Berner Zeitung, Philipp Muschg

Die Kloten Flyers und die Geister der Vergangenheit

Die Generalversammlung offenbarte ein Sockeldefizit von gut 5 Millionen Franken. Philippe Gaydouls Crew steht viel Arbeit bevor.

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Die Generalversammlung offenbarte ein Sockeldefizit von gut 5 Millionen Franken. Philippe Gaydouls Crew steht viel Arbeit bevor.

 

Die Klotener Kleinaktionäre erfuhren an der gestrigen GV, wie schwer die Jahre der Fantasiebuchhaltung noch immer wiegen. Jahresbilanz und Erfolgsrechnung der Saison 1 nach der Rettung strotzen vor Altlasten: hohe Personalkosten oder ungünstige Sponsoringvereinbarungen trugen ebenso zu einem Betriebsverlust von 4,5 Millionen Franken bei wie strategische Fehler und der Zuschauerschwund in einer sportlich enttäuschenden Saison. 10,7 Millionen Franken erwirtschafteten die Flyers 2012/13, 1,5 Millionen weniger als im Vorjahr. Der Betriebsaufwand sank geringfügig auf 15,3 Millionen, davon entfielen aber nicht weniger als 11,4 auf die 1. Mannschaft (inklusive Quellensteuer und andere Personalkosten). Und das in einem Jahr, in dem die Spieler auf 15 Prozent Lohn verzichteten. Zählt man diesen Anteil dazu, gehören die Flyers mit 12,7 Millionen zu den teuersten NLATeams. Kein Wunder, beträgt das Sockeldefizit gut 5 Millionen Franken.

 

Auch kein Wunder, sind die Aufbaumassnahmen für die Crew von Präsident Philippe Gaydoul ein «mehrjähriger Prozess», wie der neue Geschäftsführer Matthias Berner ankündigte. Buchhalterisch sieht die Situation zwar besser aus: Die Bilanzsumme wurde auf 4,3 Millionen mehr als halbiert, der Schuldenschnitt nach der Sanierung senkte den Verlustvortrag, das Eigenkapital wurde auf 1,4 Millionen oder gut einen Drittel der Bilanzsumme erhöht. Doch das Bild täuscht: Die Spielerwerte bleiben mit 2,5 Millionen so hoch bewertet wie bei praktisch keinem anderen Club, in anderen Details ist die Bilanz vage.

 

Gaydoul selbst blieb der GV fern, doch da er gut 98 Prozent der Aktien hält, hatte die Veranstaltung ohnehin eher konsultativen Charakter. Die Jahresrechnung wurde ohne Gegenstimme angenommen, der Vorstand bestätigt. Was es braucht, bis die mittelfristig angestrebte Rentabilität erreicht ist, lässt sich seit gestern aber abschätzen: viel Arbeit und noch mehr Optimismus.

 

Hollenstein gegen Eldebrink Zum Abschluss sprach Sportchef André Rötheli über die Suche nach einem dritten Ausländer, konnte aber nichts Neues vermelden. So werden die Flyers weiter mit nur zwei ausländischen Akteuren antreten, wenn heute beim Team-Cup in Küsnacht die reizvollste Partie dieser Saisonvorbereitung ansteht: das erste Trainerduell von Felix Hollenstein und Anders Eldebrink, die sechs Saisons lang gemeinsam an Klotens Bande standen.