Berner Zeitung, Marco Oppliger

Die schönste Eishockeyzeit kann kommen

Am Freitagabend um 19.45 Uhr empfangen die SCL Tigers den HC Thurgau zum Playoff-Auftakt. Die Rollen sind klar verteilt – die Emmentaler steigen als Favoriten in diesen Viertelfinal. Doch Trainer Bengt-Ake Gustafsson warnt vor Überheblichkeit.

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«Hey, kennsch T.J.Oshie?» Das Training der SCL Tigers neigt sich langsam dem Ende zu, und wie üblich steht als Derniere das Penaltyschiessen an. Einer nach dem anderen nimmt Anlauf. Wer trifft, fährt auf die Seite, wer versagt, muss nochmal ran. Immer wieder fällt, bevor ein Spieler antritt, der Name des in der eingangs erwähnten Frage genannten US-Stürmers. Dieser hatte bekanntlich am Olympiaturnier in Sotschi im Spiel gegen Russland vier von sechs Penaltys versenkt. Manchmal sind auch Eishockeyspieler nur Fans.

 

Nicht auf Oshies Spuren wandelt in diesem Training Martin Stettler, der Verteidiger nimmt es aber mit Humor. Überhaupt ist die Stimmung im Tigers-Training einen Tag vor dem Playoff-Auftakt aufgeräumt. «Wir haben seit letzten Sommer auf diesen Moment hingearbeitet, ich freue mich, dass nun die schönste Eishockeyzeit beginnt», sagt Stettler. Diese ist wegen der immer wiederkehrenden Duelle in kurzer Zeit von Mätzchen geprägt. «Ich mag Trashtalk», sagt Stettler dazu und schmunzelt.

 

«Mental schwierigste Hürde»

Die Rollen im Viertelfinal zwischen den SCL Tigers und dem HC Thurgau sind klar verteilt. Als Qualifikationszweite und mit dem Ziel Wiederaufstieg sind die Langnauer der klare Favorit. Die Thurgauer indes haben erst zwei Runden vor Schluss den Sprung über den Strich geschafft, ihre Bilanz gegen die Emmentaler fällt mit vier Niederlagen aus fünf Duellen bescheiden aus. «Wir sind seit Saisonbeginn Favorit», sagt Stettler, deshalb ändere sich nun bezüglich der Rollenverteilung nichts, «diesem Druck sollten wir standhalten können».

 

In den letzten Tagen haben die SCL Tigers die Stärken und Schwächen der Thurgauer analysiert. «Sie spielen aggressiv – und das auf der ganzen Eisfläche», sagt Bengt-Ake Gustafsson, «zudem haben sie eine starke erste Linie und einen guten Torhüter.» Das Rezept dafür, gegen die Ostschweizer zu bestehen, sei deshalb klar: «Wir müssen vor ihrem Tor hart arbeiten, dem Keeper die Sicht nehmen und die Rebounds gewinnen.»

 

Der Schwede weiss allerdings auch um die Gefahren, die auf sein Team lauern. «Der Viertelfinal ist mental die schwierigste Hürde, weil du wegen der Tabellensituation meinst, dass du die bessere Mannschaft bist.» Deshalb habe er mit dem Team darüber intensiv gesprochen, sagt Gustafsson, «wir können in diesem Duell alles gewinnen, aber auch alles verlieren».

 

DiDomenico im Vorteil

Dank dem Zuzug des Kanadiers Chris DiDomenico kann Gustafsson in den Playoffs nun wählen, welchen Ausländer er im Sturm auflaufen lässt, der französische Verteidiger  Kevin Hecquefeuille scheint indes gesetzt. Zwar will sich der Coach in der Ausländerfrage erst heute entscheiden, doch gestern liess er durchblicken, dass DiDomenico gegenüber Juraj Kolnik die besseren Karten hat.

 

Einen Tag vor dem Playoff-Start ist die Stimmung bei den SCL Tigers gut. Es wird im Training gelacht und geflachst. «Das braucht es auch», sagt Gustafsson. Er hofft, dass seine Spieler  auch heute nach 22 Uhr noch lachen können. «Ein guter Start ist wichtig, er setzt positive Energie frei.» Dieses Ziel sollte für die SCL Tigers selbst ohne einen T.J.Oshie in ihren Reihen im Bereich des Möglichen liegen.