SCL Tigers - EHC Olten 2:5 (0:1, 1:1, 1:3)

Die Angst des Tigers vor der Maus

Erneut fanden die SCL Tigers den Weg in die Niederlage gegen den EHC Olten. Dabei wäre diesmal auch der Weg zum Sieg offen gestanden. Während die vierte Linie brillierte, hätte die dritte das Spiel entscheiden können.

Spielbericht • • von Bruno Wüthrich

 

Tor zum 0-1

Hier wird Tiger-Hüter Lorenzo Croce zum 0:1 bezwungen. Torschütze ist der Kanadier Shayne Wiebe (links), Das Zuspiel kam Remo Hirt (Nr. 37). Bild Susanne Bärtschi. 

 

Für einmal hätte man die Linien der SCL Tigers von hinten her aufzählen können oder gar müssen. Die vierte Linie mit Silvan Wyss (21), Yannick Lennart Albrecht (20) und Tom Gerber (21) sowie Remo Schlapbach (22), der als 13. Stürmer alternierend eingesetzt wurde, war ganz klar die beste Formation. Die drei bzw. vier Youngsters brachten mit ihren beiden Toren von Tom Gerber in der 26. Minute zum 1:1 und von Yannick Lennart Albrecht in der 47. Minute zum 2:2 Ausgleich ihre Mannschaft jeweils zurück auf Kurs. Shayne Wiebe (5.) und Martin Ulmer (33.) hatten die Oltner jeweils in Führung geschossen. Schade, dass Lorenzo Croce Ulmers zweiten Treffer zum 2:3 und damit zur erneuten Führung bloss 50 Sekunden nach Albrechts Ausgleich nicht verhindern konnte. Der Schuss war bestimmt schwierig zu halten. Unhaltbar schien er jedoch nicht zu sein. Croce hatte freie Sicht. Zweitbeste Linie war danach die dritte mit Lukas Haas, Adrian Gerber und Simon Sterchi. Sie erspielte sich mit Abstand die meisten Torchancen, reussierte jedoch (leider) nie. Allein Simon Sterchi vergab mindestens drei hochprozentige Möglichkeiten. Er hätte zum Helden der Partie werden können. Statt dessen bleib ihm nur der Frust. «Eigentlich waren wir die bessere Mannschaft, doch wir nützten unsere Torchancen nicht. Allen voran ich vergab gleich mehrere sehr gute Möglichkeiten», gab sich der ebenfalls erst 20-jährige Stürmer selbstkritisch. Auf den Einwand des Berichterstatters, dass man sich die Torchancen auch zuerst kreieren müsse, und der Umstand, dass dies geschehen sei, doch positiv zu werten sei, wollte Sterchi nicht eintreten. «Einmal muss man die einfach machen», haderte er mit sich selbst.

 

Angst Tiger vor MausDoch die SCL Tigers verloren das Spiel nicht wegen der vergebenen Möglichkeiten von Simon Sterchi, und auch nicht wegen dem mit Ausnahme des dritten Gegentreffers guten Lorenzo Croce. Sowohl Sterchi wie auch Croce waren Aktivposten im Team. Die Probleme der Langnauer liegen tiefer. Sie sind zwar weit vorne in der Tabelle klassiert, liegen mit gleich viel Punkten (17) wie Leader Visp auf dem zweiten Tabellerang, doch gegen die drei stärksten Gegner (Visp, Langenthal und Olten) verloren sie sämtliche Spiele. Und gerade gegen die Powermäuse scheint das Problem in den Köpfen vor allem der Teamleader zu liegen. Mittlerweile scheinen einige Akteure eine richtige Paranoia vor den Powermäusen entwickelt zu haben. Von den beiden ersten Formationen war an diesem Abend mit Ausnahme der Startminuten rein gar nichts zu sehen. Zweikämpfe wurden kaum gewonnen, Torchancen viel zu wenige kreiert. Dabei hätte heute wenig gefehlt, und Olten wäre erstmals seit Langnaus bitterem Abstieg gefallen. Das Team von Scott Beatti hatte einen miserablen Start in die Saison, und so richtig in Hochform scheinen sie auch jetzt noch bei weitem nicht zu sein.

 

Der momentane Tabellenrang der Tiger täuscht deshalb über deren wahre Stärke hinweg, bzw. lässt sie besser dastehen, als sie wirklich sind. Die Langnauer sind derzeit weit von ihren eigenen Ansprüchen entfernt. Es genügt nicht, wenn die beiden ersten Linien in den Spielen gegen die schwächeren Mannschaften brillieren. Gebraucht werden sie vor allem gegen die starken Teams. Und da sieht man DiDomenico, die Gebrüder Moggi, Thomas Nüssli & Co. derzeit viel zu wenig. Der junge Simon Sterchi wollte dieser Kritik allerdings nicht zustimmen und stellte sich vor seine Teamkameraden. «Es mag sein, dass man die ersten beiden Linien diesmal nicht so gesehen hat. Doch in andern Spielen waren sie entscheidend.» Recht hat er, doch widerlegt hat er die These des Beobachters trotzdem nicht. Die Spiele gegen die starken Gegner gingen verloren. Und wenn da nicht die Teamleader dafür verantwortlich sind, müssen wir die Eishockey-Lehrbücher umschreiben.

 

SCL Tigers - EHC Olten 2:5 (0:1, 1:1, 1:3)

 

Ilfishalle, 5'814 Zuschauer. SR: Clement, Gnemmi/Micheli. Tore: 5. Wiebe (Hirt, Schnyder) 0:1. 26. T. Gerber (Albrecht, Wyss) 1:1. 33. Ulmer (Burki, Wiebe) 1:2. 47. Albrecht (Schlapbach, Hecquefeuille) 2:2. 48. Ulmer (Feser, Pargäzzi) 2:3. 54. Truttmann (Ruhnke, Burki) 2:4. 60. Brunner (Wüst, Wiebe, ins leere Tor) 2:5. Strafen: 5-mal zwei Minuten + 1-mal fünf Minuten + Spieldauerdisziplinarstrafe (S. Lindemann, übertriebene Härte gegen die SCL Tigers. 6-mal 2 Minuten + 1-mal fünf Minuten + Spieldauerdisziplinarstrafe (Bagnoud, übertriebene Härte) gegen Olten.

 

SCL Tigers: Croce; K. Lindemann, Hecquefeuille; Müller, Stettler; Flückiger, Currit; Nüssli, C. Moggi, S. Lindemann; Bucher, DiDomenico, S. Moggi; Haas, A. Gerber, S. Sterchi; Wyss, Albrecht, T. Gerber.

 

EHC Olten: Tobler; Pargäzzi, Ganz; Meister, Bagnoud; Schnyder, Wüthrich; Huras, Rampazzo; Burki, Feser, Ulmer; Schwarzenbach, Wiebe, Hirt; Wüst, Studer, Brunner; Lüthi, Ruhnke, Truttmann.

 

Bemerkungen: SCL Tigers ohne Rexha, Gustafsson, Bärtschi, Zryd, Ronchetti (alle verletzt), Rüegg (Krank). Olten ohne Schild, Marolf, Parati, Aeschlimann, Weber, Schneuwly. 22. Lattenschuss Burki.