Das ist Erpressung!

Blog • • von Bruno

  

Hans-Ulrich Lehmann übernimmt Kloten – Wenn die Liga spurt

 

Brauchen wir das? Glaubt man der Berichterstattung von 20 Minuten online, so will Mobilezone-Mitbegründer Hans-Ulrich Lehmann die Kloten Flyers übernehmen. Aber nur zu seinen Bedingungen. Und zum Schaden der Gläubiger.SEPARATOR

 

Lassen sich Verband und die Liga erpressen? Es steht ausser Frage, dass die Schweizerische Eishockey-NLA nur äusserst ungern auf die Kloten Flyers verzichten würde. Hans-Ulrich Lehmann stellt der Liga Bedingungen für die Übernahme der Klotener. Er will beim Zürcher-Unterländer Eishockey-Unternehmen einsteigen, aber nur, wenn vorher die sämtliche Schulden entsorgt werden, und wenn er die NLA-Lizenz für eine neu zu gründende Nachfolge-Gesellschaft erhält. Dafür bräuchte es eine Änderung der Reglemente, wofür eine Dreiviertel-Mehrheit an der Gesellschafterversammlung nötig ist. Lenken die Gesellschafter ein, können die hoch verschuldeten Flieger Konkurs gehen, und Lehmann würde mit einer neu zu gründenden Gesellschaft die NLA Lizenz und die Infrastruktur der konkursiten Organisation übernehmen. Die Gläubiger würden in die Röhre gucken, ohne jede Chance, sich zu wehren.

 

Dass ein Investor Bedingungen stellt, wenn er bei einem Unternehmen einsteigen will, hat seine Berechtigung. Aber was kümmert das die Berner? Was die Langnauer? Was die Davoser? Was die Genfer? Lehmann will ja nicht im Kanton Bern, und nicht im Kanton Graubünden, und auch nicht im Tessin, Zug, Genf oder sonstwo einsteigen. Sondern im Kanton Zürich, wo innerhalb von weniger als fünf Kilometer Luftlinie zwei hoch-defizitäre Eishockey-Organisationen beheimatet sind. Die Kloten Flyers sind gewiss ein sympathischer Klub. Aber sollen sich der Verband und die Liga wirklich erpressen lassen, und die Reglemente ändern, damit Lehmann sie ohne Schulden in der NLA übernehmen kann?

 

FANTIGER meint Nein! Die Reglemente dürfen wegen den «Fliegern» keinesfalls geändert werden. Auch nicht für einen andern Verein. Es darf nicht sein, dass das Schweizer Eishockey in eine Hüst- und Hot-Liga abdriftet, die nicht einmal einer Bananenrepublik würdig wäre. Die Kloten Flyers haben in den letzten Jahren enorm viel in ihre Mannschaft investiert, und dabei offensichtlich nicht genügend Geld rein geholt, um die Kosten zu decken. Das ist ihr Problem, und es darf nicht zum Problem der andern Klubs oder der Liga gemacht werden. Dabei ist nichts dagegen einzuwenden, wenn Lehmann oder der noch amtierende Präsident Jürg Bircher es schaffen, die Gläubiger zum Schuldenschnitt zu überreden. Denn dies geschähe dann freiwillig, und Lehmann könnte die Flyers in der NLA übernehmen, ohne dass Reglemente geändert werden müssten.

 

Falls die Liga überraschenderweise dem Begehren Lehmanns nachgibt, schafft sie die Bedingungen dafür, dass die Klubs in Wildwestmanier schneller mit Geld um sich schmeissen würden, als der schnellste Revolverheld sein Schiesseisen aus der Hüfte heraus abgefeuert hätte. Hinterher könnten die maroden Klubs über Konkurse und Neugründungen saniert werden, ohne dass deswegen auch nur ein einziges Spiel in einer andern als der höchsten Liga ausgetragen werden müsste. Unschwer auszurechnen, wie schnell da das Vertrauen der Vertragspartner ruiniert wäre. Dieses Vorgehen würde nicht lange gut gehen.

 

Falls die Liga für die Kloten Flyers eine Ausnahmeregelung anstreben sollte, müsste sie erklären, weshalb denn die Zürcher so viel rettenswerter sind als andere Klubs. Langnau musste es alleine schaffen, Fribourg auch. Die Kloten Flyers wären nicht das erste traditionsreiche Sportunternehmen, das wegen finanzieller Sorgen ein oder gar zwei Ligen tauchen müsste. Im Eishockey hat es bereits Langnau, Davos, Arosa und Chur getroffen, und im Fussball ist die Liste noch länger. Stolze Klubs wie der FC Basel, die Young Boys, Servette, Lausanne, Lugano und seit neustem auch Xamax tauchten wegen finanzieller Probleme. Es gibt nichts, aber auch gar nichts, was die Kloten Flyers besser macht als all die andern Klubs. Und es gibt nichts, aber auch gar nichts, was als Grund dafür eingebracht werden könnte, weshalb ausgerechnet bei den Kloten Flyers eine Ausnahme gemacht werden müsste.

 

Übrigens: Auch die tolle Nachwuchsabteilung der Klotener gibt keinen Anlass, die erste Mannschaft für die NLA zu retten. Es gibt keinen Grund, weshalb wegen eines Abstiegs der ersten Mannschaft der Nachwuchs im Zürcher-Unterland nicht mehr gefördert werden könnte. Im Gegenteil: Der Nachwuchs dient für die Flieger als Basis für die baldige Rückkehr in die höchste Spielklasse.

 

Ausserdem muss immer auch bedacht werden, dass zwei derart hoch defizitäre Eishockey-Organisationen auf so kleinem Raum eine zu viel sein könnten. Die Defizite, auch wenn sie nicht allein wegen der geografischen Nähe der beiden Klubs zustande kommen, geben zweifelsfrei einen Hinweis in diese Richtung.

 

FANTIGER wünscht den Kloten Flyers viel Glück beim Versuch, sich zu retten und in der NLA zu verbleiben. Aber sie müssen es selbst schaffen!