Der ZSC in ungemütlicher Lage

Die ZSC Lions haben den Vertrag mit Jeff Tambellini per sofort aufgelöst. Zudem kehrt Andres Ambühl per Ende Saison zum HC Davos zurück.

Presse • • von Neue Zürcher Zeitung, Ulrich Pickel

Obwohl der Meisterschaftsbetrieb ruht, herrscht bei den ZSC Lions alles andere als Beschaulichkeit: Am Freitagmorgen gab der Meister die Auflösung des bis 2014 laufenden Vertrags mit Jeff Tambellini bekannt. Wenige Stunden später kam die Bestätigung, dass Andres Ambühl auf die nächste Saison hin zum HC Davos zurückkehren wird.

 

Der Fall Tambellini kommt nach dessen Abreise nach Kanada vor der Festtagspause nicht überraschend. Über Hintergründe und Inhalt der vom Spieler gewünschten Auflösungsvereinbarung macht der Klub keine Angaben. Es würde jedoch überraschen, gäbe es keine Klausel, dass der Stürmer zumindest für die Dauer dieser Saison nicht bei einem anderen NLA-Klub unterschreiben darf. Was den 28-Jährigen nach der erfolgreichen letzten Saison zum Absprung bewog, bleibt im Nebel. Klar ist, dass er mit dem Coach Marc Crawford das Heu nicht immer auf der gleichen Bühne hatte. Den Status der Unantastbarkeit, den er im Vorjahr unter Bob Hartley als Schlüsselspieler auf dem Weg zum Titel genossen hatte, verlor er unter Crawford. Darüber hinaus ist von «privaten Gründen» die Rede, die Tambellini bewogen, seinen Kollegen ohne Abschiedsgruss den Rücken zu kehren.

 

Dass Ambühl nach drei Saisons in Zürich den Weg retour in die Davoser Heimat antreten wird, kommt ebenfalls nur wenig überraschend. Sein Wechsel zeichnete sich in den letzten Wochen ab. Die Zürcher lieferten sich mit dem HCD ein Tauziehen um den 29-jährigen Stürmer, der Davos 2009 in Richtung USA verlassen hatte. Nach einem Jahr kam er zurück und unterschrieb in Zürich. Ambühl hegt weiterhin NHL-Ambitionen und hofft auf ein Angebot aus Calgary, wo nun sein letztjähriger Förderer Hartley Headcoach ist.

 

Nach diesen Verlusten stehen die ZSC Lions in unvorteilhaftem Licht da. Mit Ambühl verlieren sie eine tragende Säule, gleichzeitig haben sie einen Prestigekampf mit dem ungeliebten Rivalen HCD verloren. Und Tambellini ist nach Gilbert Brulé der zweite Kanadier in dieser Saison, der Zürich fluchtartig verlässt. Dies wirft Fragen nach dem Betriebsklima auf. Zumindest von aussen sind jedoch keine Anzeichen dafür erkennbar, dass die Atmosphäre vergiftet sein könnte. Das Team wurde im Frühling Meister, und sein Kern hat sich trotz einigen Wechseln nicht verändert.

 

Vorderhand spielen die Lions mit den drei Ausländern Shannon, Brown und Lashoff. Drei Lizenzen können sie noch vergeben. Mit Transfers wollen und müssen sie aber warten, bis klar ist, ob der Lockout bis Saisonende dauern wird. Eine ungemütliche Situation, angesichts deren man den Zürchern ein gewisses Unvermögen bei der Personalauswahl vorwerfen kann. Vielleicht haben sie aber auch nur Pech gehabt.