EV Zug - SCL Tigers 2:3 n.P. (0:0, 1:1, 1:1)

Den SCL Tigers gelingt die Überraschung

Verdienter Sieg der clever aufspielenden SCL Tigers beim favorisierten EV Zug. Den Langnauern gelang gegenüber den letzten Auftritten eine deutliche Steigerung.

Spielbericht • • von Bruno Wüthrich

Rostislav Olesz war in Zug eine der auffälligen Figuren. Er erzielte den Treffer zum 1:0, versenkte einen Penalty und setzte einen weiteren an die Latte. Bild: Susanne Bärtschi (Archiv)

 

Die 60. Minute war an Dramatik kaum zu überbieten. Nachdem in der 48. Minute Yannick-Lennart Albrecht mit einem coolen Treffer, er bezwang Tobias Stephan aus dem Slot heraus mit einem Hockeckschuss, den überraschenden, erneuten Führungstreffer erzielt hatte, gab es für die Gastgeber in der letzten Minute nur noch den totalen Angriff. Und tatsächlich: Ohne Torhüter Tobias Stephan gelang ihnen 30 Sekunden vor Schluss der regulären Spielzeit doch noch der Ausgleich. 14. Sekunden zuvor war ihnen noch ein Treffer aberkannt worden.

 

Die Gespräche, die Tigers-Coach Benoît Laporte nach den beiden schwachen Auftritten seiner Mannschaft gegen den HC Lugano und den Lausanne HC geboten hatten, scheinen etwas genützt zu haben. Denn über das ganze Spiel betrachtet sah man verwandelte, wenn auch in der Startphase noch verunsicherte Tiger Der Punktgewinn beim hoch favorisierten EV Zug war jedenfalls sehr verdient. Dabei fehlten mit Captain Martin Stettler, Anton Gustafsson und Dan Weisskopf weitere wichtige Spieler im ohnehin schon dezimierten Kader.

 

Laporte war denn auch sichtlich zufrieden mit der Leistung seiner Mannschaft. «Wir haben über die Natipause gut trainiert und unser System etwas modifiziert.» Zum spielverrlauf meinte er: «Wir wussten, dass die Zuger in der ersten Viertelstunde versuchen würden, das Spiel bereits zu entscheiden. Und dass unsere Chancen erheblich steigen, wenn wir diese Phase ohne Gegentreffer überstehen. also spielten wir clever und geduldig.»

 

Diese Erkenntnisse kamen bei Laporte nicht von ungefähr. Am 26. September verloren die SCL Tigers an selber Stätte mit 0:5. Sie lagen damals bereits nach gut anderthalb Minuten mit 0:2 im Rückstand, nach 20 Minuten hiess es bereits 0:4. Dabei waren die Langnauer noch gut weg gekommen. Sie hatten in diesem Spiel wirklich absolut keine Chance. Gut weg kamen die Tiger im Startdrittel auch diesmal. Der EV Zug wirbelte zeitweilig gehörig und hatte deutlich mehr vom Spiel. Doch sie fallen glücklicherweise aus der Sicht der Tiger auch für Teams wie dem EV Zug nicht immer einfach so rein. Über einen Zweitore-Rückstand hätten sich die Gäste indes nicht beklagen können, denn der EVZ hatte zahlreiche gute Szenen und auch einige Topchancen. Doch der stark aufspielende Ivars Punnenovs im Tor der Emmentaler hatte stets etwas gegen einen Rückstand einzuwenden und wehrte einige Male bravourös. Die Langnauer wehrten sich immer besser, je länger im Startdrittel das Spiel dauerte. Ärgern konnten sich die recht zahlreich angereisten Tigerfans im Powerplay, in welchem zum Teil dumme Abspielfehler gemacht wurden, was in der 17. Minute zu einer grossen Chance durch Reto Suri führte, welche dieser jedoch vergab. Mit einem möglichen Zweitore-Rückstand war übrigens nicht ein 0:2 gemeint, sondern ein 1:3 oder ein 2:4. Denn auch die Langnauer kamen zu Chancen, wenn auch nur zu wenigen. Die beste vergab Thomas Nüssli, der in Überzahl den Puck an den gegnerischen Pfosten setzte (17).

 

Das Schnupern zumindest an einem Teilerfolg setzte sich für die SCL Tigers auch im Mitteldrittel fort. Die Langnauer bekamen das Spiel je längers desto besser in den Griff. In diesem Abschnitt war von einer Überlegenheit des EV Zug nicht mehr viel zu spüren. Im Gegenteil: Lautete das Schussverhältnis im Startdrittel noch 5:17 zugunsten der Zuger, so lagen im zweiten Abschnitt in dieser, leider nutzlosen Beziehung die Tiger mit 13:11 vorne. Und sie erspielten sich zum Teil gute Torgelegenheiten. So zum Beispiel in der 24. Minute Evgeni Chiriaev, der seinen Abschluss von Zug-Hüter Tobias Stephan pariert sah, und in der 26. Minute Rostislav Olesz, der heute auffälligste Tiger, dem sich sogar in Unterzahl eine Gelegenheit bot. In der 31. Minute wurde dann die zwischenzeitliche Überraschung perfekt. Zug, das sich in der ersten Begegnung dieser beiden Mannschaften lediglich ein paar Minuten anstrengen musste, geriet in Rückstand. Massimo Ronchetti bediente von hinter dem gegnerischen Tor Teamkollege Olesz, der Stephan mit etwas Glück bezwang. Zu Beginn der 34. Minute kassierte Langnaus Topscorer Chris DiDomenico, derzeit etwas seiner Form hinter her rennend, seine zweite unnötige Strafe. Diesmal lief das Zuger Powerplay schnell und präzise, und Pierre-Marc Bouchard erzielte in der 35. Minute den Auslgleich. Der Zuger Topscorer bezwang nach einem präzisen Pass von Jarkko Immonen Punnenovs, der keine Chance hatte, schnell genug zu verschieben, aus spitzem Winkel. Die SCL Tigers hatten aber noch eine weitere Möglichkeit, wieder vorzulegen. Nach einem Solo von Olesz kam Kévin Hecquefeuille zu einer guten Möglichkeit. Aber der französische Nationalspieler scheiterte am Zuger Schlussmann.

 

EV Zug - SCL Tigers 2:3 n.P. (0:0, 1:1, 1:1)

 

Bossard Arena Zug, 7'015 Zuschauer (ausverkauft). SR: Fischer/Massy, Küng/Wüst. Tore: 31. Olesz (Ronchetti) 0:1. 35. Bouchard (Immonen, Martschini, Ausschluss DiDomenico). 1:1. 48. albrecht (S. Lindemann, Zryd) 1:2. 60. (59.30) Holden (Immonen) 2:2. Strafen: 3-mal zwei Minuten gegen den EV Zug, 8-mal zwei Minuten gegen die SCL Tigers.

 

EV Zug: Stephan; Sondell, Schlumpf; Grossmann, Ramholt, Alatalo, Erni; Blaser, Maurer; Suri, Holden, Matschini; Bouchard, Immonen, Lammer; Schnyder, Peter, Bürgler; Thibaudeau, Senteler, Zangger.

 

SCL Tigers: Punnenovs; Koistinen, Müller; K. Lindemann, Hecquefeuille; Ronchetti, Zryd; Gossweiler; Nüssli, Chiriaev, DiDomenico; S. Lindemann, Albrecht, Wyss; Olesz, C. Moggi, Haas; Bucher, A. Gerber, S. Moggi.

 

Bemerkungen: Zug ohne Diem, Lüthi, Volejnicek, Marchon (alle verletzt). SCL Tigers ohne Stettler, Gustafsson, T. Gerber, Murray, BergerBärtschi, Weisskopf (alle verletzt), Clark (überzählig). 9. Pfostenschuss Nüssli. EV Zug ab 58.30 ohne Torhüter. 60.16. Treffer EVZ annuliert. 64.54 Timeout SCL Tigers