HC Ambri-Piotta - SCL Tigers 9:4 (5:2, 3:1, 1:1)

Desolate Leistung und kollektiver Absturz in Ambri

Auflösungserscheinungen bei den SCL Tigers? Mit einer desolaten Leistung liessen sich die Langnauer in Ambri vorführen. Werden sich die Tiger von dieser Schlappe nochmals erholen?

Spielbericht • • von Bruno Wüthrich

Wurde nach dem ersten Drittel ersetzt: Ivars Punnenovs. Bild: Susanne Bärtschi (Archiv)

 

Was ist nur mit den SCL Tigers los? In den letzten sechs Spielen, zwei Mal gegen die Kloten Flyers, ein Mal gegen den HC Lausanne, ein Mal gegen den EHC Biel und zuletzt zwei Mal gegen den HC Ambri-Piotta, ging es immer um sehr viel. Erst war es noch der 10. Rang, der die vorzeitige Sicherung des Ligaerhalts bedeutet hätte, zuletzt immerhin noch um die Sicherung des Heimrechts im bereits feststehenden Playout-Final gegen den EHC Biel. In fünf dieser sechs Spiele bezogen die Langnauer jeweils eine Niederlage, in vier davon wegen ungenügender Leistungen, vormals in den Startdritteln. Die weitaus schlimmste davon war jedoch diejenige von heute Abend in Ambri. Die SCL Tigers sind derzeit weit entfernt von einer Mannschaft, die sich in einer Serie gegen die Bieler retten könnte. Diese Leistung war weit weg von der NLA-Tauglichkeit. Einfach unterirdisch.

 

Wir wollen nicht verkennen, dass die SCL Tigers derzeit sehr viele Ausfälle beklagen. Von den Stammspielern fehlten heute Abend Captain Martin Stettler, Yves Müller, Ville Koistinen, Kyle Wilson, Sandro Moggi und Anton Gustafsson, wobei bei Wilson und Gustafsson das Saisonende droht. Wir wollen auch nicht verkennen, dass Ambri bereits gerettet ist, und völlig unbelastet dem eigenen Publikum nochmals etwas bieten wollte und dies auch getan hat. Ambri ist dafür bekannt, dass es in der Valascia Vollgas gibt und einen Gegner dominieren kann, aber dass es oft nicht klappt mit der Torproduktion. Diese ist Ambris grosse Schwäche. Aufwand und Ertrag stimmen oft überhaupt nicht überein. Ist jedoch kein Druck vorhanden, klappt das Tore schiessen dann plötzlich wie am Schnürchen. Spiele wie diese sind für den Gegner nie einfach.

 

Doch was die Langnauer heute Abend ablieferten war schlicht und ergreifend völlig ungenügend, um nicht zu sagen völlig desolat. Bereits das Startdrittel machte den Anschein eines unbedeutenden Kehrausspielchens, was aus Sicht von Ambri, aber nicht der SCL Tigers verständlich ist. Zwei Mal vermochten die Gäste einen Vorsprung Ambris noch auszugleichen. Gegen Ende des Drittels war es aber dann um die Langnauer geschehen. Innerhalb von nur 138 Sekunden zogen die Einheimischen auf 2:5 davon. Dabei machte die Langnauer Defensive, Torhüter Ivars Punnenovs eingeschlossen, nicht immer den besten Eindruck. Punnenovs wurde ab dem zweiten Drittel durch Damiano Ciaccio ersetzt. Doch auch die wohl bestmögliche Torhüterleistung hätte heute gereicht, um die miserable Leistung der Vorderleute in einen Sieg umzuwandeln.

 

Die beste Phase - mit Abstrichen - hatten die Emmentaler in der ersten Hälfte des Mitteldrittels, und zwar genau bis zu dem Zeitpunkt, als Evgeni Chiriaev den Anschlusstreffer zum 3:5 erzielte (32.). In dieser Phase überstanden sie zwei kleine Strafen unbeschadet und erspielten sich die eine oder andere Möglichkeit. Nicht jedoch bei der Strafe gegen Christian Pinana. In diesen zwei Minuten gelang es den Langnauern, noch ein Bisschen schlechter Überzahl zu spielen als gewohnt. Doch kurz darauf gelang Chiriaev aus spitzem Winkel der erwähnte anschlusstreffer. Doch nur 35 Sekunden danach stellte Thibaut Monnet den alten Abstand wieder her. Wie Schulbuben liessen sich die Tiger dabei den Puck abluchsen, so dass Monnet allein auf Damiano Ciaccio losziehen konnte und diesem keine Chance liess. Für diejenigen, denen dieses 3:6 noch nicht Entscheidung genug war, folgte in der 36. und 37. Minute noch ein Doppelschlag innerhalb von 29 Sekunden. Alexandre Giroux und Jason Fuchs erhöhten auf 8:3. Im Schlussdrittel gelange es den Langnauern immerhin, das Stängeli zu verhindern.

 

Sportchef Jörg Reber war verständlicherweise gar nicht zufrieden ob der Leistung seiner Mannschaft. «Darüber, wie wichtig dieses Spiel ist, haben wir die ganze Woche gesprochen. Ich kann diese Leistung nicht begreifen.» Auf die Frage, ob auch er Auflösungserscheinungen gesehen habe, antwortete er: «Das nicht gerade.» Ob dieses Spiel Konsequenzen habe und wenn ja welche, mochte er verständlicherweise nicht sagen: «Das sehen wir dann.» Doch nach drei Niederlagen in Serie, oder fünf Niederlagen in den letzten sechs Spielen, und nach zuletzt einigen nicht genügenden oder gar völlig ungenügenden Leistungen kann nicht einfach zur Tagesordnung übergegangen werden. Am kommenden Dienstag wartet in der Tissot Arena der EHC Biel. Die Seeländer, die offenbar besser begriffen haben, um was es in dieser Phase gerade geht, bezwangen den HC Lausanne zuhause mit 2:0 und können die Tiger in der Direktbegegnung überholen. Dabei spielt es vorerst keinerlei Rolle, dass die Langnauer im Spiel vom vergangenen Dienstag 48 Sekunden vor Schluss bei unetschiedenem Spielstand - richtigerweise !!! - den Torhüter aus dem Spiel nahmen, um im Kampf um den 10. Rang noch eine Chance zu haben. Denn falls die Bieler die Direktbegegnung gewinnen sollten, lägen sie auch dann vor den Langnauern, wenn diese am Dienstag mit Erfolg gepokert und zwei Punkte gewonnen hätten. Die Bieler haben bei einem weiteren Sieg die bessere Bilanz aus den Direktbegegnungen.

 

Viel mehr als um das Heimrecht geht es nun aber darum, dass die SCL Tigers möglichst rasch ihre Form und die richtige Einstellung wieder finden. Ohne diese beiden Faktoren ist es völlig wurscht, ob Heimrecht oder nicht. Auch Sportchef Jörg Reber ist jetzt gefordert.

 

 

HC Ambri-Piotta – SCL Tigers 9:4 (5:2, 3:1, 1:1)

 

Valascia Ambri, 5'053 Zuschauer. SR: Fischer/Kurmann, Espinoza/Progin. Tore: 2. Bianchi (Kamber) 1:0. 4. Nüssli (Clark) 1:1. 12. Nordlund (Monnet, Pestoni) 2:1. 15. Bucher (DiDomenico) 2:2. 17. Monnet (Fuchs, Gautschi) 3:2. 19 Lhotak (Stucki) 4:2. 19. Grass (Bianchi) 5:2. 32. (31.01) Chiriaev (Bucher) 5:3. 32. (31.36) Monnet (Pestoni) 6:3. 36. (35.48)Giroux (Pestoni, Poudrier) 7:3. 37. (36.17) Fuchs 8:3. 56. Bastl (Stucki) 9:3. 57. Bucher (DiDomenico) 9:4. Strafen: 3-mal zwei Minuten gegen Ambri, 5-mal zwei Minuten gegen die SCL Tigers.

 

Ambri-Piotta: Wolf; Nordlund, Birbaum; Pinana, Fora; Zgraggen, Gautschi; Chaviallaz; Lauper, Poudrier, Giroux; Monnet, Fuchs, Pestoni; Bianchi, Kamber, Grassi; Lhotak, Hall, Stucki; Bastl.

 

SCL Tigers: Punnenovs (21. Ciaccio); A. Gerber, Zryd; Hecquefeuille, Ronchetti; K. Lindemann, Weisskopf; Gossweiler; Clark, Albrecht, Nüssli; Bucher, C. Moggi, DiDomenico; Haas, Chiriae,, S. Lindemann; Berger, Sterchi, Wyss.

 

Bemerkungen: Ambri ohne emmerton, Mäenpää, Zurkirchen, Duca, Flückiger. SCL Tigers ohne Stettler, Müller, Wilson, gustafsson, S. Moggi, Murray, Campbell, Bärtschi, T. Gerber (alle verletzt), Koistinen (geschont), Nyffeler (überzählig), Haberstich (Elite). 27. Pfostenschuss Lhotak. 37. Pfostenschuss Bucher.