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«Das kommt nicht gut in Langnau»

Langnaus Sportchef Jakob Kölliker ist nach seiner Entlassung zornig und die SCL Tigers haben mit Anton Gustafsson den ersten Spieler mit einem Zweijahresvertrag verpflichtet.

Presse • • von Klaus Zaugg

Die SCL Tigers haben ihren Sportchef Jakob «Köbi» Kölliker per sofort freigestellt. Er hat einen auf drei Monate kündbaren Vertrag. So zornig war Kölliker während seiner ganzen Karriere als Spieler, Trainer und Manager wohl noch nie. Es geht um die Umstände seiner Entlassung. Am Freitag hatte ihm ein vorwitziger Chronist geraten, bei der nächsten Sitzung mit Geschäftsführer Wolfgang Schickli am Montag in Anzug und Krawatte zu erscheinen. «Weil Du am Montag entlassen wirst.» Jakob Kölliker aber glaubte, es gehe am Montag um eine Sitzung über die neue Strategie und das NLB-Budget und nicht um seinen Job.

 

Aber am Montagvormittag ist Jakob «Köbi» Kölliker von Wolfgang Schickli im Beisein von Verwaltungsrat und Tiger-Hausjurist Dr. jur. Walter Gerber gefeuert worden. Beinahe wäre es dabei zu einer vaterländischen Büro-Prügelei gekommen. Jakob Kölliker erzählt: «Der Walter Gerber ist bald gegangen, er hatte noch anderorts eine Sitzung. Ich habe mich dann fast eine Stunde mit Wolfgang Schickli unterhalten.» Und, wie war es? «Ich bin beinahe tätlich geworden. Ich hätte ihn eigentlich am Kragen packen sollen.» Wolfgang Schickli sieht das nicht so eng: «Da sassen zwei erwachsene Männer am Tisch und haben sich unterhalten. Für mich war das okay.» Wolfgang Schickli nimmt es auch mit staatsmännischer Gelassenheit hin, dass ihn Köbi Kölliker im Zusammenhang mit der Geschäftsführung in Langnau als Lügner bezeichnet.

 

Kölliker hätte wohl sowieso hingeschmissen

Langnaus geschasster Sportchef begründet seinen Zorn auf Wolfgang Schickli. «Der Schickli hat hinter meinem Rücken ständig Spieler und Trainerkandidaten kontaktiert, sich in alles gemischt und nur nicht das gemacht, was er als Geschäftsführer tun sollte. Wäre ich nicht entlassen worden, hätte ich wohl sowieso hingeschmissen. Das Vertrauensverhältnis war gestört.» Auch das sieht Langnaus neuer Manager nicht so eng. «Ich kann Jakob Köllikers Frustration gut verstehen und nehme ihm das nicht weiter übel. Ich habe die gut dreiwöchige Zusammenarbeit mit ihm als gut und konstruktiv erlebt.»

 

Jakob Kölliker hat in seiner grossen Vergangenheit (mit über 200 Länderspielen) auch ein ruhmreiches Kapitel als Aufstiegstrainer in Langnau geschrieben (1998) und auch deshalb tut ihm das Scheiden weh. «Die Verwaltungsräte sind ehrlich und engagieren sich mit Leib und Seele für die SCL Tigers. Und nun ist dieser Schickli gekommen und sie durchschauen ihn nicht. Das kommt nicht gut, das ist sehr schade und das tut mir weh.» Die Gotthelf-Romantik ist zurück: Der Zürcher Wolfgang Schickli im Emmental sozusagen in der Rolle des Baselbieter «Wollenhengstes», der auf der «Glungge», dem Bauernhof von Ueli dem Knecht in Gotthelfs Weltliteratur-Klassiker für so viel Unruhe gesorgt hat.

 

Gustafsson ist der erste Spieler mit Vertrag für die neue Saison

Nun, es rockt und rollt beim Neubeginn im Emmental. Sportchef Jakob «Köbi» Kölliker trägt sein Herz auf der Zunge – und wird wohl (vorerst) ein Mahner in der Wüste bleiben. Er ist nach der zweiten Niederlage in der Liga-Qualifikation gegen Lausanne an die Bande gestanden und ist als Nottrainer mit den Langnauern abgestiegen. Im Sport sind die Verlierer immer im Unrecht.

 

Immerhin gibt es doch noch etwas Erfreuliches zu berichten. Mittelstürmer Anton Gustafsson (23) ist der erste Spieler, der nach dem Abstieg einen Vertrag unterschrieben hat. Der sanfte schwedische Riese (189, 91 kg) mit Schweizer Lizenz hat von Wolfgang Schickli, jetzt auch Sportchef, einen Zweijahresvertrag bekommen. Gustafsson stand bereits von 2010 bis 2012 in Langnau unter Vertrag, konnte aber wegen verschiedenen Verletzungen nur 38 Partien (3 Tore/4 Assists) bestreiten. Diese Saison spielte er in der zweiten Liga in Schweden (41 Spiele/8 Tore/13 Assists).