Sein Rücktritt war überfällig
Der Capo geht - Gedanken zum Rücktritt von Hoschi
Hoschi ist ein Fan aus Leib und Seele. Aber ein guter Capo war er nie. Letztendlich ist seine Bilanz als einer der leitenden Fans der letzten zehn Jahre klar negativ. Eine Bilanz und eine Reaktion auf den Artikel in der Berner Zeitung vom 25. Juli:
Zuerst etwas Geschichte: Stefan (Hoschi) Hofstetter war lange Zeit in diversen Funktionen einer der prägenden Fans der SCL Tigers. Er war einige Jahre Vorstandsmitglied beim Fanclub SCL Tigers, notabene dem grössten Fanclub im Schweizerischen Eishockey, bevor er sich mit einem andern Vorstandsmitglied und schliesslich mit dem grössten Teil des Vorstandes verkrachte, aus dem Verein austrat, und seinen eigenen Fanclub gründete. Bereits vor seinem Austritt, aber umso mehr danach, arbeitete er auch in der Fanszene mit, die er bald einmal ziemlich beherrschte. Ohne Hoschi ging in der Fanszene fast nichts. Mit Hoschi leider auch nicht.
Vom aufgelösten Fanclub „White Tigers“ mit dem damaligen Capo Tom Maurer an der Spitze übernahm Hoschi das Megaphon, ein „Instrument“, das er fortan hütete, wie sein Augapfel, und das er verteidigte, wie eine aufgeschreckte Gans ihre Jungen, das er aber nie beherrschte. Hoschi fehlte jegliches Gespür dafür, wie die momentane Stimmung in der Kurve gerade war. Noch weniger fühlte er, welche Art der Anfeuerung die Mannschaft auf dem Eis gerade brauchte. Aber eigentlich ist dies nur eine Randnotitz.
Mittlerweile ist die Sektion Schlachthauskurve (Hoschis Fanclub) lediglich noch ein serbelnder Verein, und die Fanszene, die sich auf ihrer Homepage grosskotzig «Dachverband aller Fanclubs der SCL Tigers» nennt, nichts mehr weiter als ein trauriges Grüppchen von Fans, die hin und wieder ein paar farbige A4-Blätter in die Höhe „stemmen“. Aber sie schaffen es immerhin – und das sei ihnen zugute zu halten – dass sie von der unbedarften und schlecht recherchierenden Presse als die Vertreter aller Fans wahrgenommen werden. Man stelle sich das vor: Ein Grüppchen von maximal acht bis 15 Personen soll für die Repräsentation aller Fans dienen. Dies ist wirklich lachhaft.
Schön ist immerhin, dass die Berner Zeitung Hoschis zweifellos quantitativ grossartigen Einsatz mit einem fast seitengrossen Artikel würdigte. Schade aber, dass von dem, was da geschrieben wurde, leider fast gar nichts stimmt.
Eine Schlägerei macht noch keine Hooligans
Hoschi macht die Reaktion der Führung der SCL Tigers auf eine Schlägerei, die er geschlichtet haben will, für seinen Rücktritt verantwortlich. So sollen die zwei Schläger (oder einer davon) nicht ausreichend sanktioniert worden sein, wie dies von Hoschi verlangt worden sein soll. Oder etwas anders ausgedrückt: Hätte es Sanktionen gegeben, wäre wohl auch der Capo davon betroffen gewesen. Ob zurecht oder zu Unrecht, ist nicht bekannt. Hoschi sorgt sich im Artikel der BZ um die Fankultur, prangert die „frechen“ Mundwerke der jungen Fans gegenüber ihren Eltern an und macht sich Sorgen, weil früher alles anders gewesen sein soll und weil er keine Hooligans will. Eventuell müsste man dem ehemaligen Capo mal den Unterschied zwischen einem Hooligan und einem Ultra erklären.
Doch es war früher nicht anders. Gelegentliche Schlägereien gab es immer, auch wenn wir die ganz klar bei uns nicht wollen. Vorsicht, dass eine Bewegung oder eine Tendenz nicht ausufert, ist immer geboten. Aber Angst? Nein! Angst müssen wir in Langnau vor den Tigers-Fans keine haben. Und wenn die jungen Wilden dann doch mal über die Stränge schlagen, dann nehmen wir sie an die Kandarre. Dann können notfalls Sanktionen die Folge sein. Jede/r unter den Langnauer Fans weiss das.
Hoschi hat seinen Rücktritt im Zorn gegeben. Dabei mag der oben erwähnte Fall das Fass zum Überlaufen gebracht haben. Aber Hoschi wird auch bemerkt haben, dass seine Zeit abgelaufen, dass sein Rücktritt überfällig war. Erstmals seit Jahren wird in den kommenden Tagen eine demokratische Wahl über die Besetzung des Capo-Postens stattfinden. Hätte sich Hoschi zur Wahl gestellt, wäre ihm die Schmach seiner Abwahl nicht erspart geblieben.
Wie eingangs dieses Artikels erwähnt, war Hoschis Bilanz als einer der prägenden Fans klar negativ. Für den Sicherheitsdienst war er nie die harmlose Figur, als die er im Artikel der Berner Zeitung dargestellt wird. Mit dem Streit, der zum Austritt aus dem Vorstand des Fanclub SCL Tigers führte, hat er die boomenden Auswärtsfahrten (damals ein weit beachtetes Phänomen) sozusagen einfach abgemurkst. Und dass in der Fanszene, die er zu prägen versuchte, in den letzten Jahren nicht mehr viel ging, ist ebenfalls weitgehend sein Verdienst. Weil er sich seine Macht erhalten wollte, unterdrückte er junge, kreative Kräfte, nahm ihnen innerhalb und ausserhalb der Kurve sozusagen die Luft zum Atmen, die Lust am kreativ sein.
Die Fanszene ist tot. Es braucht neue Kräfte
Die Fanszene hat einen überaus integrativen Leiter. Martin Leuenberger gelang es immer wieder, dass die rivalisierenden Fangruppen miteinander redeten. Er sorgte dafür, dass so weit wie möglich Frieden war unter den Fans in der Kurve. Aber er wagte es nie, sich dem Capo zu widersetzen, wohl auch deshalb, weil es dann für ihn familiär schwierig geworden wäre (Leuenberger und Hoschi sind über ihre Partnerinnen sozusagen familiär liiert). Doch dies war eigentlich unhaltbar. Längst hätte diesem Umstand jemand den Riegel schieben müssen. Es kann doch nicht sein, dass eine ganze Fankultur zugrunde geht, nur weil es in einer Familie Krach gibt, wenn sich zwei Hähne mal nicht einig sind.
In der letzten Saison kreierte die Fanszene gerade mal eine einzige nennenswerte Choreo. Diejenige zum Abschied von Adrian Gerber. Wirklich eine gut gelungene Choreo, aber mit dem kleinen Makel, dass am selben Tag mit Claudio Moggi ein weiterer verdienstvoller Spieler verabschiedet wurde. Weitere nenneswerte oder gar spektakuläre Aktivitäten gab es nicht. Vorbei die Zeiten, als pro Saison mindestens eine bis gar zwei neue Blockfahnen kreiert wurden. Es braucht nicht nur neue Kräfte (die es geben wird), sondern auch eine neue Organisationsstruktur, in welcher nicht mehr ein mikriges Grüppchen, das noch nicht einmal als Verein konstituiert ist und deshalb auch keine Statuten kennt, sich als Dachverband der Fanklubs präsentieren kann. Diese Zeiten müssen nach Hoschis Rücktritt endgültig vorbei sein.
Hintergrund-Info Fanszene
Die Fanszene wurde vor etwas mehr als zehn Jahren auf Initiative des Fanclub SCL Tigers (damaliger Präsi: der legendäre Hämpu Wyss) gegründet. Hintergrund war, dass sich die White Tigers auflösten und der Haupt-Fanclub in der Kruve zu wenig aktiv war. Ziel war es, sämtliche Fanclubs und auch interessierte Einzelpersonen bei der Stimmungsmache und den Choreos mit einzubeziehen. Dabei sollte sich die Gruppe weitgehend selbst führen, wurde jedoch von den wichtigen beteiligten Fanclubs beeinflusst. Die Fanszene war also sozusagen ein Anhängsel sämtlicher beteiligter Fanclubs. Das Konzept ging eine Zeitlang auf, bis sich der Krach zwischen Hoschi und dem grössten Teil der übrigen Vorstände beim Hauptfanclub auch hier negativ auswirkte. Lange Zeit engagierte sich der Fanclub SCL Tigers sowohl personell als auch - und vor allem - finanziell stark in der Fanszene. Dies änderte sich nachhaltig, als es Vertretern der Fanszene in den Sinn kam, sie könnten sich als Dachverband positionieren. Eine Ehre, die dieser damals noch stattlichen Gruppe nie - zu keinem Zeitpunkt - zuteil wurde, auch wenn diese Titulierung von den SCL Tigers aus irgendwelchen völlig unerfindlichen Gründen abgesegnet worden sein soll. Die drei grössten Fanclubs (Fanclub SCL Tigers, Fanclub Entlebuch und Konotigers wurden darüber gar nie befragt, und auch von den kleineren Fanclubs will sich niemand so recht erinnern, sich jemals unter dieses Dach gestellt zu haben.