Wochen-Zeitung, Werner Haller

«Der Fortschritt kennt keine Grenzen»

Kevin Hecquefeuille: Der für die SCL Tigers spielende französische Nationalspieler ist der herausragende Verteidiger der NLB. Damit begnügt er sich aber nicht. Er will immer noch besser werden.

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Kevin Hecquefeuille und die beiden schwedischen Coaches Bengt-Ake Gustafsson und Peter Andersson wurden im Oktober letzten Jahres innerhalb von nur einer Woche verpflichtet. Sie waren die dringend benötigte Antwort auf einen katastrophalen Fehlstart der Langnauer. Der bald 30-jährige Franzose mit 112 Aufgeboten für Länderspiele, sechs WM-A-Turniere sowie drei Olympiaqualifikationen bestritt bisher 61 Spiele für die Emmentaler, erzielte 42 Skorerpunkte (12 Tore/30 Assists) sowie eine positive Plus-/Minusbilanz von +17. Dass er für die SCL Tigers ein Leader und Schlüsselspieler ist, zeigte sich während den Playoffs. Zehn der ersten zwölf Spiele wurden gewonnen. Doch dann verletzte er sich und prompt gingen drei der vier letzten Finalspiele gegen Visp und damit auch der Kampf um den NLB-Meistertitel verloren. Doch jetzt ist der lauf- und stocktechnisch erstklassige Kevin Hecquefeuille wieder der grosse Spielmacher beim Übergang von der Defensive in die Offensive und der Organisator von Power- und Boxplay.

Wochen-Zeitung: Kevin Hecquefeuille, kann man die SCL Tigers vom Oktober 2013 mit der Mannschaft vom Oktober 2014 vergleichen?

Kevin Hecquefeuille: Nein, überhaupt nicht. Wir sprechen von zwei grundverschiedenen Teams. Unter der Führung von Bengt-Ake Gustafsson haben wir uns in den meisten Bereichen positiv entwickelt. Mit Sven Lindemann, Yves Müller, Thomas Nüssli und ab den Playoffs mit Chris DiDomenico sind vier Spieler zu uns gekommen, die dank ihrer jahrelangen Erfahrung in vielen entscheidenden Situationen mehr richtige als falsche Entscheidungen treffen. Zudem sind wir mit Lorenzo Croce und neu Damiano Ciaccio auf der Torhüterposition erstklassig besetzt.

Mehr Erfahrung ist aber sicher nur ein Teil des Fortschrittes.

Richtig. Ein ganz entscheidender Faktor ist, wie wir als Mannschaft geführt werden. Alle unsere Trainer, angeführt von den beiden Schweden, arbeiten zwar sehr ruhig, aber ausgesprochen zielorientiert. Ihr Ziel ist immer der Sieg. Wir haben stark fordernde Coaches, aber das muss auch so sein. Selbst wenn man gewonnen hat, kann und muss man sich weiter verbessern. Der Fortschritt kennt keine Grenzen. Es geht immer weiter und weiter und weiter. Gustafsson und Andersson sind nicht zufällig Olympiasieger, Weltmeister und haben jahrelang in der NHL gespielt.

Fünf der letzten sechs Spiele wurden gewonnen. Und aufgrund der Torchancen hätten auch in Martigny drei Punkte herausschauen müssen.

Keine Frage. Mit einer schwachen Chancenauswertung und individuellen Fehlern, darunter auch von mir, verschenkten wir zwei Punkte. Obwohl bei weitem nicht alles nach unserem Plan lief, retteten wir aber doch zumindest einen Punkt. Wir lagen 0:2, 1:3 und 2:4 zurück, gaben aber nie auf. Ich weiss nicht, ob wir mit der Mannschaft der letzten Saison noch auf 4:4 herangekommen wären.

Was wollen Sie damit sagen?

Wir sind jetzt eine Mannschaft, die diesem Namen auch verdient. Nach der inakzeptablen Leistung im Heimspiel gegen Olten war uns allen klar, dass es so nicht weitergehen kann. Ich finde, dass wir nach diesem Tiefpunkt eine positive Reaktion gezeigt haben. In den letzten sechs Spielen stellten sich alle in den Dienst der Mannschaft und verzichteten auf den individuellen Erfolg. Man kann es auch anders ausdrücken: Alle befaden sich auf dem gleichen Weg und zogen in die gleiche Richtung. Und so muss es auch bleiben.

Der Vorsprung von zehn Punkten ist demnach der verdiente Lohn für die Konstanz seit Mitte Oktober?

Ja, aber es gibt nicht einen einzigen Grund, uns jetzt auf dem Polster gemütlich zurückzulehnen. Die Qualifikation dauert für uns noch 33 Runden. Die NLB ist eine Liga mit vielen hungrigen Gegnern. Hälst du einem auch nur einen Finger hin, packt er gleich die ganze Hand. Wir dürfen auch als Leader nicht stehen bleiben. Wir müssen immer weiter, weiter und weiter.