Nach Stockschlag gegen Linienrichter

Chris DiDomenico wird in Langnau zur Hypothek

Die Antwort dieser Frage könne über Aufstieg und Abstieg entscheiden, behauptet das Internetportal watson.ch in einem Artikel von heute. Das Portal hat recht, wenn auch völlig anders, als viele vermuten. Mit Chris DiDomenico werden die Langnauer nicht aufsteigen.

Blog • • von Bruno Wüthrich

 

DiDomenico h05-01Wir wollen weder (vor)verurteilen, noch wollen wir mögliche Ursachen unter den Teppich kehren. Der Vorfall in Langenthal war von der Pressetribüne aus nicht zu sehen, und wir können deshalb nur nachplappern. Chris DiDomenico soll einen Linesman mit dem Stock getroffen haben, wobei unklar ist, ob der Angriff einem Gegenspieler oder dem Linesman galt. Dido wird seit einiger Zeit - gelinde gesagt - von jedem Gegner einer Spezialbehandlung unterzogen, was ihm vor allem mental zu schaffen macht. Der Kanadier ist nicht nur einer der besten Skorer der NLB, er hat vor allem in der ersten Saisonhälfte immer wieder auch wichtige Tore geschossen und vorbereitet. Er ist deshalb kein Schönwetterspieler, der nur dann gut spielen kann, wenn es der Mannschaft sowieso schon läuft. Doch er ist ein Puckmonopolist und glänzte mit seinen Alleingängen, so lange seine Gegenspieler noch kein Mittel dagegen hatten. Dies hat inzwischen jedoch geändert und deshalb stösst Langnaus Topscorer mangels spielerischer Alternativen mehr und mehr an seine Grenzen. Seine Spielweise und Laufwege werden inzwischen vorausgesehen, und seine Vorstösse werden deshalb immer häufiger gestoppt. Der Prozentsatz seiner erfolgreichen Alleingänge tendiert inzwischen gegen Null. Seriöse Versuche, den Kanadier mannschaftsdienlicher spielen zu lassen, endeten bisher grossmehrheitlich in dessen Wirkungslosigkeit.

 

Gemäss Abklärungen von Watson bei Einzelrichter Reto Steinmann droht DiDomenico eine Strafe zwischen drei Spielsperren bis zu einer Sperre über das Saisonende hinaus. Tauchen keine Filmaufnahmen auf, wird die Aussage des getroffenen Linesman Michael Tscherrig entscheidend. Er taxiert den Stockschlag von DiDomenico nicht als persönlichen Angriff, sondern als Angriff auf einen Gegenspieler. Mit etwas Glück hat der Vorfall nur wenige Spielsperren zur Folge.

 

Doch Langnaus Topscorer hat eine kurze Zündschnur, und er steht jetzt im Visier der Unparteiischen. Dies kann für die SCL Tigers nicht von Vorteil sein. Wollen sich die Langnauer im Kampf um den Aufstieg nicht einen gewichtigen Nachteil einhandeln, müssen sie tätig werden. Der sportlichen Führung dürfte inzwischen längst aufgefallen sein, dass ihr bester Scorer zuletzt nicht mehr den Drive und die Wirkung hatte wie noch zu Beginn der Saison. Für den Aufstieg brauchen die Langnauer zwei überdurchschnittliche Ausländer. Überdurchschnittlich ist DiDo nur noch, wenn man die ganze Saison betrachtet. Zuletzt schrumpfte sein Wirkungsgrad jedoch gewaltig. Die Art und Weise, wie seine Gegenspieler mit ihm umzugehen wissen, lässt uns zweifeln, dass sich dies nochmals radikal ändern wird. Bereits während dem Playoff-Final im Frühjahr 2014 gegen den EHC Visp scheiterten die Langnauer auch (nicht nur) deswegen, weil die Walliser den Kanadier im Griff hatten. Im Rennen um den Aufstieg kann DiDomenico keine Akzente setzen.

 

An den Finanzen sollte es nicht liegen. Anders als in der letzten Saison hatten die SCL Tigers bisher deutlich weniger kostspielige Nachrüstaktionen zu verkraften. Die bisher teuerste Investition dürfte diejenige von Julien Bonnet gewesen sein, der gemäss einer Medienmitteilung der SCL Tigers von heute bis Ende Saison verpflichtet wird. Deutlich weniger kosten dürften die temporär verpflichteten André Lakos, Michael Flückiger und - für zwei Spiele - Christian Moser. Bisher fanden im Schnitt 5'063 Zuschauer den Weg zu den Heimspielen der Langnauer. Das Catering soll zudem besser laufen als noch in der letzten Saison.

 

Der Ausraster müsste den sportlich Verantwortlichen der SCL Tigers die Augen öffnen. Steigert er sich nicht deutlich und spielt er nicht variabler, so kann Chris DiDomenico in den Playoffs lediglich noch eine taktische Variante sein, falls Coach Bengt-Ake Gustafsson einmal mit zwei Stürmern agieren möchte. Mit DiDo als einzigem ausländischem Stürmer werden die Langnauer im Aufstiegsrennen nicht reussieren. Nach seinem Stockschlag gerät er zudem in den Fokus der Schiedsrichter und wird deshalb zusätzlich zur Hypothek für seine Mannschaft.

 

Bild: Susanne Bärtschi