Berner Zeitung

Die drei «Wikinger» sind wieder vereint

Berner Zeitung - Vor acht Jahren trumpften Ex-SCL Tigers Robin Leblanc, Joël Perrault und Pascal Pelletier in der kanadischen Provinz Québec gross auf. In den Eishallen garantierten sie für Spektakel. Die Jugendfreunde haben sich in Langnau wiedergefunden.

Presse •

Attribute wie Kraft, Mut und Leidenschaft charakterisierten im Hochmittelalter die räuberischen Wikinger. Diese Eigenschaften werden in der morgen beginnenden Eishockeysaison gewiss auch von Langnaus Kanadiern Joël Perrault, Pascal Pelletier und Robin Leblanc verlangt. Der Vergleich mit den Wikingern entstammt nicht dem Zufall. Von 2000 bis 2003 spielte das Trio in Québecs Juniorenliga (QMJHL) bei Drakkar de Baie-Comeau.

Das Wikinger-Schiff Drakkar zierte das Vereinslogo, die Fans verkleideten sich zuweilen als Seeräuber. Nun sind die «Wikinger» im Emmental wieder vereint – und zu Grosstaten bereit. «Gemeinsam sind wir stark», sagt Pelletier mit entschlossener Miene. Der Langnauer Publikumsliebling, welcher bereits im Vorjahr für die Tigers gespielt hatte, fungierte bei den Transfers als Vermittler. «Ich habe bei Sportchef Ruedi Zesiger ein gutes Wort für meine Kollegen eingelegt.»

255 Tore in drei Jahren

Pelletier, Perrault und Leblanc sind 28-jährig; Letzterer, Sohn des früheren NHL-Spielers Fernand Leblanc, kam in Chur zur Welt und gilt als Eishockey-Schweizer. In Baie-Comeau erlangte das Trio Kultstatus: Innert dreier Jahre erzielte es 255 Tore und hatte massgeblichen Anteil an den zwei einzigen Qualifikationssiegen (2001/ 2003) in der Klubgeschichte. Perrault wurde 2003 gar zum torgefährlichsten und wertvollsten Akteur der Liga ausgezeichnet.

«Unser Überzahlspiel war brandgefährlich», sagt Leblanc, «wir spielten mit dem Gegner manchmal Katz und Maus.» Sie seien auch für die harte und kämpferische Spielweise berüchtigt gewesen, erzählt Pelletier. «Wir mussten viel einstecken, teilten aber auch aus.» Perrault zieht es vor, von den Aktivitäten ausserhalb der Eishalle zu berichten. «Es war nie langweilig, wir strebten stets nach Abenteuern. Wir waren eine verschworene Einheit.»

Debüt unter Gretzky

Längst im Visier der Talentspäher, sollten sich 2003 die Wege der Kanadier trennen. Zur glamourösen NHL-Karriere reichte es indes keinem. Als letzter Mohikaner hängte Leblanc eine Saison in Québec an, ehe er in die jurassische Ajoie zum lokalen NLB-Klub zurückkehrte. In Davos feierte er den Spengler-Cup-Triumph und zwei Meistertitel; 2007 beförderte er im entscheidenden Finalspiel den SC Bern mit dem 1:0-Siegtreffer ins Elend. Pelletier, kein Kind von Traurigkeit, schuftete sich derweil durch die nordamerikanischen Minor Leagues.

2008 wurde er für das AHL-All-Star-Team nominiert, für Boston und Chicago bestritt er 13 Partien auf höchster Stufe. Perraults Türöffner in die NHL war Wayne Gretzky. Der wohl beste Spieler in der Geschichte bekleidete 2005 den Trainerposten in Phoenix. «Seine Ausstrahlung beeindruckte mich; der Respekt, der ihm entgegengebracht wurde, war riesig», erzählt Perrault, der in 96 Spielen 12 Treffer erzielte.

In Langnau haben sich Leblanc und Perrault rasch eingelebt – sie profitierten gewiss von Integrationshelfer Pelletier. «Ich habe ihnen gemütliche Restaurants gezeigt, war mit ihnen im Schwimmbad und beim Einkaufen. Ich bin quasi Mädchen für alles», sagt Pelletier. In der Freizeit verbringen die Freunde viel Zeit miteinander, oft weilen sie auf dem Golfplatz. «Robin ist aber nicht mehr oft dabei. Er setzt seine Prioritäten anders und kümmert sich lieber um seine Frau», erklärt Perrault mit einem Augenzwinkern.

9, 10 und 11

Langnau erinnere ihn an die Kleinstadt Baie-Comeau, meint Leblanc. «Wie in Québec identifizieren sich hier die Menschen mit dem Eishockey. Als Spieler wird man verehrt, dennoch bleibt man einer von ihnen.»

Auch nach der gemeinsamen Zeit im kanadischen Osten hielten Perrault, Pelletier und Leblanc den Kontakt aufrecht. «Gegen Joël habe ich in Nordamerika mehrmals gespielt. Wir haben oft über vergangene Zeiten gesprochen und Anekdoten aufleben lassen», erzählt Pelletier. «Es ist etwas Besonderes, dass wir nach so langer Zeit wieder im selben Team engagiert sind. Ein Kreis schliesst sich», meint Perrault.

Die Jugendfreunde hätten freilich nichts dagegen, bei den SCL Tigers in der gleichen Angriffslinie zu agieren. In einigen Testspielen wurde Center Perrault von Leblanc und Pelletier flankiert – die Formation vermochte zu überzeugen. «Wer mit wem spielt, ist aber sekundär. Es ist sinnvoll, die Linien manchmal zu wechseln. Das macht uns unberechenbar», sagt Leblanc. «Wir werden uns bei John Fust nicht beschweren, wenn er uns andere Sturmpartner zuweist», erklärt derweil Captain Pelletier schmunzelnd. Bei der Wahl der Trikotnummern hat das Trio aber Einheit demonstriert: Pelletier trägt die 10, Perrault die 9, Leblanc die 11.

Der Legende nach strebten die Wikinger einst vorab nach Abenteuern, Ruhm und Reichtum – Langnaus kanadische Kämpfer wollen es ihnen dieser Saison gleichtun.

(Berner Zeitung)