Berner Zeitung, Philipp Rindlisbacher

Die Langnauer «Bombe»

Kévin Hecquefeuille hat sich bei den SCL Tigers als Transfercoup erwiesen. Der französische Nationalspieler will in Langnau etwas bewegen. Samstag (20 Uhr) gastiert der Absteiger in La Chaux-de-Fonds.

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Eigentlich war ja ein Hund verantwortlich dafür, dass Kévin Hecquefeuille ein Tiger wurde. Anfang Oktober hatte sich der Franzose mit dem Südtiroler Verein Bozen auf eine Zusammenarbeit geeinigt, wegen persönlicher Differenzen wurde der Vertrag nach drei Tagen bereits wieder aufgelöst. Dem Vernehmen nach waren in der Wohnung, welche Hecquefeuille zur Verfügung gestellt worden war, keine Haustiere erwünscht. Der Profi, ein Hundenarr, fand keinen Gefallen daran.

 

Kurz darauf schloss sich der 29-Jährige den SCL Tigers an, in Langnau fand er eine hundegerechte Bleibe. Im Emmental fühlt er sich wohl; unmittelbar nach dem Jahreswechsel unterzeichnete er einen neuen Kontrakt, der bis Ende der Saison 2015/2016 Gültigkeit hat. Hecquefeuille ist beim Absteiger ein Eckpfeiler; Tigers-Berater Alfred Bohren bezeichnet ihn als Glücksgriff, Coach Bengt-Ake Gustafsson spricht vom «unverzichtbaren Wert in der Defensive». Und Sandro Moggi liess unlängst verlauten, Hecquefeuille sei eine echte Bombe, die in der Offensive explodieren könne.

 

Die WM in Paris im Hinterkopf

Bei allem Lob sollte nicht unerwähnt bleiben, dass dem Verteidiger gelegentlich defensive Aussetzer unterlaufen. Er überzeugt indes mit läuferischen Qualitäten, verfügt über viel Spielintelligenz und versteht es wie kein zweiter Langnauer, Angriffe aus der eigenen Zone auszulösen. Hecquefeuille meint, das Team habe seit seiner Ankunft im Herbst Fortschritte gemacht. Der zweite Tabellenrang sei in Ordnung, «wir müssen aber zwingend höhere Ziele verfolgen. Der Verein will möglichst rasch zurück in die NLA, ich möchte mithelfen, etwas zu bewegen.» Kévin Hecquefeuille hat schon in Deutschland, Schweden und für Servette verteidigt, in seiner Heimat gewann er vier Titel. Er ist fester Bestandteil der französischen Nationalmannschaft, dürfte auch für die WM im Mai in Weissrussland berücksichtigt werden.

 

Spaziergänge mit dem Hund

Im Hinterkopf hat Hecquefeuille bereits die Welttitelkämpfe 2017, welche in Köln und Paris stattfinden. Er wollte Planungssicherheit, welche er dank dem verlängerten Vertrag nun erhalten hat. Heute (20 Uhr) gastieren die SCL Tigers in La Chaux-de-Fonds, die Neuenburger haben vor zwei Tagen bei Leader Olten immerhin einen Punkt gewonnen. Aufgrund der langen Verletztenliste nominierte Coach Gustafsson zuletzt nur fünf Verteidiger, Hecquefeuille erhielt am Donnerstag gegen Martigny rund 35 Minuten Eiszeit. «Ich will mich nicht beklagen», sagt der Leistungsträger, «jeder will ja so viel wie möglich spielen». Die Tigers-Verantwortlichen bemühen sich intensiv darum, einen Verteidiger auszuleihen, haben aber bis anhin ausschliesslich Absagen erhalten. Hecquefeuille hofft auf die baldige Genesung seiner Kollegen, spürt er doch selber nach den Partien leichte Beschwerden. Daher hat bei ihm die Regeneration hohen Stellenwert, erholen kann er sich jeweils während Spaziergängen – mit dem Hund.