Schwere Aufgabe bravurös gemeistert

Die rote Laterne putzt den Leader

Wenn die rote Laterne gegen den Leader spielt, ist die rote Laterne plötzlich nicht mehr die rote Laterne und der Leader nicht mehr Leader. Doch eine Überraschung ist dies nicht.

Spielbericht • • von Bruno Wüthrich.

Hier belagern Emanuel Peter und Thomas Nüssli das Fribourger Tor. Bild: Bruno Wüthrich

 

Ohne Stamm- und Spektakelhüter Barry Brust, aber mit Roman Cervenka war Gottéron im Emmental nicht gut genug. Clevere und leidenschaftlich fightende SCL Tigers schickten den Tabellenführer ohne Punkte nach hause. Für die Langnauer ist es der dritte Heinsieg in Folge. Sie scheinen nun definitiv in der Meisterschaft 17/18 angekommen zu sein. Der 3:2 - Erfolg war verdient, auch wenn etwas Glück natürlich ebenfalls dabei war. Aber: Die Tiger hätten auch höher gewinnen können.

War dies ein gewagtes Pokerspiel oder war es pure Arroganz des Leaders. Gottéron leistete es sich gegen die SCL Tigers, den Kanadier Barry Brust zuhause zu lassen und statt dessen Ludovic Waeber auflaufen zu lassen. Dies allein deutet weder auf Arroganz noch auf Poker hin, zumindest nicht auf den ersten Blick. Denn immerhin kam ja der tschechische Star Roman Cervenka zurück. Einer für die Offensive. Überraschend dabei nur, dass Barry Brust der Stammtorhüter von Gottéron ist, und Ludovic Waeber in seiner bisherigen Karriere gerade mal acht Minuten in der NLA spielte. Dies war in der Saison 2012/13, als er 16 Jahre alt war. Er liess sich damals in dieser kurzen Zeit nicht bezwingen, war also bisher in der höchsten Spielklasse noch unbezwungen. An ihm lag es jedoch nicht, dass Gottéron jetzt nicht mehr Leader ist, und die SCL Tigers nicht nur die rote Laterne abgeben konnten, sondern weil diese Runde für sie gelaufen ist, sogar erstmals einen Platz über dem Strich einnehmen.

Beide Teams starteten engagiert und bissig. Auffällig war die jeweilige Präsenz im gegnerischen Drittel, welche beide Mannschaften mit Vehemenz suchten. So hatten es beide Verteidigungen schwer, überhaupt aus dem eigenen Drittel zu kommen. Vor allem die Gäste kamen so zu zwei, drei Halbchancen, die sie jedoch nicht nutzen konnten. Es waren viel mehr die Einheimischen, die zuerst zum Erfolg kamen. Dank konsequentem Nachsetzen und Stören kamen die Tiger im gegnerischen Drittel wieder an die Scheibe, diese gelangte via Federico Lardi zu Benjamin Neukom, der Fribourgs Hüter Ludovic Waeber sicher bezwang. Obwohl Gottéron danach noch zwei Mal in Unterzahl spielen musste, kamen für die Langnauer keine weiteren Treffer zustande. In der 17. Minute hatte allerdings der junge Gottéron-Hüter Glück, als er einen Schuss von Thomas Nüssli gerade noch an den Pfosten abwehren konnte.

Viele Zuschauer fragten sich, was denn im Mitteldrittel in die Tiger gefahren sei. Sie mussten mehr als ein halbes Drittel lang bös unten durch, hatten scheinbar keine Chance. Minutenlang kamen sie nicht aus ihrem Drittel heraus. Die Konsequenz daraus: In der 29. und 30. Minute kehrten Andrej Bykov und Yannick Rathgeb innerhalb von 49 Sekunden das Spiel. Mancher mag sich gefragt haben, wie es den Tigern gelungen sein kann, bis in die 29. Minute die Führung zu halten.

Aber es gibt eben eine andere Seite. Fribourg gab in dieser Phase Vollgas. Sie warfen alles in ihr Spiel, aber die zwei kurz aufeinanderfolgenden Treffer erwiesen sich als Ausbeute für diesen rtiesigen Aufwand als nicht gross genug. Die Langnauer kamen gegen Ende des zweiten Drittels wieder auf und hatten nun ihrereseits ihre beste Phase in diesem Spiel. Folgerichtig krönte Eero Elo mit einem platzierten Schuss zum 2:2 Ausgleich das Aufkommen der Emmentaler. Obwohl sich in diesem Drittel die Spielanteile überhaupt nicht die Waage hielten, waren die Tormöglichkeiten der Langnauer eher zahlreicher. Insgesamt war es ein Spektakeldrittel.

Als der Schlussabschnitt begann, wusste niemand, wie dieses Spiel enden könnte. Zu offen war der Ausgang. Konnten die Gäste nochmals an die Performance aus dem zweiten Abschnitt anknüpfen? Die Antwort: Nicht mehr ganz. Das Spiel war zwar jetzt ausgeglichen, aber in der 47. Minute gelang Aaron Gagnon der Siegtreffer. Die SCL Tigers brachten diesen dann mit viel Kampf über die Runden, hatten jedoch bei einigen Kontern durchaus die Möglichkeit, den Sieg auch etwas früher zu sichern.

Für Benjamin Neukom, der in der vergangenen Saison noch das Dress des Gegners trug, war es ein spezieller Moment. Er schoss das erste Tor in diesem Spiel: «Ich war schon etwas nervöser als sonst. Aber ich bin froh, dass uns dieser Sieg gelungen ist.» Dass es der Leader war, der bezwungen wurde, fand Neukom indes nicht völlig abnormal: «Wir sind besser, als wir bisher abgeschnitten haben. Wir müssen jetzt aber an diese Leistung anknüpfen.»

 

SCL Tigers – HC Fribourg-Gottéron 3:2 (1:0, 1:2. 1:0)

Ilfishalle, 6'000 Zuschauer. SR: Hebeisen/Prugger, Bürgi/Duarte. Tore: 13. Neukom (Lardi) 1:0. 29. Bykov (Schmutz) 1:1. 30. (29.55) Rathgeb (Vauclair) 1:2. 35. Elo 2:2. 47. Gagnon (Erkinjuntti) 3:2. Strafen: 3-mal zwei Minuten gegen die SCL Tigers, 4-mal zwei Minuten gegen Gottéron.

SCL Tigers: Punnenovs; Koistinen, Zryd; Erni, Müller; Huguenin, Lardi; Blaser, Seydoux; Erkinjuntti, Gagnon, Elo; Neukom, Gustafsson, Kuonen; Nüssli, Albrecht, Dostoinov; Haas, Peter, Gerber.

Gottéron: Waeber; Chavaillaz, Holos; Stalder, Kienzle; Schilt, Rathgeb; Glauser; Birner, Slater, Rossi; Meunier, Cervenka, Sprunger; Schmutz, Bykov, Mottet; Vauclair, Rivera, Neuenschwander; Marchon.

Bemerkungen: SCL Tigers ohne P. Berger, N. Berger, Stettler, Randegger (alle verletzt) Himelfarb (La Chaux-de-Fonds), Rüegsegger (Langenthal). Gottéron ohne Brust (überzählig) Abplanalp, Chiquet, Leeger, Fritsche. 17. Waeber wehrt Schuss von Nüssli an den Pfosten ab. 28.16: Coaches Challange SCL Tigers. 36. Pfostenschuss Dostoinov. 58.41: Timeout Gottéron. Gotteron ab 58.41 ohne Torhüter.