Kommentar zum Beitritt des Kantons Bern zum verschärften Hooligan-Konkordat

Das haben wir den Chaoten zu verdanken

Es ist ein deutliches «Ja» der Bernischen Stimmbürger zu den Verschärfung des «Konkordats über Massnahmen gegen Gewalt anlässlich von Sportveranstaltungen». Zu verdanken haben wir diesen Entscheid einer kleinen Minderheit von Schlägern, Vandalen, Pyromanen und Chaoten, dem Umstand, dass der Datenschutz die Täter zu sehr schützt, sowie einem völlig unfähigen Gegner-Komitee.

Blog • • von Bruno Wüthrich

Das gegnerische Komitee glänzte mit einigen schönen Sprüchen. Zum Beispiel jeder von Mathias Tromp, BDP Grossrat: «Rowdys hart anpacken – Fans feiern lassen». Oder Yves Aeschbacher, SP-Stadtrat Burgdorf: «Die beste Art, die Kosten im Bereich der Sicherheit rund um die Stadien zu optimieren, ist die Fanarbeit zu unterstützen und zu fördern». Auch sehr schön der Satz von Petra Wyss, Vize-Präsidentin SVP-Frauen Kanton Bern: «Ich möchte nicht, dass wegen einigen schlecht erzogenen Lümmeln alle Besucherinnen und Besucher von Sportveranstaltungen bestraft werden».

 

Obige Aussagen und noch einige mehr (u.a. von Kuno Lauener von Züri West und Büne Huber von Patent Ochsner) sind nachzulesen auf der Webseite «konkordatnein.ch» des Komitees gegen das verschärfte Konkordat. Ich würde persönlich all diese Statements unterschreiben. Schliesslich habe ich mich in einem Blog vom 15. März 2013 dezidiert gegen das Konkordat ausgesprochen. Dabei ging es mir jedoch um die Freiheit der friedlichen Sportfans, und keineswegs darum, irgendwelchen kriminellen Trotteln die Plattform zu erhalten. Ich ging davon aus, dass das Komitee die Zusammenarbeit mit friedlichen Fans und friedfertigen Fanklubs sucht, um das Konkordat zu bekämpfen. Doch mit dieser Annahme irrte ich mich zumindest teilweise.

 

Das Komitee liess sogar Podiumsgespräche organisieren. Zu diesem Zweck wurden zum Teil zweifelhafte Fanclubs oder Fangruppierungen vor den Karren gespannt. Zum Beispiel für die Veranstaltung vom 21. Januar 2014 in Langnau. Da tauchte auf den Flyern zur Bewerbung dieses Podiums die bis dato weitgehend unbekannte Gruppierung «Gelb-Rotes Band» als Organisator auf. Die Gruppe ist auf der Homepage der SCL Tigers nicht als Fanclub aufgeführt, und auch bei Google taucht der Name nur gerade im Zusammenhang mit dem Hooligan-Konkordat auf. Mails dieser Gruppe werden grundsätzlich nie mit einem Namen versehen, und der jeweilige Absender ist nicht ohne weiteres zu eruieren. Interessant ist aber, dass drei Führungskräfte dieser nebulösen Gruppe aktuell mit Stadionverboten belegt sein sollen, die allerdings gerade am auslaufen sind.

 

Die Zusammenarbeit des Komitees mit solch zweifelhaften Gruppierungen ist nicht dazu angetan, die Allgemeinheit oder friedliche Sportfans davon zu überzeugen, dass ein «Nein» zur Verschärfung des Konkordats besser gewesen wäre. Wie denn auch? Um wen geht es denn, wenn man gegen die Verschärfung des Konkordats ist? Geht es um die Freiheit der friedlichen Sportfans, oder geht es letztendlich doch nur um die Chaoten? Gerade weil dies wegen des Vorgehens des Komitees nicht klar war, ist der auch in dieser Deutlichkeit ausgefallene Volksentscheid vollauf zu verstehen. Selbst ich bin nämlich noch ins Wanken gekommen, aber letztendlich doch bei meinem Entscheid geblieben. Weshalb das Komitee seine Partner so und nicht anders auswählte, bleibt ebenso schleierhaft wie unverständlich. Dem Komitee gehören immerhin fünf Nationalräte an, und es wimmelt nur so von Grossräten, Stadträten und Gemeinderäten. Man sollte also meinen, dass da Leute dabei sind, die etwas davon verstehen, wie man das Volk auf seine Seite zieht. Die saftige Abstimmungs-Ohrfeige ist die Quittung für das dilettantische Vorgehen der Konkordatsgegner. Den Preis werden aber auch die friedlichen Fans bezahlen, denn der Entscheid kann die Freiheiten ganz normaler Besucher von Sportveranstaltungen bei tatsächlichem oder gefühlten Bedarf massiv einschränken. Und dies notabene im wohl freiheitliebensten Land der Welt.