Den Huttwil Falcons wird die NLB-Lizenz mit skurilen Begründungen verweigert

Die Unsportlichkeit der Sportfunktionäre

Das Gesuch um den Aufstieg in die NLB ist fristgerecht und vollständig einzureichen. Weil Falken-Präsident Heinz Krähenbühl dies nicht getan hat, verweigert der Lizenzausschuss der NL GmbH den Huttwil Falcons die Bewilligung, aufzusteigen. Dabei macht Krähenbühls Vorgehen durchaus Sinn.

Blog • • von Bruno Wüthrich

Huttwils Gemeiondepräsident Hansjörg Muralt ist enttäuscht: «Dieser Entscheid der Verbandsoberen ist für uns ein Schock. Auch wenn in Huttwil nicht jeder Eishockey schaut, ist der Aufstieg der Falken in die NLB für die Region und für unser Städtchen eine gute Sache. Ich bin bei den meisten Heimspielen der Huttwil Falcons im Sportzentrum dabei, auch wenn ich teilweise wegen meiner politischen Arbeit nicht das ganze Spiel anschauen kann.» Und Muralt wird konkret: «Ich weiss, dass Heinz Krähenbühl und seine Mitstreiter sehr viel Arbeit, Engagement und Herzblut in die Huttwil Falcons stecken. Die Verweigerung des bereits sportlich realisierten Aufstiegs ohne weitere Auseinandersetzung könnte man dem Verband auch als Arroganz auslegen.»

 

Drittes Aufstiegsgesuch seit 2009

Die Hürden für einen Aufstieg in die NLB sind höher als auch schon. Der letzte Aufsteiger, die Young Sprinters aus Neuenburg stiegen in der Saison 2007/08 auf, ohne Amateur Schweizermeister geworden zu sein. Ihre wirtschaftliche Eignung wurde zudem wohl ebenfalls nicht ausreichend geprüft. Den letzten Sieg in der NLB feierten die Neuenburger am 1. Oktober 2009 auswärts beim HC Thurgau, ausgerechnet beim Debut von Todd Elik bei den Ostschweizern. Die auf bedenklich schwachem Niveau stattfindende Begegnung hätten die Huttwil Falcons übrigens gegen beide Gegner problemlos gewonnen. Kurz darauf zogen sich die konkursiten Neuenburger aus der NLB zurück. Der Fall Young Sprinters offenbart bedenkliche Schwachstellen in der Lizenzprüfung der National League. Der Lizenzausschuss ist nämlich darauf angewiesen, dass die ihm zur Verfügung gestellten Zahlen stimmen. Denn diese zu überprüfen ist schwierig, und die Aufgabe wird bei einem Aufsteiger nicht einfacher.

 

Heinz Krähenbühl stellte für seine Falken das Gesuch um den Aufstieg bereits zum dritten Mal. 2009 und 2010 wurde jedoch der Aufstieg sportlich verfehlt, weshalb das Ansinnen der Huttwiler obsolet wurde. Weil das Gesuch jedes Mal zwischen 3'000 und 5'000 Franken kostet, wollte Krähenbühl diesmal zuerst den sportlichen Aufstieg schaffen, bevor er die Unterlagen einreicht. Dieses Vorgehen ist plausibel und macht auch für den Lizenzausschuss Sinn. Denn erst wenn der sportliche Aufstieg Tatsache ist, kann ein Klub verbindliche Zusagen von Sponsoren und Spielern einholen, und somit ein plausibles Ausgabenbudget erstellen. NL-Geschäftsführer Werner Augsburger wehrt sich auf Radio Neo1: «Das Problem war, dass wir die Schlüsselpunkte gar nicht beurteilen konnten, weil wir sie nicht erhielten.» Dass es jedoch offensichtlich im Interesse der Liga liegt, die Zahlen bereits zu einem Zeitpunkt zu erhalten, in welchem diese noch gar nicht verbindlich und überprüfbar sind, ist nicht nachvollziehbar und degradiert den Lizenzausschuss zu einer reinen Alibi-Kommission.

 

Wird Ehrlichkeit bestraft?

Heinz Krähenbühl sagte bereits unmittelbar nach dem entscheidenden Spiel in Martigny, er weigere sich, der Liga falsche Zahlen einzureichen: «Ich verspreche, dass es bei den Huttwil Falcons keinen Rohrkrepierer geben wird. Wir werden den Verband nicht mit falschen Angaben zu täuschen versuchen und damit riskieren, dass bei uns im Dezember die Lichter ausgehen.» Hätte Krähenbühl seine Zahlen, und nicht nur das Gesuch fristgerecht eingereicht, wäre dieses Versprechen nicht möglich gewesen. Gemäss Spieleragent und Anwalt Georges Müller steht die Absage des Verbandes sowieso auf wackeligen Füssen. «Wenn die Huttwil Falcons Rekurs einlegen und dabei geschickt vorgehen, ist es sogar nicht ausgeschlossen, dass sie den Aufstieg vor Zivilgericht erstreiten, ohne dass sie je Unterlagen zur Prüfung ihrer wirtschaftlichen Eignung einreichen müssen.» Die NL GmbH fürchtet die Zivilgerichte wie der Teufel das Weihwasser. Versteckt sich hinter der Arroganz der Ligageneräle bei der Absage an die Falken etwa die Angst davor? Die Absage mit einem Formfehler zu begründen, und keine Rekursmöglichkeit einräumen zu wollen (obwohl es eine gibt), gereicht Liga Geschäftsführer Werner Augsburger und seinen Leuten nicht zur Ehre. Augsburgers skurile Begründung für die Verweigerung der Fristverlängerung auf Neo1 wortwörtlich: «Es wäre jetzt logischerweise gegenüber den andern Clubs irgendwie komisch, wenn man hier sehr viele Ausnahmen machen würde, obwohl die Spielregeln allen von Beginn weg klar waren». Es stellt sich die Frage, welche «anderen Clubs» Augsburger gemeint haben könnte. Der HC Red Ice Martigny hat den Aufstieg sportlich nicht geschafft. Weitere Aufstiegsgesuche für die NLB gab es nicht. Es bleiben also lediglich die Huttwil Falcons.

 

Kommentar:

Die Huttwil Falcons haben in dieser Saison Grossartiges geleistet und fast alles richtig gemacht. Lediglich beim fristgerecht eingereichten Gesuch um den Aufstieg in die NLB machte Präsident Heinz Krähenbühl – aus nachvollziehbaren Gründen – einen Fehler. Augsburgers Brief mit der Aufforderung, die Unterlagen bis zum 23. März nachzureichen, erreichte die Falken am 21. März. Er brauchte also dafür mehr als drei Wochen. Augsburgers Begründung gegenüber «20 Minuten online» für diese viel zu lange Dauer, wonach eine frühere Reaktion wegen Arbeitsüberlastung nicht möglich gewesen sei, ist juristisch nicht haltbar und wirkt zudem wie eine billige Ausrede. Aufgabe der Liga GmbH ist es, den Clubs zu dienen, und nicht umgekehrt. Dass es für alle Beteiligten der Fairness wegen Regeln geben muss, bedeutet nicht, dass man einen Club mit übertriebenen Formalismus und mit Spitzfindigkeiten ins Abseits laufen lassen soll. Es wäre Aufgabe der Verbandsoberen gewesen, den Neuling bei seinen ersten formalen Schritten durch die Tür der neuen Liga zu begleiten und ihn auf allfällige Fehler rechtzeitig aufmerksam zu machen. Das wäre fair, und zudem die Aufgabe des Verbandes gewesen. Sie steht möglicherweise in keinem Pflichtenheft. Doch sie zu erfüllen, müsste eine Selbstverständlichkeit sein.