Trotz solcher Gegentore zum Abschluss der Qualifikation:

Die SCL Tigers holen die Punkte in Kloten

Die Serie von drei Niederlagen ist gebrochen. Die SCL Tigers gewinnen in Kloten verdient mit 4:3 und starten mit einem beruhigenden Vorsprung von 10 Punkten auf den Tabellen-Elften Ambri in die Platzierungsrunde. Der frühzeitige Ligaerhalt scheint möglich.

Spielbericht • • von Bruno Wüthrich

Hier schiesst Robin Leone das 3:2 für den EHC Kloten. Allein auf weiter Flur gewinnt er das Direktduell gegen den cahncenlosen Ivars Punnenovs. Die Szene illustriert die gegenwärtige grosse Schwäche der SCL Tigers. Sie offerieren ihren Gegnern mit ihren zum Teil krassen Fehlern immer wieder derartige Situationen. Bild: Bruno Wüthrich.

 

Weshalb bringen wir das Bild eines Gegentores als Aufhänger für die Berichterstattung über einen Sieg der SCL Tigers. Ganz einfach. Sie werden es erfahren, wenn Sie den Bericht lesen.

Der Spruch des Tages kam von Federico Lardi. «Wir hatten alles im Griff», sagte er zum Berichterstatter von Radio Neo 1, noch bevor das Mikrofon eingeschaltet war. Natürlich war dem Langnauer Verteidiger dabei anzusehen, dass er genau das Gegenteil meinte und seine Aussage pure Ironie war. Keine Ironie war dabei, als er sagte: «Es war nicht schwer, uns zu motivieren. Jetzt geht es um den Ligaerhalt. Und damit um unsere Jobs. Nach den schwachen Leistungen in den letzten beiden Spielen war diese Rückkehr zum Erfolg dringend nötig.»

Es war ein wichtiger Sieg. Und es war ein Sieg, auf dessen Weg das eine oder andere Ärgernis weggesteckt werden musste. Es war vor allem ein Sieg, der zustande kam, obwohl erneut über weite Strecken kein Ehlers-Hockey gespielt wurde. Alle drei Gegentreffer kamen zustande, weil die SCL Tigers nicht das Hockey spielten, welches Heinz Ehlers fordert. Bei den drei Spielen, welche die Langnauer im Januar in Folge keinen einzigen Gegentreffer kassierten (Lausanne 1:0 n.P., Lugano 4:0 und Kloten 1:0) waren Konter des jeweiligen Gegners, die zu Gegentoren hätten führen können, kaum oder gar nicht zu sehen. In den beiden Spielen gegen den EHC Kloten führten insgesamt fünf schnelle Konter nach haarsträubenden Fehlern zu Gegentoren. Diese Kontertore sind der wahre Grund, weshalb die Langnauer die Playoffs verpassten. Wir können lange lamentieren über das ungenügende Powerplay, zu wenig starke Ausländer etc. Fakt ist, dass die SCL Tigers bis zu diesen fatalen zwei Heimspielen gegen Genf und Kloten nach der Olympiapause auf Playoffkurs waren. Sie schafften dies, weil sie sich strikte an die Vorgaben ihres Coachs hielten, weil sie defensiv nichts zuliessen und deshalb für jeden Gegner schwierig zu spielen waren. Mit dem nötigen Selbstvertrauen ausgestattet, das sich nach Siegen irgendwann einstellt, war dann selbst für ein Team, dem Experten nicht sehr viel zutrauen, solche Leistungen möglich. Die Langnauer spielten insgesamt eine gute Qualifikation. Sie sind drei Ränge besser klassiert, als viele von denen, die sich vor der Saison an Prognosen wagen, die Mannschaft gesehen haben. Weshalb die Mannschaft von Heinz Ehlers dessen Tugenden ausgerechnet in diesen wichtigen Spielen vermissen liess, ist schwierig zu beantworten. Waren der Druck und die eigene Erwartungshaltung zu gross?

Kontertore, wie sie die SCL Tigers die Playoffs kosteten, sahen wir auch am Spiel von heute Abend wieder. Die Gegentore zum 2:2 (21. Daniele Grassi bei Überzahl SCL) und zum 2:3 (36. Robin Leone) waren exakt solche Treffer. Dämliche Scheibenverluste führen gegen eine läuferisch starke Mannschaft zu Situationen, in welchen der Torhüter einem oder gar zwei gegnerischen Angreifern alleine gegenüber steht. Beim EHC Kloten stimmt derzeit vieles nicht. Sonst stünden sich nicht abgeschlagen auf dem letzten Platz. Aber zumindest gegen die SCL Tigers erwiesen sie sich bei Gegestössen als äusserst effizient. Kloten ist zudem nationale Spitze bei Treffern in Unterzahl. Keine ander Mannschaft erzielte mehr Tore bei nummerischer Überlegenheit des Gegners als die Flieger.

Das Mitteldrittel war aus Sicht der Langnauer grottenschlecht. Kaum je ein Pass kam an. Nach einem ordentlichen Startdrittel, in welchem Raphael Kuonen die Tiger in der 10. Minute in Führung schoss und Alexei Dostoinov diese Führung nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich durch Marc Marchon, dem viel zu viel Platz gelassen wurde, durch einen schön heraus gespielten Treffer wieder herstellte, verloren die Langnauer nach der ersten Pause völlig den Faden und lösten bei den mitgereisten Fans das eine oder andere Mal Kopfschütteln aus. Hätte sich diese Leistung ins letzte Drittel gezogen, und hätten die Emmentaler dieses Spiel verloren, hätte man sich ernsthafte Sorgen machen müssen. So aber gehen die Tiger mit einem Vorsprung von 10 Punkten auf Rang 11 in die Platzierungsrunde. Dies ist ein beruhigender Vorsprung, auch deshalb, weil es der Mannschaft gelungen ist, die Serie von drei wichtigen Niederlagen in Serie zu durchbrechen.

Der Sieg in Kloten ist vor allem deshalb verdient, weil sich die Tiger im Schlussdrittel markant steigerten, nichts mehr zuliessen und sogar – man lese und staune – wieder einmal einen Treffer in Überzahl erzielten. In der 43. Minute sah Mikael Johansson seinen schwedischen Teamkollegen Andreas Turesson freistehen. Dieser hämmerte das Zuspiel zum 3:3 Ausgleich in das Netz des erneut vom Kanadier Kevin Poulin gehüteten Klotener Tores. Und in der 51. Minute bewiesen die Gäste, dass auch sie kontern können. Mikael Johansson und Pascal Berger brachen durch. Der Langnauer Captain besorgte den Siegtreffer auf Zuspiel des Schweden höchst persönlich. Die Tiger gerieten danach nicht mehr in Gefahr diesen Erfolg noch aus der Hand zu geben. Kloten schwächte sich mit weiteren Strafen gleich selbst.

 

EHC Kloten - SCL Tigers 3:4 (1:2, 2:0, 0:2)

Swiss Arena Kloten, 4'805 Zuschauer. SR: Urban/Weber, Abegglen/Fluri. Tore: 10. Kuonen 0:1. 16. Marchon 1:1. 19. Dostionov (Elo, Huguenin) 1:2. 21. Grassi (Trachsler, Ramholt, Ausschluss Praplan!) 2:2. 36. Leone (Obrist) 3:2. 43. Thuresson (Johansson, Ausschluss Grassi) 3:3. 51. P. Berger (Johansson) 3:4. Strafen: 3-mal zwei Minuten gegen Kloten, 2-mal zwei Minuten gegen die SCL Tigers.

EHC Kloten: Poulin; Kellenberger, Kobach; Bäckman, Egli; Ramholt, Stoop; Kparghai, Harlacher; Marchon, Santala, Bader; Praplan, Sallinen, Bozon; Hollenstein, Schlagenhauf, Grassi; Leone, Trachsler, Obrist.

SCL Tigers: Punnenovs; Seydoux, Zryd; Blaser, Huguenin; Erni, Lardi; Randegger; Dostoinov, Gagnon, Elo; P. Berger, Johansson, Thuresson; N. Berger, Gustafsson, Kuonen; Peter, albrecht, Gerber.

Bemerkungen: EHC Kloten ohne Abbott, Back, Bieber, Saikkonen, Weber, Lemm, Bircher. SCL Tigers ohne Stettler, Barker, Neukom, Nüssli (alle verletzt), Erkinjuntti (überzählig, nicht 100 Prozent fit), Himelfarb, Müller (überzählig), Haas (Olten), Rüegsegger (Langenthal). 46. Pfostenschuss Praplan. 58.36: Timeout Kloten. Kloten von XX.xx bis XX.xx und ab XX.xx ohne Torhüter.