Die Moggis auf dem Abstellgleis

Seit sechs Jahren spielen Sandro und Claudio Moggi in Langnau, eine siebte Saison kommt nicht dazu. Es wird ein Abschied mit Nebengeräuschen.

Presse • • von Berner Zeitung, Philipp Rindlisbacher

Sandro passt auf Claudio Moggi, dieser schiesst und trifft zum 1:0. Geschehen am Samstagabend im Startdrittel gegen den EHC Biel. Dass die Moggi-Zwillinge jubeln durften, passt irgendwie nicht so recht zu den Ereignissen in den vergangenen Wochen. Auf den Matchblättern der Langnauer waren die beiden Namen zuletzt mehrmals unter der Rubrik «Überzählig» vorzufinden gewesen. Dies überrascht ein wenig, gehören die Stürmer bei den SCL Tigers doch quasi zum Inventar. Seit der Saison 2007/2008 leben sie im Emmental; Claudio hat seither 293 Spiele, Sandro deren 244 absolviert und sich mit dem ersten Tor in der sanierten und erweiterten Ilfishalle einen Vermerk in der Klubhistorie gesichert.

 

Am Samstag beginnen die Playouts, Sandro Moggi spielt zum vierten-, Claudio bereits zum fünftenmal mit den Langnauern gegen den Abstieg. Ob der Gegner Biel oder Kloten heissen wird, ist für die Appenzeller sekundär. «Es fühlte sich in den letzten Jahren schon anders an, die Playouts in Angriff zu nehmen», meint Claudio Moggi. Er spricht damit indirekt die Zukunft an – diese wird das Duo nicht im Emmental erleben. Claudio sagt, er werde die Tigers sicher verlassen, habe aber keine konkrete Offerte vorliegen. Sandro wiederum mag sich dazu nicht äussern – die Langnauer planen aber nicht mehr mit ihm. Die Routiniers werden mit den NLB-Vereinen Lausanne und Thurgau in Verbindung gebracht.

 

Kritik des Trainers

Die Stürmer betonen, dass sie Langnau in guter Erinnerung behalten werden, ungeachtet dessen, dass sie künftig nicht mehr erwünscht sind. «Es gibt einflussreiche Leute, die entscheiden; als Spieler muss man das akzeptieren. Das gehört zum Business», sagt Sandro Moggi. Sein Zwilling lässt durchblicken, dass in den vergangenen Wochen mehrere unerklärliche Entscheidungen gefällt worden seien. Coach Alex Reinhard jedenfalls setzt auf andere Akteure. Darauf angesprochen, sagt der Cheftrainer kurz und knapp: «Es geht mir um Arbeitsmoral und Einstellung.»

 

Sandro Moggi war in den letzten zwei Jahren oft verletzt, er musste sich am Rücken operieren lassen. Eishockey habe Prioriät; erhalte er aber kein sinnvolles Angebot, werde er womöglich zurücktreten, sagt der ehemalige SCB-Akteur. Claudio entgegnet sogleich, als 30-Jähriger sei er zu jung, um aufzuhören. Sandro kümmert sich jedoch seit geraumer Zeit um das Leben nach dem Sport. Das heutige letzte Qualifikationsspiel gegen Servette (19.45 Uhr, Ilfishalle) lässt er aus, stattdessen schreibt er Abschlussprüfungen für den Diplomerwerb des eidgenössischen Immobilienbewirtschafters.

 

Claudio, zweifacher Nationalspieler, trainierte derweil gestern nur in der fünften Angriffsformation. Sie fühlten sich sehr gut, wären bereit zu helfen, sagen die bei vielen Fans beliebten Moggi-Brüder. Oft werden sie jedoch nicht mehr für die Tigers einlaufen dürfen.