Berner Zeitung, Simon Graf

Das Comeback der Champions Hockey League

Der neue Clubwettbewerb im europäischen Eishockey steht. Und weckt bei den ZSC Lions wohlige Erinnerungen.

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Die Champions League im Fussball, die das grosse Geld in die Kassen der Teilnehmer spült, ist das nicht zu erreichende Vorbild. Aber es gibt auch eine Champions League im Volleyball. Und im Handball. Und ab nächster Saison auch wieder im Eishockey. Die einzige Austragung gewannen die ZSC Lions 2008/09 trotz scheinbar übermächtiger Konkurrenz, das finale Rückspiel gegen Magnitogorsk (5:0) wurde in Rapperswil-Jona zum Zürcher Triumphzug. Dann wurde der Wettbewerb eingestellt, weil der Hauptgeldgeber ausstieg. Sachte tastete man sich in der Folge an neue Ideen heran, und die Clubs führten in Eigenregie die European Trophy ein, die aber das Label des Vorsaison-Turniers nie abstreifen konnte. Ihr Nachfolger heisst nun wieder Champions Hockey League.

 

Lions-Geschäftsführer Peter Zahner war bei der Namensvergabe einer der treibenden Kräfte. Diesmal ist zwar nicht so viel Geld im Spiel wie bei der Premiere, dafür soll diese Liga nachhaltiger sein. Die 26 Gründungsvereine aus der Schweiz, Deutschland, Österreich, Tschechien, Finnland und Schweden haben ihr Aktienkapital von 80'000 Euro schon einbezahlt, insgesamt kamen durch die Beteiligung der Ligen sowie des Internationalen Hockeyverbands (IIHF) 3,3 Millionen Euro zusammen. Es ist die Starthilfe für den Wettbewerb, der langfristig ausgerichtet ist. Nächste Saison werden aus der NLA die Gründervereine SC Bern, Fribourg Gottéron, ZSC Lions und EV Zug sowie der am besten Klassierte ausserhalb dieses Quartetts teilnehmen. Denkbar ist auch, dass die Schweiz eine weitere Wildcard erhält.

 

KHL vorerst nicht dabei

40 Teams sollen insgesamt mitspielen, nach 149 Partien steht der neue Champion im europäischen Clubeishockey fest. Nicht dabei sind aber, zumindest vorerst, Teams aus der russischen KHL. «Wir sind offen für sie für die Zukunft», sagt Zahner. «Aber wir sind es, die die Bedingungen diktieren.» Was den sportlichen Wert betrifft, ist die Absenz der KHL sicher zu bedauern. Kostenmässig kommt sie den Westeuropäern indes entgegen. Denn Reisen an den Ural oder bis nach Asien sind teuer und würden die Budgets sprengen. Ein grosses Preisgeld wie bei der ersten Champions League gibt es vorderhand nicht zu verdienen. Ihre Einnahmen müssen die Clubs mit dem Ticketverkauf generieren. Für die Vermarktungsrechte bezahlt Infront vorerst für drei Jahre eine Garantie.

 

«Es ist je nach Gegner realistisch, die Teilnahme kostenneutral zu gestalten», sagt Zahner. Und er betont, dass der sportliche Austausch mit europäischen Konkurrenten die Teams auf verschiedenen Ebenen weiterbrächten. In der Vorrunde wird nicht gegen Mannschaften aus dem eigenen Land gespielt. Zuerst werden in zehn Vierergruppen sechs Partien bestritten, die zehn Gruppenersten sowie die sechs besten Gruppenzweiten qualifizieren sich für die Achtelfinals. Die ersten vier Vorrundenspiele werden noch vor dem Saisonstart in den nationalen Ligen absolviert. Mit der Meisterschaft, dem neuen Schweizer Cup und der Champions League könnte ein NLA-Team im nächsten Winter auf über 80 Spiele kommen. Das sind NHL-Verhältnisse.

 

Man darf also gespannt sein, welche Priorität die Schweizer Clubs dem europäischen Wettbewerb einräumen – und wie er von den Zuschauern aufgenommen wird. Denn letztlich entscheiden diese, ob eine Champions League auch im Eishockey eine Daseinsberechtigung hat.

 

Champions Hockey League. Die 26 Gründungsclubs:
Schweiz (4): SC Bern, Fribourg-Gottéron, ZSC Lions, EV Zug.
Deutschland (4): Adler Mannheim, Eisbären Berlin, ERC Ingolstadt, Krefeld Pinguine. Österreich (2): Red Bull Salzburg, Vienna Capitals.
Tschechien (4): HC Bili Tygri Liberec, HC Pardubice, HC Sparta Prag, HC Vitkovice Ostrava.
Schweden (6): Djurgården Stockholm, Västra Frölunda Göteborg, Färjestads BK, HV71 Jönköping, Linköpings HC, Luleå HF.
Finnland (6): IFK Helsinki, Jyväskylä, KalPa Kuopio, Oulu Kärpät, Tappara Tampere, TPS Turku.