Dem Tiger den Zahn gezogen

War mit einem kämperischen Einsatz in Unterzahl der Vater des zwischenzeitlichen Ausgleiches, welchen nach seinem Zuspiel Adrian Gerber realisierte: Lukas Haas. Bild: Susanne Bärtschi (Archiv)

Gut war, dass die SCL Tigers wieder einmal einem echten Test unterzogen wurden. Denn der EHC Visp wollte dieses Spiel unbedingt gewinnen und spielte dementsprechend intensiv. Die Walliser gingen auf jeden Puck und setzten die Gäste damit unter Druck. Weniger gut war, dass die Langnauer diesen Test klar nicht bestanden. Zwar mochten sie bis zur Spielmitte mitzuhalten, hätten nach dem Startdrittel sogar führen können. Doch die 1:3 Führung der Visper nach 40 Minuten ging absolut in Ordnung. Unter ihrem intensiven Spiel ging die Ordnung im System der Emmentaler zeitweise arg verloren. Der Meister zog dem Leader richtiggehend den Zahn.

Die Niederlage dürfte den Langnauern gezeigt haben, was in den Playoffs auf sie zukommt. Sie kassierten für einmal gleich drei Tore in Unterzahl, sonst eine der Stärken der Langnauer, bei denen heute der französische Nationalspieler Kévin Hecquefeuille und Claudio Moggi pausierten. In Langnau gilt derzeit das Rotationsprinzip. Auch sonst stimmte in der Abstimmung oft nicht viel. Coach Bengt-Ake Gustafsson analysierte hart. «Die Defensive war richtig schlecht. Und zwar nicht nur heute, sondern auch gestern und in den Spielen gegen die GCK Lions. Die Spieler machen derzeit die Arbeit nicht richtig fertig, spekulieren zu oft und dazu noch falsch. Dies ermöglichte Visp, mit ihrem schnellen und technisch guten Spiel immer mindestens eine freie Anspielstation zu haben.» Doch woher der plötzliche Wandel in der Einstellung des Teams. «Viele haben offenbar bereits die Playoffs im Kopf. alle wissen, dass wir als Qualifikationssieger in die Playoffs gehen, und keiner will mehr eine Verletzung riskieren.»

Diese Einstellung sei absolut nicht berechtigt, stellt der Coach fest. «Es ist absolut schade, dass wir jetzt, nachdem wir so lange defensiv solide gespielt und unser System durchgezogen haben, derart davon abfallen.» Doch er ist zuversichtlich, dass sich dieses Problem lösen wird. «Es ist klar, meine Spieler haben das System nicht verlernt. Doch diese Leistungen sind nicht akzeptabel. Trotzdem bin ich überzeugt, dass die Mannschaft wieder zu ihrer Stärke zurückfinden wird.»

Diese Art innerlicher Verwahrlosung findet man abseits vom Sport überall dort, wo Geld und Güter im Überfluss vorhanden sind. Man nennt dies dann Wohlstandsverwahrlosung. Die SCL Tigers haben wohl ein paar Punkte zu viel und konnten sich ihren ersten Rang in der Qualifikation etwas gar früh sichern. Es wäre gut, wenn den Langnauern in den Playoffs nicht das Gleiche wiederfahren würde, wie im letzten Frühjahr den damals ebenfalls wohlstandsverwahrlosten Powermäusen aus Olten. Die Gefahr besteht durchaus!

EHC Visp - SCL Tigers 5:2 (1:1, 2:0, 2:1)

Litternahalle Visp, 3'512 Zuschauer. SR: Grossen/Mandioni, Krotak/Wermeille. Tore: 7. Desmarais (Rapuzzi, Heldstab, Ausschlüsse Nüssli, Albrecht) 1:0. 12. A. Gerber (Haas, Ausschluss Lakos!). 29. Furrer (Keller) 2:1. 38. Desmarais (Wollgast, Rapuzzi) 3:1. 49. Rapuzzi (Wiedmer (Ausschluss Nüssli) 4:1. 52. Wiedmer (Dolana, Ausschlüsse Ronchetti, DiDomenico) 5:1. 57. Bucher (DiDomenico) 5:2. Stafen: 5-mal zwei Minuten gegen Visp, 8-mal zwei Minuten + 1-mal 10 Minuten (Lakos, Check gegen den Kopf) gegen die SCL Tigers.

EHC Visp: Schoder; Leu, Geiger; Wiedmer, Wollgast; Heynen, Heldstab; Guyenet, Tim. Bucher; Altorfer, Desmarais, Rapuzzi; dolana, Brunold, Mikhailov; Müller, Hischier, Schmutz; Keller, Alihodzic, Furrer.

SCL Tigers: Ciaccio; K. Lindemann, Lakos; Bärtschi, Stettler; Bonnet, Ronchetti; Müller, Zryd; S. Lindemann, Gustafsson, T. Gerber; Tobias Bucher, DiDomenico, Nüssli; Sterchi, A. Gerber, Haas; Wyss, Albrecht, Rexha.

Bemerkungen: Visp ohne Zeiter, Botta (beide verletzt). SCL Tigers ohne Croce, Rüegg, Schlapbach, Haberstich (alle verletzt), S. Moggi (Rekonvaleszent), C. Moggi, Hecquefeuille, Currit, Bandiera (überzählig oder geschont.