«Die SCL Tigers sind eine viel attraktivere Adresse geworden»

SCL-Tigers-Sportchef Ruedi Zesiger blickt dem Saisonstart optimistisch entgegen. Er spricht über die Attraktivitätssteigerung des Klubs, steigende Löhne und den Kampf um jeden Franken.

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Sind Sie mit der bisherigen Saisonvorbereitung bei den SCL Tigers zufrieden?
Ruedi Zesiger: Ich habe einen sehr guten Eindruck. Die Chemie in der Mannschaft scheint zu stimmen, die Spieler arbeiten intensiv und zielorientiert. Es ruht sich niemand auf dem letztjährigen Erfolg aus.

Demnach kann man davon ausgehen, dass Sie offen das Ziel formulieren werden, die Playoffs erreichen zu wollen...
...nein! Auch letztes Jahr haben wir uns nie darauf fixiert. Es bringt nichts, unnötig Druck zu erzeugen. Unser Ziel ist es, in allen Bereichen besser zu werden. Weil die Konkurrenz investiert hat, müssen wir uns steigern. Uns unterschätzt niemand mehr.

Trotz der erfolgreichen letzten Saison gab es viele Wechsel. Worauf gründeten die Änderungen?
Eine Absicht war, das Kader zu verkleinern, die Qualität aber im finanziell verantwortbaren Rahmen zu erhöhen. Viele Spieler betrieben Eigenwerbung und erhielten lukrative Angebote; bei Steiner und Camenzind etwa konnten wir nicht mithalten. Das Lohngefüge darf bei uns nicht aus den Fugen geraten. Es ist interessant, zu verfolgen, wie sich das Image des Klubs verbessert hat. Mit Philipp Rytz hatte ich schon einmal Gespräche geführt, er entschied sich aber damals für einen Transfer nach Freiburg. Nun war er begeistert, nach Langnau zu wechseln. Die SCL Tigers sind eine viel attraktivere Adresse geworden.

Mit Esche, Perrault und McLean wurden Ausländer mit NHL-Erfahrung engagiert, die neuen Verteidiger Rytz und Stettler spielten einst im Nationalteam. Die Mannschaft dürfte teurer geworden sein.
Das ist sie zweifellos. Aber nicht nur wegen der Zuzüge. Nach der starken letzten Saison haben sich die Marktwerte der Spieler teils markant erhöht. Bei jeder Vertragsverlängerung musste das Salär aufgebessert werden.

Budgetieren Sie mit etwas Risiko?
Die Situation ist ähnlich wie vor einem Jahr. Die Ausgaben sind zwar etwas höher, die Ticketing- und Sponsorenerträge haben dafür zugenommen. Wir haben einen Schritt vorwärts gemacht, aber nicht unüberlegt gehandelt.

Die SCL Tigers haben vergangene Saison viele Punkte und Sympathien gesammelt. War es in wirtschaftlicher Hinsicht ebenfalls ein erfolgreiches Jahr?
Vorab dank den Einnahmen aus den Playoff-Aktionen (Public Viewing, Trikotverkauf/die Red.) fiel das Minus geringer aus, als befürchtet worden war. Mit den Rahmenbedingungen im Cateringbereich ist ein jährliches strukturelles Defizit von mehreren Hunderttausend Franken unumgänglich. Glücklicherweise gibt es Leute, die uns ein finanzielles Sicherheitsnetz spannen. Wir müssen um jeden Franken kämpfen – aber der Kampf lohnt sich.

Die letzte Saison war die erfolgreichste in der jüngeren Klubgeschichte; der Zuschauerschnitt in der Qualifikation (5374) war aber tiefer als etwa während der Meisterschaft 2008/2009 (5788). Waren Sie enttäuscht?
Nein, denn das Ergebnis ist erklärbar. Vor der Saison gaben uns Medien und Experten keinen Kredit. Mich riefen Leute an und sagten, sie würden kein Abonnement mehr kaufen, schliesslich hätten wir eine «Grümpelmannschaft» beisammen. Der Saisonkartenverkauf lief zunächst schlecht. Durch den Erfolg stieg aber das Interesse, wir verkauften auf einmal sehr viele Einzeleintritte. Und der Trend hält an: Im Vergleich zum Vorjahr haben wir mehr Abonnemente verkauft.

Durch den Gemeindebeitrag von über 15 Millionen ist die Basis für die Sanierung der Ilfishalle gelegt. Was erwarten Sie sich vom Umbau?
Weil die Catering- und Eventbereiche verbessert werden, rechnen wir mit jährlichen Mehreinnahmen von mehreren Hunderttausend Franken. Läuft alles planmässig, könnte im Frühling mit dem Umbau begonnen werden. In der Saison 2012/2013 gäbe es im Cateringbereich Provisorien, zu Beginn würden wir wohl nur Auswärtsspiele bestreiten. Im Herbst 2013 wäre das Stadion dann vollumfänglich saniert.

Hat das Langnauer Eishockey dadurch langfristig eine Überlebenschance?
Wenn wir davon nicht überzeugt wären, hätten wir uns den Aufwand sparen können. Mit der neuen Infrastruktur sollten wir finanziell Ellbogenfreiheit erlangen. Wir bleiben aber der kleine Klub; mit Bern und Lugano werden wir uns auch künftig nicht vergleichen können.

(Berner Zeitung)