Daniel Steiner: «Ich liege nie unter den Palmen»

Der 32-jährige Emmentaler sitzt am Samstag als Zuschauer in der Ilfishalle, wenn Lugano auf die SCL Tigers trifft. Der Stürmer spricht über seine Verletzung, die Zukunft und das Image der Tessiner Eishockeypr

Presse • • von Berner Zeitung, Philipp Rindlisbacher

Sie wurden vor einer Woche am Ellbogen operiert. Wie geht es Ihnen?

Daniel Steiner:Eigentlich ganz gut. Für die Schleimbeutelentfernung war nur ein kleiner Eingriff notwendig. Ich darf schon wieder aufs Eis, absolviere ein Spezialprogramm. Das ist leider noch härter als das Teamtraining (lacht). Vielleicht kann ich schon in einer Woche wieder eingesetzt werden.

 

Was war genau passiert?
Im Spiel gegen Kloten (2.Januar/die Red.) war ich alleine auf den Goalie losgelaufen, da zog mir jemand die Beine weg. Ich fiel hin und rutschte direkt ins Tor. In letzter Sekunde schlug ich noch die Arme vors Gesicht; ich dachte mir, lieber eine Ellbogenverletzung als ein wüstes Gesicht. Zunächst spürte ich gar nichts, doch dann floss plötzlich viel Blut.

 

Lugano spielt am Samstag gegen die SCL Tigers. Werden Sie trotz Verletzung nach Langnau reisen?
Ja, denn ich mag es nicht, auf der Couch zu sitzen und die Spiele im Fernseher zu schauen. Meine Familie und die meisten Freunde leben im Bernbiet. Mir gefällt es gut in Lugano, aber wenn ich mal zwei, drei Tage frei habe, kehre ich oft in die Region zurück.

 

Sie verliessen das Emmental nach der Playoff-Saison im Frühling 2011. Haben Sie noch Kontakte zum Verein?
Während der Saison sieht man sich etwas weniger. Aber manchmal treffe ich ein paar Jungs im Ausgang, kürzlich besuchte ich Simon und Christian Moser, Tobias Bucher und Joël Genazzi in ihrer gemeinsamen Wohnung.

 

Bei den SCL Tigers ging es zuletzt turbulent zu und her, der Klub kämpft einmal mehr gegen den Abstieg.
Nun ja, darum geht es in Langnau eigentlich seit 14 Jahren. Und das wird sich so schnell auch kaum ändern. Ich habe aus der Ferne verfolgt, was in den letzten Wochen los war, aber ich mache mir keine Sorgen. Soviel ich weiss, wird schon jetzt vergleichsweise sehr hart trainiert und vor allem an die Playouts gedacht.

 

Ihr Team liegt auch nur auf Rang 8, es läuft seit Wochen alles andere als nach Wunsch – weshalb?
Es ist so, als hätte ein Virus den Klub befallen. Seit dem Meistertitel 2006 hat Lugano keine Playoff-Serie mehr gewonnen. Es ist eine Mentalitätsfrage; es gelingt vielen nicht, diese negativen Gedanken endlich aus dem Kopf zu vertreiben. Aber eben, wenn Sie versuchen, nicht an ein Krokodil zu denken, werden Sie genau das tun.

 

Man hört immer wieder den Vorwurf, Luganos fürstlich bezahlte Profis würden es sich unter den Tessiner Palmen gut gehen lassen...
...solche Geschichten erfinden die Medien. Ich jedenfalls liege nie unter den Palmen (lacht). Natürlich gibt es Unterschiede zu anderen Klubs, es herrscht hier eine andere Kultur mit italienischem Einschlag. Aber auch wir trainieren und spielen Tag für Tag.

 

Ihr Vertrag läuft Ende Saison aus. Wissen Sie schon, wie es weitergehen wird?
Mein Agent schaut sich derzeit um. Ich will mir aber nicht in die Karten blicken lassen.

 

Die Langnauer haben sich noch nicht gemeldet?
Ich kann nur so viel sagen: Zu den SCL Tigers werde ich nicht wechseln. Mein Agent hat sich mit den Klubverantwortlichen unterhalten, eine Offerte gab es aber nicht.

 

In Lugano verdienen Sie ein Vielfaches von dem, was Sie in Langnau erhielten. Nun sind Sie 32. Spielt Geld die Hauptrolle?
Geld sollte nicht der wichtigste Grund sein. Demnächst müsste sich etwas ergeben.

 

Neue Aufgabe für John Fust?

Am 9.Dezember wurde John Fust als Langnauer Trainer freigestellt, seither hat er sich rar gemacht. Solange seine vertragliche Situation nicht geklärt sei, wolle er keine Interviews geben, liess der Kanada-Schweizer unlängst verlauten. Der Klub hat ihm nicht gekündigt, Fust ist noch bis Ende der Saison 2014/2015 angestellt und verdient pro Jahr geschätzte 250000 Franken. In diesen Tagen diskutiert er mit den Klubverantwortlichen über seine Zukunft. Offenbar planen die SCL Tigers, Fust als Scout einzusetzen, er soll künftig in der Nationalliga B nach Talenten Ausschau halten. Gemäss Vertrag muss er eine «ihm zumutbare Aufgabe» erfüllen.

Von den SCL Tigers will zu den Gesprächen niemand Stellung nehmen. Dem Klub käme es gewiss nicht ungelegen, fände John Fust bald einen neuen Trainerjob.