Berner Zeitung, Philipp Rindlisbacher

Der unbekannte Moser

Anders als seine Brüder Simon und Christian hat sich Stephan Moser bei den SCL Tigers in der NLA nicht durchsetzen können. Der 27-Jährige hat sein Glück in Langenthal gefunden – heute trifft er in der NLB

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Das Berner Derby zwischen Langenthal und Langnau gab es letztmals vor über 19 Jahren in der 1.Liga – dies jedoch ist nicht der Grund dafür, dass die heute im Oberaargau stattfindende Begegnung für Stephan Moser besonderen Stellenwert hat. Der Stürmer in Langenthaler Diensten ist bei den SCL Tigers «gross» geworden, von den Moskito-Junioren schaffte er es bis in die erste Mannschaft. «Als Bub fieberte ich in der Langnauer Fankurve mit», erzählt der 27-Jährige, welcher jedoch nicht länger in Erinnerungen schwelgen mag. «Die Tigers sind nur ein Kapitel in meiner Geschichte.»

 

NHL – NLA – NLB

Seit 2008 spielt Stephan Moser nicht mehr in Langnau; er verliess nicht nur das Emmental, sondern auch seine Brüder Simon (24) und Christian (29). Für kurze Zeit war das Trio gemeinsam im rot-gelb-schwarzen Dress auf dem Eis umhergekurvt. Der mittlere der Moser-Bande erhielt jedoch nur wenig Eiszeit; die Skorerwerte des schnellen Flügels waren bescheiden. So wechselte er in die NLB, derweil seine Brüder zu Teamstützen avancierten und sich lukrative Verträge erspielten. Christian Moser verteidigt mittlerweile beim EHC Biel; Simon ist gar Nationalspieler, hat mit der Schweiz WM-Silber gewonnen und beweist sich dieser Tage im NHL-Camp der Nashville Predators. Schafft er den Cut nicht, wird er die Saison mit dem SC Bern bestreiten.

 

Auch Stephan Moser ist Profi geblieben. Auf zweithöchster Stufe hat er sich durchgesetzt, ausserhalb der Langenthaler Schorenhalle nimmt man von ihm indes kaum Notiz. «Damit habe ich keine Mühe», sagt der gebürtige Schlosswiler, ergänzend, er gönne seinen Brüdern den Erfolg von Herzen. Offenbar also keine Spur von Neid – dabei hat Mosers Karriere einst verheissungsvoll begonnen. Er bestritt mit der helvetischen Auswahl die U-18- und U-20-WM, 2003 gewann er Silber an der Jugendolympiade in Slowenien. Rafael Diaz und Julien Sprunger waren damals zwei seiner Teamkollegen. Die Frage, warum er stagniert habe, mag Moser nicht beantworten. «Es ist nicht förderlich, darüber nachzudenken. Jeder macht das, was er kann.»

 

Der Beste im Hornussen

Die Mosers haben untereinander ein sehr gutes Verhältnis, Christian etwa ist Götti von Stephans achtjähriger Tochter. Die Brüder sehen sich häufig, nicht immer aber geht es in den Diskussionen um Eishockey. Eine weitere familiäre Leidenschaft ist Hornussen, lange Zeit spielte das Trio für Schlosswil in der 2.Liga. «Wir schlagen alle gut», sagt Stephan Moser und ergänzt schmunzelnd, «der Beste bin aber ich.» Mit seinen Brüdern hat er mitgelitten, als diese Mitte April gegen Lausanne die Ligaqualifikation verloren. Weil Simon und Christian den Absteiger verliessen, kommt es nun nicht zum Aufeinandertreffen. «Das ist mir recht. Es wäre seltsam und wohl etwas unangenehm gewesen, gegeneinander zu spielen.»

 

Zu den SCL Tigers pflegt Stephan Moser keine Kontakte mehr. Er ist überzeugt davon, dass die Emmentaler für die Liga eine Bereicherung darstellen werden. «Ich denke aber nicht, dass sie einfach so durchmarschieren werden. Die NLB ist besser als viele meinen.» Moser erwartet heute (20 Uhr) ein ausgeglichenes Derby. Das letzte Duell der beiden Berner Equipen hingegen bot wenig Spannung – der damalige SC Langnau siegte am 22.Februar 1994 in der 1.-Liga-Finalrunde 6:2.