die Stars der Liga holen. Aber wir sind stark genug. Es liegt nur an uns selbst.» So oder ähnlich tönte es immer bei John Fust, wenn er nach der Stärke des Kaders gefragt wurde, oder Auskunft darüber geben musste, ob er zufrieden sei mit den Spielern, die er zur Verfügung habe. John Fust konnte gegenüber den Medien seine Spieler in der Sache hart kritisieren, aber gleichzeitig redete er sie immer stark. Nie haute er einen seiner Schützlinge in die Pfanne. Auch gegenüber seinen Vorgesetzten verhielt er sich, so weit dies von aussen beurteilt werden kann, stets loyal. Vielleicht wurde ihm zum Verhängnis, dass er gar zu loyal war, und zu wenig energisch protestierte, als bezüglich Vorwärtsstrategie nicht gehalten wurde, was die Führungsetage zuvor versprach. Schwer vorstellbar, dass John Fust einer Vertragsverlängerung zugestimmt hätte, wenn er gewusst hätte, mit welchen Ressourcen er die Saison 2012/13 steigen musste. Er kritisierte seine Vorgesetzten nie. Auch nicht andeutungsweise. Er beklagte sich nie über sein Kader. Erst ganz zuletzt verwies er im einen oder andern Fall auf die umfangreiche Verletztenliste.

 

Wird es nun besser?

FANTIGER behauptete immer, dass mit diesem Kader und der aktuellen Situation durch die zahlreichen Verletzten auch kein anderer Coach die Spiele gewinnen kann und wird. Diese These wird wohl kaum bewiesen werden können, weil nach der Nationalmannschaftspause verschiedene Spieler wieder ins Kader zurück kehren sollten. Trotzdem werden wir einen Vergleich vorher/nachher machen können. Wir müssen die Ausbeute der SCL Tigers nach der Natipause mit derjenigen zu Beginn der Saison vergleichen. Die Latte liegt nicht allzu hoch. John Fust hatte zuerst 10 Auswärtsspiele zu bestreiten und erreichte dabei 8 Punkte, oder einen Schnitt von 0,8 Punkten pro Spiel. Somit sollte recht schnell klar werden, ob der Trainerwechsel etwas bringt oder nicht.

 

Es sind weitere Massnahmen gefordert

Alex Reinhard vom Assistenten zum Headcoach zu machen, und Konstantin Kurashev vom Elite A – Coach zu Reinhards Assistenten, ist ein Entscheid, der nichts kostet. Dies darf jedoch nicht die einzige Massnahme bleiben, denn sonst werden in Langnau nicht nur weitere Karrieren ruiniert, sondern auch das Fortbestehen der SCL Tigers als Vertreter der NLA ernsthaft in Frage gestellt. Sollte Alex Reinhard nur eine Übergangslösung sein, und wird ein neuer Coach gesucht, so ist diesem dringend zu raten, sich zugesagte Verstärkungen schriftlich garantieren zu lassen, bevor er einen Vertrag unterschreibt. Dass den Verwaltungsräten des Langnauer Eishockey-Unternehmens die Sportkompetenz zumindest teilweise fehlt, sei ihnen verziehen, sofern sie Fehlentscheide aus der Vergangenheit auch wieder gut zu machen gewillt sind. Sportliche Kompetenz muss zuerst erlernt werden. Sie kommt durch Erfahrung, aber nicht von heute auf morgen. Aber die aktuelle Krise hätte mit entsprechendem kommunikativem Geschick der Führungsetage nicht in der Entlassung des Coachs enden müssen. Kommunikatives Geschick hat nichts mit der Sportkompetenz zu tun. Wie wäre es beispielsweise gewesen, wenn Peter Jakob und Ruedi Zesiger, die ja durch die grossartig gelungene Sanierung der Ilfishalle in der Bevölkerung und bei den Fans einen enormen Bonus geniessen, hingestanden wären, und ihre Fehleinschätzungen im sportlichen Bereich der SCL Tigers zugegeben, und (Nach-) Besserung gelobt hätten, und um die nötige Zeit dafür gebeten hätten. Sie hätten diese Zeit erhalten, und damit den Coach und die Mannschaft etwas aus der Schusslinie genommen. Nichts dergleichen geschah, und so betrieb die Teppichetage eine fragwürdige (Nicht-) Kommunikation, für die, um sie zu entschuldigen, zum ersten Mal die tolle Leistung, die durch die Sanierung der Ilfishalle erbracht wurde, heran gezogen werden muss.

 

John Fust hat davon leider nichts mehr. Er braucht deshalb gar nichts zu entschuldigen. Trotzdem bleibt zu hoffen, dass John Fust bald wieder irgendwo als Headcoach arbeiten kann, und damit das Lohnbudget der SCL Tigers nicht mehr belastet. Denn das dadurch frei werdende Geld kann gut anderweitig eingesetzt werden.