Wie SCL Tigers in ihrem Bemühen um einheitliche Kommunikation versagen

Die Langnauer Kommunikations-Posse

In den Plänen von SCL Tigers Coach Bengt-Ake Gustafsson spielt die Verpflichtung von Torhüter Michael Flückiger eine wichtige Rolle. Dass Flückiger nicht verpflichtet wird, erfährt Gustafsson nicht von seinen Vorgesetzten, sondern von einem Chronisten. Dabei bemüht sich doch das Unternehmen seit Jahren, seine Kommunikation zu kanalisieren.

Blog • • von Bruno Wüthrich

 

Der für den Sport verantwortliche Verwaltungsrat verweist Chronisten an den Manager oder den Coach, wenn sie etwas wissen wollen. «Im Sport hat bei uns der Coach das letzte Wort», ist dabei seine Begründung. Seit Wochen schwirrt der Name Michael Flückiger in Langnau herum. Er wäre zu haben, und er würde gemäss seinem Agenten auch gerne nach Langnau kommen. Bei Lugano unter Vertrag, ersetzt der ehemalige Young Tiger bei den Kloten Flyers derzeit mit Martin Gerber einen andern ehemaligen Tiger, und glänzt mit Abwehrquoten von weit über 91 Prozent. Kein Zweifel: Flückiger würde die auf der Position des Schlussmanns lediglich mittelmässig besetzten SCL Tigers wesentlich verstärken. Immerhin versprachen die verantwortlichen Führungskräfte des Langnauer Eishockey-Unternehmens nach dem Abstieg in die NLB im Frühjahr letzten Jahres, den möglichst raschen Wiederaufstieg sofort an die Hand zu nehmen. Doch inzwischen gibt es erhebliche Zweifel, ob dieses Versprechen ehrlich gemeint war. Vieles deutet darauf hin, dass diese Aussagen lediglich zur Beruhigung der Volksseele dienten. Denn immerhin gründete dieser Abstieg auf einer ganzen Reihe von zum Teil gravierenden Fehlentscheiden der meisten dieser Führungskräfte. Geschäftsführer Wolfgang Schickli können diese jedoch nicht angelastet werden.

 

Worauf der Abstieg gründete, ist heute Schnee von gestern. Wir wollen nicht von Neuem darauf herum reiten. Das Versprechen, den Wiederaufstieg sofort an die Hand zu nehmen, hörten wir indes gut, und wir haben und werden es nicht vergessen. Doch mittlerweile wird immer mehr klar, dass es mit diesem Aufstieg vorerst nichts werden wird. Würde hinter den Kulissen nur halb so unprofessionell gearbeitet, wie derzeit kommuniziert wird, so wäre dies bereits ein Desaster. Wir sind jedoch Optimisten und gehen deshalb davon aus, dass die Kommunikation der einzige Schwachpunkt der Organisation ist.

 

Doch nun zum eigentlichen Grund dieses Blogs. Folgendes hat sich abgespielt: Ein Chronist sagte mir in der ersten Pause des Spiels zwischen den SCL Tigers und dem EHC Visp, dass er mir noch ein News gemailt habe. Ich öffne es und lese darin, dass die SCL Tigers Michael Flückiger nicht wollen. Der Chronist bezieht sich im Text ausdrücklich auf ein Gespräch mit Wolfgang Schickli. Für mich gibt es keinen Zweifel. Ich lade die Neuigkeit unverzüglich hoch auf das FANTIGER-Portal.

 

Nach dem schmählich verlorenen Spiel geht es ab zu den Kabinen und zum Interview. Ich verlange den Chef (Gustafsson). Oben erwähnter Chronist gesellt sich dazu. Wir fragen den Coach, weshalb um Himmels Willen er denn Flückiger nicht wolle. Dieser guckt überrascht, vermutet, dass er die Frage nicht richtig verstanden habe. doch er merkt bald, dass er sie richtig verstanden hat, und antwortet: «Wir wollen ihn. Wir wollen ihn sogar unbedingt. Er ist ein wichtiger Bestandteil in meiner Planung.» Wir sagen ihm, dass er ihn nicht bekommen wird, dass dies Manager Schickli so gesagt hat. Ungläubiges Staunen bei Gustafsson. Er weiss in diesem Moment nicht so recht, ob wir ihn veräppeln wollen. Zum Glück ist Medienchef Rolf Schlapbach ebenfalls im Raum. Er war auch dabei, als Schickli dem Chornisten den Verzicht auf Flückiger mitteilte, und er bestätigt nun dem Coach diese Aussagen.

 

Nun – noch ist vielleicht nicht aller Tage Abend. Denn der für den Sport verantwortliche Verwaltungsrat sagte ausdrücklich, der Coach habe bei den Transfers das letzte Wort. Und der Verwaltungsrat als Gremium ist dem Geschäftsführer vorgesetzt. Wir können also noch hoffen. 

 

Doch dies ist nicht die einzige Kommunikationspanne aus dem Hause SCL Tigers. Da wäre zum Beispiel die ominöse Kriegskasse, die einmal vorhanden ist, und dann wieder nicht, aber dann wieder doch, und dann trotzdem wieder nicht. Irgendwie scheint sie entschwunden. Zwar vorhanden, aber niemand findet sie. Oder wie oder was. Oder die Sache mit dem sofort an die Hand genommenen Wiederaufstieg. Hier stimmen die Worte nicht mit den Taten überein. Die Frage ist hier lediglich: Ist dies nun eine Kommunikations- oder eine Taten-Panne? Auch das Interview von Wolfgang Schickli in der Berner Zeitung vom 8. Januar ist nicht frei von fragwürdiger Kommunikation.

 

Eines ist gewiss. Wenn von oben derart widersprüchliche Signale kommen, muss man sich nicht wundern, wenn es auf dem Eis ebenfalls nicht läuft. Damit sollen die mageren Leistungen der 1. Mannschaft in den letzten beiden Heimspielen in keiner Weise entschuldigt sein. Denn sich Mühe geben und das Letzte aus sich heraus holen können die Spieler trotzdem. Nur ist «das aus sich heraus geholte Letzte» bei unklarer oder widersprüchlicher Kommunikation nicht das gleiche, wie wenn unmissverständlich, nachvollziehbar und ehrlich kommuniziert wird.

 

Es bleibt demnach der Verdacht, dass die SCL Tigers gar nicht aufsteigen wollen. Oder dass sie – einmal mehr – die Situation unterschätzen. Wir vergessen und unterschlagen nicht, dass die Führungsebene nebst der Kommunikation über den sofort an die Hand genommenen Wiederaufstieg auch einen Zeitrahmen von drei Jahren gesetzt hat, in welchem dieses Unterfangen gelingen soll. Gelingt es in diesem Jahr nicht, verbleiben ja noch zwei weitere Jahre.

 

Doch wer so denkt, wird auch im Frühjahr 2016 noch nicht aufgestiegen sein. Denn zum Aufstieg gehört nicht nur ein gutes Team, sondern auch viel Glück, und vermutlich vorher auch einiges an Lehrplätzen dazu. Wie aber will man lernen, was man falsch gemacht hat, wenn man im Jahr zuvor gar nicht alles versucht hat. Erst wenn die SCL Tigers alles für den Aufstieg tun, kann die Analyse, weshalb sie trotzdem gescheitert sind, gelingen. Dass diese Analyse gelingt, ist jedoch im Jahr darauf eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg. Mit der jetzigen Vorgehensweise der SCL Tigers werden sich deren Fans über Jahre mit der NLB begnügen müssen.