SCL Tigers: Vorschau auf Spiel und Saison

Diesmal schafft Langnau die Playoffs

Immer noch das kleinste Budget der Liga, aber geschickt eingekauft. Der alte (Jörg Reber) und der neue Sportchef (Marco Bayer) haben die Mannschaft mit wenig Geld noch konkurrenzfähiger gemacht. Hurra, die Playoffs winken

Blog • • von Bruno Wüthrich

Ort des Geschehens: Basel, St. Jakobshalle. Die SCL Tigers gewinnen den Cup-Match gegen den MySports – League Vertreter EHC Basel locker mit 6:0. Zwei Tore in jedem Drittel, kein Gegentor, das wars. Die harten Fakten eines Spiels, das nur dem Unterklassigen etwas bringt. 1700 Zuschauer finden den Weg zum Stadion.

Ein lockerer Aufgalopp also für die SCL Tigers. Der zweite in Folge nach dem Heimspiel gegen die ZSC Lions, bei dem sich niemand so richtig weh tun wollte, aber trotzdem zwei Langnauern eine Verletzung eintrug. Dabei hätten die Tiger einerseits auch deutlich höher gewinnen können. Tormöglichkeiten dazu wären vorhanden gewesen. Etwas erstaunt nahmen die Zuschauer zur Kenntnis, dass die Emmentaler aus acht Minuten Überzahlspiel keinen Nutzen zu ziehen im Stande waren. Um zu Null zu spielen, brauchte es von Seiten der Torhüter (nicht ganz zwei Drittel hütete Ivas Punnenovs das Tor, den Rest erledigte Damiano Ciaccio) in jedem Drittel zwei gute Interventionen, ja, fast schon Big Saves.

Positiv war, dass Chris DiDomenico zwei Tore gelangen. Das ist gut für sein Selbstvertrauen. Nicht, weil dieses jetzt markant gestiegen ist wegen zwei Toren gegen einen Drittligisten, sondern weil es nach dem eher schwachen Auftritt gegen die ZSC Lions in Richtung Keller gerutscht wäre, hätte DiDo in Basel nicht getroffen.

Insgesamt spielten die SCL Tigers jedoch eine Gute Vorbereitung. Sie deuteten verschiedentlich an, dass sie über mehr spielerisches Potential verfügen als in der Vergangenheit, und dass sie, wenn sie von grösserem Verletzungspech verschont bleiben und keine markanten Krisen zu bewältigen haben, in dieser Saison ein ernstzunehmender Anwärter auf einen Platz in den Playoffs sein können. Warum dies so ist, sei hier kurz erklärt.

Hinter einer durch den Coaching-Staff gut organisierten Abwehr sichern starke Keeper das Tor. Damiano Ciaccio wird dabei ein gewohnt sicherer Wert sein. Dies, obwohl er von Ivars Punnenovs immer stärker in die Rolle der Nr. 2 gedrängt wird. Der Lette mit Schweizer Lizenz ist bereits heute ein äusserst starker Hüter. Und er wird sich noch weiter entwickeln. Wir dürfen optimistisch davon ausgehen, dass Punnenovs in dieser Saison weitere Entwicklungsschritte machen wird und einer der besten Hüter des Landes wird.

Erstmals verfügen die SCL Tigers bereits bei Saisonbeginn über fünf ausländische Stürmer, die so gut sind, dass es jeweils schade ist, dass einer davon nicht eingesetzt werden kann. Weil keiner den Stammplatz auf sicher hat, ist der Druck auf alle Fünf sehr gross. Wie sich dies auswirkt, sehen wir am besten bei Eero Elo. Nachdem bekannt war, dass die Tiger in dieser Saison mit fünf Ausländern beginnen, schien klar zu sein, dass Elo die Rolle der Nr. 5 einnehmen würde. Denn Chris DiDomenico ist als Leitwolf vorgesehen. Von ihm erhofft man sich in Langnau viel. Mikael Johansson deutete sein Potential bereits letzte Saison mit acht Punkten in neun Spielen an und setzte die Langnauer nach dem Vertragsabschluss ins Bild, dass er sich über den Sommer so gut in Form bringen werde, dass man an ihm nicht vorbei kommen würde. Einer wie das unermüdliche Arbeitstier Harri Pesonen müsste sowieso gesetzt sein, und Aaron Gagnon gelang das äusserst seltene Kunststück, die Fans, bei denen er zu Beginn durchgefallen war, schliesslich doch noch zu überzeugen. Seltenes Kunststück deswegen, weil so etwas äusserst schwierig ist und ganz spezielle Leistungen nötig sind, um eine negative Stimmung im Publikum ins Positive zu kehren. Bleibt also Eero Elo, welcher in der letzten Saison gelinde gesagt nicht immer überzeugen konnte.

Doch Elo hat die Botschaft verstanden und sich nicht einfach in sein Schicksal gefügt. In der Vorbereitung sahen wir einen Elo, an dem der Coach wohl vorerst kaum vorbei kommt. Der Finne war mit Abstand bester Skorer im Team, und scheint derzeit vor Selbstvertrauen nur so zu strotzen. Mit andern Worten; Heinz Ehlers hat die echte Qual der Wahl. Wen der Däne wann bringen wird und wen er wann pausieren lässt, ist deshalb völlig offen. Und das ist gut so!

Bei den Spielern mit Schweizer Lizenz blieben die ganz grossen Transfers, wie eigentlich immer, aus. Und doch machten die Langnauer auch hier einen Schritt vorwärts. Andrea Glauser und Nolan Diem erweisen sich als richtig gute Zuzüge. Auch die andern könnten richtig gut kommen. Die Tiger sind heute ausgeglichener besetzt als in Vergangenheit. Nachdem in der letzten Saison nicht viel fehlte, sollte es diesmal klappen.

Heute Abend geht es gegen die Lakers aus Rapperswil. Der Aufsteiger dürfte immer noch über sehr viel Selbstvertrauen verfügen. Deshalb ist ein spiel von einem ganz anderen Kaliber zu erwarten als die letzten beiden Testspiele. Gut, dass auch die Lakers im Cup nicht an ihre Grenzen gehen mussten und gegen den EHC Dübendorf ebenfalls zu einem lockeren Sieg kamen. Wem die Umstellung auf intensives Eishockey besser gelingt, hat heute Abend gute Siegchancen. Wichtig ist der Sieg für beide Parteien. Sowohl in Langnau als in Rapperswil wird man von einem machbaren Gegner sprechen, den es, falls immer möglich, gleich zu Beginn der Saison etwas zurück zu binden gilt. Dabei fällt auf, dass die Langnauer in der obersten Spielklasse seit längerem Schwierigkeiten mit Startspielen bekunden. In den letzten beiden Jahren legten sie sogar richtigehende Fehlstarts hin, die sie dann im Verlaufe der Spielzeit nicht mehr aufholen konnten und so die Playoffs verpassten. Ein besserer Start, bzw. ein Sieg im Startspiel wäre deshalb nicht nur wünschenswert, sondern auch nötig. Aber eben: dies sagt man sich in Rapperswil ebenso.

SCL Tigers (Vorjahr 9.)

Kader:

Torhüter

Damiano Ciaccio, Ivars Punnenovs

Verteidiger

Federico Lardi, Anthony Huguenin, Samuel Erni, Flurin Randegger, Yannick Blaser, Claudio Cadenau, Larri Leeger, Andrea Glauser

Stürmer

Harri Pesonen, Aaron Gagnon, Mikael Johansson, Chris DiDomenico, Eero Elo, Alexei Dostoinov, Anton Gustafsson, Pascal Berger, Thomas Nüssli, Benjamin Neukom, Raphael Kuonen, Nolan Diem, Emanuel Peter, Nils Berger, Stefan Rüegsegger, Dominik Gyger (Rookie / 18), Rihards Melnalksnis (Rookie / 19), Keijo Weibel (Rookie / 18)

Coach: Heinz Ehlers (DAN, 52, Head), Rikard Franzén (SWE, 50, Assistent, neu)

Ausländer: Aaron Gagnon (CAN, Stürmer, 32), Mikael Johansson (SWE, Stürmer, 33), Harri Pesonen (FIN, Stürmer, 30, neu), Chris DiDomenico (CAN, Stürmer, 29, neu), Eero Elo (FIN, Stürmer, 28)

Zuzüge: Harri Pesonen (FIN, Stürmer, 29, HC Lausanne), Nolan Diem (Stürmer, 24, EV Zug), Claudio Cadenau (Verteidiger, 30, SC Langenthal), Larri Leeger (Verteidiger, 31, EV Zug), Andrea Glauser (Verteidiger, 22, Fribourg-Gottéron), Chris DiDomenico (CAN, Stürmer, 29, Rockford Icehogs), Dominik Gyger (Stürmer, 18, eigener Nachwuchs), Rihards Melnalksnis (Stürmer, 19, eigener Nachwuchs), Keijo Weibel (Stürmer, 17, eigener Nachwuchs),

Abgänge: Yannick-Lennart Albrecht (Stürmer, 24, EV Zug), Miro Zryd (Verteidiger, 23, EV Zug), Andreas Thuresson (SWE, Stürmer, 30, HV71 /SWE), Lukas Haas (Stürmer, 30, Olten), Antti Erkinjuntti (FIN, Stürmer, 32, Tappara Tampere / FIN), Eric Himelfarb (CAN, Stürmer, 35, offen), Martin Stettler (Verteidiger, 34, Rücktritt), Yves Müller (Verteidiger, 29, SC Langenthal), Philippe Seydoux (Verteidiger, 33, EHC Kloten), Roland Gerber (Stürmer, 34, an EHC Olten ausgeliehen).

FANTIGER-Prognose: Rang 8