Interessante Rangliste:

Drogen, Nutten, Eishockey

«Drogen, Nutten, Eishockey», dies ist die Rangliste der «Drecksgeschäfte», wenn man den Worten von Heinz Schlatter Glauben schenkt. Schlatter ist Geschäftsführer der emmentalschen Kult-Eishockey-Organisation aus Langnau. Er muss es also wissen. Aber er relativiert sofort. «Statt Eishockey könnte man auch Fussball nehmen.» Und gemeint sind nicht die eigenen Leute. Doch welches sind die Hintergründe von Schlatters Aussagen?

Blog • • von Bruno Wüthrich

«Die Meinungen im Eishockey-Parlament liegen weiter auseinander als in der Politik. SVP. FDP, CVP und SP sind sich näher als die Meinungen der einzelnen Klubverantwortlichen. Zudem wechseln diese ständig die Meinung. Was heute gesagt wird, gilt morgen bereits nicht mehr. Es wird gelogen, was das Zeug hält.» Aber Schlatter geht noch weiter: «Heute identifizieren sich die meisten Spieler nicht mehr mit den Klubs, sondern nur noch mit ihrem Vertrag. Es ist ihnen egal, wie es dem Klub finanziell geht, für den sie gerade spielen oder zu dem sie wechseln wollen. Hauptsache, ihr Agent schlägt möglichst viel für sie raus, und sie kriegen ihr Geld.»

Lizenzverfahren ein Witz

Schlatter zielt mit seinem Rundumschlag nicht auf die Spieler der SCL Tigers, welche kürzlich mit dem Akzeptieren der Lohnkürzungen Solidarität mit dem Klub bewiesen haben, sondern auf das nationale Eishockey. Dabei geht es auch um die Vergabe der Lizenz. «Es gibt Klubs, die stehen finanziell viel schlechter da als wir, und kriegen die Lizenz trotzdem. Solange der Verband die abgegebenen Zahlen der Klubs nicht kontrolliert, ist die Lizenzvergabe ein Witz.» In der Tat fordern Kenner des nationalen Eishockeys, dass der Konkursrichter über Sein oder Nichtsein der Klubs entscheiden müsse, falls die Gläubiger dies verlangen. Wer die oft überhöhten Löhne nicht mehr bezahlen kann, ist rasch weg vom Fenster, wenn der Rechtsweg beschritten wird. Dies würde die Klubs aus der NLB dem Platz an der Sonne wieder etwas näher bringen.

 

Ob ohne Lizenzvergabe die Löhne gedrückt würden, bleibe dahingestellt. Tatsächlich könnten sich die Spieler und deren Agenten nicht mehr in der (möglicherweise falschen) Sicherheit wiegen, dass die Löhne nicht nur als Zahlen in den Verträgen stehen, sondern auch bezahlt würden. Denn diese vermeintliche Sicherheit trägt dazu bei, dass Spieler und Agenten die Klubs auspressen (können) wie eine Zitrone, denn die «National League» und «Swiss Eishockey» achten (mehr pro Forma als ernsthaft) darauf, dass die Mittel vorhanden sind. Nach der Bildung von Reserven fragt niemand. Hört man mit dem Lizenztheater endlich wieder auf, müssten sich die Protagonisten wieder etwas mehr darum kümmern, in welcher Lage sich ihr (möglicher neuer) Arbeitgeber gerade befindet, wenn sie die ausgehandelten Löhne auch ausbezahlt erhalten wollen. Die Sicherheit könnte gegenüber der Lohnhöhe etwas an Gewicht gewinnen. Solange jedoch durch die Lizenzvergabe die Löhne quasi garantiert sind, wird sich an der oft schamlosen Preistreiberei nichts ändern.

 

Die Idealisten von Langnau

Dass es gerade in Langnau Idealisten gibt, die sich für den Klub engagieren, zeigten in jüngster Vergangenheit Coach Christian Weber und Kapitän Fabian Sutter. Nicht zuletzt ihrem Einsatz ist es zu verdanken, dass die meisten Spieler trotz Lohnkürzungen bei den SCL Tigers bleiben. Einzig Reto Kobach und Jeff Toms akzeptieren die Lohnkürzungen nicht. Bei Toms warten die Langnauer auf die Bestätigung der Vertragsauflösung, welche bisher noch nicht erfolgte. Toms sondiert zurzeit den Markt und bietet sich überall an, will sich aber offenbar das Hintertürchen Langnau offen halten. Es ist jedoch kein Geheimnis, dass die Langnauer infolge von Toms Verletzungsanfälligkeit (spielte letzte Saison nur 22 von 57 Spielen, und war auch in der Saison 07/08 in der entscheidenden Phase verletzt) dessen Vertrag nicht weiterführen und stattdessen auf einen zweiten ausländischen Verteidiger setzen möchten. Bei Kobach liegt der Tiger VR-Präsident Hans Grunder mit seinem Kollegen aus dem Ständerat Filippo Lombardi im Clinch. Ambris VR-Präsident bestreitet Grunders Vermutung, Ambri habe Kobach verpflichtet, als sein Vertrag mit den SCL Tigers noch lief. Stimmt Grunders Vermutung, wäre eine Ablösesumme fällig. Diese einzufordern, ist Grunder nicht nur den angeschlagenen Finanzen der Tigers, sondern auch deren Fans schuldig. In einer tollen Aktion trugen diese bisher 55'000 Franken zusammen, um Tiger-Aktien zu zeichnen. Gibt Grunder im Fall Kobach ohne Not nach, so wäre dies, als würde er das gesammelte Geld der Fans gleich wieder zum Fenster hinaus schmeissen. Anders liegt der Fall bei Alan Tallarini und Daniel Steiner. Bei ihnen wussten die Verantwortlichen bereits vor Bekanntgabe der Lohnkürzungen, was auf sie zukommen könnte.

 

Vierter Ausländer, oder doch nicht?

Sowohl Hans Grunder wie auch Heinz Schlatter schliessen derzeit das Engagement eines vierten Ausländers aus. Alles andere würde ihre bisherige Kommunikation rund um die Budget- und Lohnkürzungen ad absurdum führen. Ein namhafter Journalist nimmt jedoch Wetten entgegen, dass die Emmentaler trotzdem mit vier Ausländern in die Saison starten werden. Dass dieser vierte Ausländer Todd Elik heissen könnte, ist reine Spekulation des Schreibenden. Elik geniesst in der Teppichetage der Tiger immer noch grosse Sympathie und Wertschätzung. Sein Engagement macht jedoch nur Sinn, wenn er neben Oliver Setzinger, Curtis Murphy und einem noch zu verpflichtenden ausländischen Verteidigers als vierter Söldner auflaufen würde. Mit andern Worten. Mit Todd Elik im Kader müsste Jeff Toms Geschichte sein. Däntsch, Rock'n Roll und Eishockey (Reihenfolge beliebig wählbar) wäre dann die Devise.