Bewegung im NHL-Kindergarten

Nachdem auch die Schlichtungsstelle im Lockout-Streit auf Granit biss, setzen sich die Teambesitzer nun mit den Spielern zusammen. Solche direkten Gespräche hat es noch nie gegeben.

Presse • • von 20 Minuten online, Klaus Zaugg

Die Verhandlungen zwischen NHL-General Gary Bettman und Spielergewerkschafts-Boss Don Fehr sind festgefahren. Selbst die staatliche Schlichtungsstelle brachte die Gespräche nicht mehr in Gang. Was nun?

 

Nun gibt es wieder Bewegung im NHL-Kindergarten. Von den Teambesitzern kommt ein Vorschlag, der die Spielergewerkschaft verwirrt. Ist es ein Trick oder die Lösung des Problems? Fünf Teambesitzer – vorgesehen sind Ted Leonsis (Washington), Jeremy Jacobs (Boston), Murray Edwards (Calgary) und eventuell James Dolan (Rangers) und Geoff Molson (Montreal) – sollen nächste Woche in New York direkt mit einer Spielerdelegation reden. In Abwesenheit von Gary Bettman und Don Fehr. Solche direkten Gespräche zwischen den Milliardären (den Teambesitzern) und den Jungmillionären (den Spielern) hat es noch nie gegeben.

 

Der Vorschlag spaltet die Spielergewerkschaft. Die eine Seite sieht darin bloss einen PR-Trick und ein Mittel, den Druck auf die Spieler weiter zu erhöhen. Andere hingegen eine Möglichkeit, aus der verfahrenen Situation doch noch herauszukommen. Stark vereinfacht gesagt geht es um eine scheinbar unüberbrückbare Differenz: Die Teambesitzer sind bereit, die Gesamteinnahmen (letzte Saison 3,3 Milliarden) 50:50 zu teilen. Das bedeutet: Gehen die Gesamteinnahmen zurück, sinken auch die Löhne. Dies akzeptiert die Gewerkschaft unter keinen Umständen. Die Spieler wollen garantierte Verträge (Löhne).



Druck auf Gewerkschaftsboss steigt

Trotz eines Notgroschens zwischen 10 und 20 Prozent des NHL-Gehaltes aus der Gewerkschafts-Kriegskasse geht da und dort einem der Jungmillionäre langsam aber sicher das Geld aus. Ausgerechnet an Weihnachten droht ein heiliger finanzieller Bimbam. Auch die grossen NHL-Spieleragenten werden nervös: Wenn nicht gespielt wird, bekommen sie keine Agentenprovision. Jeweils Ende Dezember und Ende Saison werden die Provisionen ausbezahlt.

 

Nicht alle haben, wie etwa der bekannte Schweizer NHL-Agent Andy Rufener, auch Klienten in der NLA, die ein wenig Geld einbringen und das Erledigen der Weihnachtseinkäufe möglich machen. Der Druck auf Gewerkschaftsboss Don Fehr, endlich einen Deal zu machen, steigt und steigt.



Lieber eine Hundeshow als gar nichts

Die Saison 2004/05 ist erst am 16. Februar 2005 abgesagt worden. Auch deshalb, weil es sich einfach niemand vorstellen konnte, dass erstmals in der Geschichte eine NHL-Saison abgesagt werden könnte. Diesmal wird nicht so lange gewartet. Die Sorge der Spieler wird immer grösser, dass die Teambesitzer bereits im Dezember ein Ultimatum stellen um noch mehr Druck zu machen.

 

Wenn bis zu einem bestimmten Datum im Dezember keine Einigung erzielt wird, dann wird die Saison annulliert. Damit die Teambesitzer genug Zeit haben, ihre multifunktionellen Stadien mit Ersatzveranstaltungen zu nutzen: Lieber eine Hundeshow als gar nichts.