Das misteriöse Verhalten des HC Ambri-Piotta

Was ist Sache? Der HC Ambri-Piotta teilt auf seiner Homepage offiziell mit, dass das Spiel vom 2. Februar gegen die SCL Tigers normal, also mit geöffneten Stehplatzsektoren stattfinde. Das tönt bei Swiss Eishockey jedoch ganz anders.

News • • von Bruno Wüthrich

 

Treiben die Verantwortlichen des HC Ambri-Piotta absichtlich ein Verwirrspiel? Auf der offiziellen Homepage der Leventiner heisst es wörtlich: «Der Club hat beschlossen, gegen das Urteil beim Sportgericht der LNA Beschwerde einzureichen, da seiner Meinung nach die Urteilsbegründung nicht korrekt sei. Der Rekurs wird aufschiebende Wirkung haben und die Strafe wird bis zum Entscheid der Rechtsmittelinstanz weder wirksam noch ausgeführt. Aus diesem Grund wird das oben genannte Spiel regulär ausgetragen.»

 

Auf Nachfrage bei Swiss Eishockey (ehem. SEHV) wird diese Meldung des HC Ambri-Piotta jedoch dementiert. Patrick Reber von Swiss Eishockey: «Bei uns ist bisher kein Rekurs eingetroffen. Ambri hat jedoch dafür bis Mittwoch, 30. Januar 2013 Zeit (Datum des Poststempels). Damit eine aufschiebende Wirkung möglich wird, muss der Rekurs zwingend ein entsprechendes Gesuch beinhalten. Nur wenn ein Gesuch vorliegt, entscheidet das Verbandsportgericht, ob aufschiebende Wirkung gewährt wird oder nicht.» Damit ist klar, dass die Verantwortlichen des HC Ambri-Piotta derzeit nicht wissen können, in welchem Rahmen das Spiel vom 2. Februar gegen die SCL Tigers stattfinden wird. Aber wo liegen die Gründe für diese widersprüchlichen Informationen?

 

Klar ist, dass wenn Ambri keinen Rekurs einlegt, verärgert es seine Stehplatzfans. Wie immer in solchen Fällen ist nur eine kleine Gruppe von Unverbesserlichen dafür zuständig, dass eine Strafe ausgesprochen werden muss. Die meisten der von der Strafe Betroffenen sind unbeteiligte, völlig normale Fans.

 

Deponiert der HC Ambri-Piotta jedoch einen Rekurs, so ist das ein Signal, dass der Klub mit den zündelnden Personen zumindest teilweise einverstanden ist. Diese Vermutung ist auch deshalb nicht von der Hand zu weisen, weil Ambri der einzige Klub in der NL ist, welcher das Problem mit den Pyros bisher auch nach mehrmaliger Aufforderung nicht in den Griff bekommen hat. Die jetzt getroffene Massnahme wurde mehrmals angedroht.

 

Bei den Fanclubs der SCL Tigers ist man derzeit völlig ratlos. Die organisierten Auswärtsfahrten finden meistens vorwiegend mit Stehplatz-Fans statt. Sollen die verantworlichen der Fan-Organisationen abwarten, bis klar ist, ob das Spiel in normalem Rahmen stattfindet und ob Stehplatz-Tickets erhältlich sind, und dabei riskeiten, dass bei einer definitiven Bestätigung der Strafe ohne aufschiebende Wirkung auch keine Sitzplatz-Tickets mehr vorhanden sind. Oder sollen sie ein Kontigent Sitzplatz-Tickets bestellen mit dem Risiko eines happigen Defizits?

 

Für den HC Ambri-Piotta stellt sich auch die Frage, was mit den Besitzern von Stehplatz-Abonnementen geschehen soll. Die Abonnenten (auch diejenigen mit Stehplatz-Abos) haben nämlich für dieses Spiel bereits bezahlt. Sie könnten Schadensersatz fordern, wenn sie nicht eingelassen werden.  

 

Wollen die Verantwortlichen von Ambri mit ihrer offensiven Kommunikation die aufschiebende Wirkung erzwingen? Dies dürfte schwierig werden. Denn aufschiebende Wirkung wird nur gewährt, wenn zwei der drei Richter, die den Fall für das Verbandsportgericht beurteilen, der Meinung sind, das erstinstanzliche Urteil könnte falsch sein. Aufschiebende Wirkung wird jedoch in der Regel nicht erteilt, wenn klar ist, dass das Urteil zu recht erfolgt ist, und deshalb bestätigt wird. Es spielt demnach keine Rolle, was Ambri zum jetzigen Zeitpunkt kommuniziert. Das letzte Wort wird ausserhalb von dessen Einflussbereich gesprochen.