Wochen-Zeitung

Die letzte Runde ohne Auffangnetz

Für die SCL Tigers beginnt heute mit einem Heimspiel die Ligaqualifikation gegen NLB-Meister Lausanne. Es ist die allerletzte Runde vor dem Absturz in die Zweitklassigkeit.

Presse • • von Werner Haller

In der ersten Playoutrunde gegen die Kloten Flyers waren die SCL Tigers chancenlos. Sie verloren die Best-of-7-Serie mit 1:4, fielen aber wenigstens in ein Auffangnetz - in die zweite Playoutrunde gegen Rapperswil. Gegen die St. Galler führten sie mit 3:2 Siegen und im sechsten Spiel zuhause zwischen der 59. (58:17) und 60. Minute (59:06) auch mit 3:2 Toren. Damit waren sie während 49 Sekunden A-klassig. Doch 54 Sekunden vor Schluss liessen sie den 3:3-Ausgleich zu und verschenkten den Sieg und den Ligaerhalt in der Verlängerung mit einem vierten Gegentor in Überzahl. Im alles entscheidenden siebten Spiel in Rapperswil (2:5) hatten sie nicht den Hauch einer Chance. Zum dritten Mal nach 1999 (4:3 gegen Chur) und 2007 (4:1 gegen Biel) müssen die Langnauer die «Höchststrafe» für einen NLA-Klub, die Ligaqualifikation gegen den NLB-Meister, meistern. Wenn sie auch diese dritte und allerletzte Chance nicht nutzen, dann fallen sie nicht mehr in ein Auffangnetz, sondern erstmals seit 1988 in die Nationalliga B. Den SCL Tigers ist es selbst in der Playout-Direktbegegnung zwischen den beiden schwächsten NLA-Mannschaften nicht gelungen, erstmals in dieser schon 62 Partien umfassenden Saison vier von sieben Spielen zu gewinnen. Zum Beweis ihrer NLA-Tauglichkeit müssen sie dies nun aber gegen Lausanne tun. Keiner weiss so gut wie Jörg Reber, was auf die SCL Tigers zukommt. Er spricht mit der Erfahrung aus bereits 31 Ligaqualifikationsspielen: «Die Ligaqualifikation ist in allen Belangen die härteste aller Runden im Kampf gegen den Abstieg. Der Schwächste der NLA muss sich gegen den Stärksten der NLB durchsetzen.»

 
«Passagiere» sind unerwünscht
Lausanne, beschreibt der Schlosswiler die Ausgangslage, befände sich punkto Selbstvertrauen und Emotionen im Steigflug. Langnau hingegen müsse den Sinkflug auffangen und den Absturz vermeiden. «Eine ausserordentlich schwierige Aufgabe», sagt Jörg Reber, aber sie sei auch lösbar. Allerdings nur unter gewissen Voraussetzungen: «Die Rapperswiler haben uns den Weg gezeigt. Sie kauften uns in den entscheidenden Spielen 6 und 7 mit Tempo, Härte und Intensität richtiggehend den Schneid ab. Jetzt ist es unsere Aufgabe, gegen Lausanne von der ersten Minute an den Tarif anzugeben und so lange dominant aufzutreten, bis wir die Entscheidung zu unseren Gunsten erzwungen haben.» Für vier Siege braucht es 22 Spieler, die als Mannschaft gemeinsam in eine Richtung gehen. «Passagiere» sind unerwünscht, aber leider noch immer vorhanden.

 

Die 7. Ligaqualifikation zum Karrierenabschluss
Jörg Reber hat sich seinen Karrierenabschluss bestimmt anders vorgestellt. Ab Donnerstag tritt der bald 39-jährige Verteidiger mit den SCL Tigers gegen Lausanne bereits zur siebten Ligaqualifikation an.
• Mit zwei NLA-Mannschaften hat er die Ligaqualifikation gegen die NLB-Meister erfolgreich überstanden und den Ligaerhalt geschafft: 2000 mit Rapperswil gegen Chur (4:1) und 2009 mit Biel gegen Lausanne (4:3).
• Mit Biel als NLB-Meister gelang Jörg Reber in vier Anläufen der Aufstieg in die NLA einmal: 2008 gegen Basel (4:0). 2004 gegen Lausanne (0:4), 2006 gegen Fribourg (2:4) und 2007 gegen die SCL Tigers (1:4) verloren jedoch die Seeländer die Ligaqualifikation gegen den NLA-Playoutverlierer.



Ein Stanleycupsieger nach dem andern
Wie in der zweiten Playoutrunde gegen Rapperswil bekommen es die SCL Tigers auch in der Ligaqualifikation gegen Lausanne mit einem Stanleycupsieger zu tun. David Aebischer gewann 2001 mit Colorado die Meistertrophäe in der NHL. In den Playoutspielen 6 und 7 bot er seine besten Leistungen gegen die Emmentaler, wehrte 92,9 Prozent ihrer Schüsse ab und war damit massgeblich am Gewinn der Best-of-7-Serie und dem Ligaerhalt der Rapperswiler beteiligt. Nach David Aebischer folgt nun Cristobal Huet, der Nummer-1-Torhüter von Lausanne. Der 37-jährige Franzose mit Schweizer Pass stand vor drei Jahren im Team von Stanleycupsieger Chicago.

 

Lausannes zusätzlicher Trumpf
In der Ligaqualifikation dürfen der NLA-Playoutverlierer und der NLB-Meister nur je zwei Ausländer einsetzen. Cristobal Huet beansprucht keine Ausländerlizenz und ist deshalb für die Waadtländer auf der wichtigsten Position einer Mannschaft eine zusätzliche Trumpfkarte. Bei den SCL Tigers wird wieder Thomas Bäumle das Tor hüten – branchenüblich wäre es jedenfalls. Die Ligaqualifikation ist weder mit der 50-Rundenqualifikation noch mit dem Playout zu vergleichen. Die Direktbegegnung zwischen dem NLA-Schwächsten und dem NLB-Besten gehört einer neuen Kategorie von Spielen mit ganz besonderen Charakter an. Für einen so jungen Goalie mit dermassen wenig Spielpraxis hat Remo Giovannini seine Sache gegen Rapperswil gut gemacht. Mehr durfte man vom noch nicht ganz 22-jährigen Bündner im Playoutstress nicht erwarten.


Positive Ligaqualifikationsbilanz
Mit der Best-of-7-Serie gegen Lausanne beginnt für die Langnauer nun aber die dritte und letzte Etappe auf dem Weg zum Ligaerhalt. Ein neuer Start mit einer neuen Chance für Thomas Bäumle. Er hat neben viel Playout- auch Ligaqualifikation-Erfahrung. In den beiden letzten Saisons war er in der Ligaqualifikation für Ambri gegen Visp (4:1) und Langenthal (4:1) mit acht Siegen in zehn Spielen der erwünschte Rückhalt. Pech für die Langnauer ist, dass mit Bryce Lampman der sicherste Wert der Abwehr ausfällt. Der amerikanische Verteidiger war nicht überragend, aber seine Fehlerquote und Leistungsschwankungen waren gering. Lampman erlitt im letzten Heimspiel gegen Rapperswil eine schwere Fingerverletzung, die aller Voraussicht nach keine weiteren Einsätze mehr zulässt. Wer vom kanadischen Quartett Popovic, McLean, Pelletier, Bomersback zum Zuge kommt, entscheidet sich je nach Verlauf der Serie.