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EHC Biel: Werden die Seeländer zum Überflieger?

Martin Steinegger hat als Sportchef in Biel voll eingeschlagen. Seine kluge Transferpolitik und zusätzliche finanzielle Mittel führten letzte Saison zum Höhenflug der Seeländer. Doch geht das weiter so?

Blog • • von Bruno Wüthrich

Das Märchen des EHC Biel endete in der letzten Saison erst im Playoff-Halbfinal. Die Seeländer scheiterten nach einer 2:0 – Führung in der Serie am HC Lugano, nachdem sie als sensationeller Quali-Dritter im Viertelfinal den Rekordmeister HC Davos in die frühzeitigen Ferien geschickt hatten. Grund dafür waren gleich zwei Königstransfers. Auf die Saison 2016/17 stiess aus der NHL Torhüter Jonas Hiller zu den Bielern, und im Sommer 2017 folgte der Transfer von Beat Forster. Beide Transfers sorgten nicht nur für deutlich mehr Substanz auf dem Eis. Sie verleihen sowohl dem Klub wie auch der Mannschaft eine ganz andere Ausstrahlung. Zumal der EHC Biel auch über starke Ausländer verfügt.

Ei kluger Schachzug war auch die Verpflichtung von Berns Meistertrainer Antti Törmänen, der während der letzten Saison den zuletzt erfolglosen Schläpfer-Nachfolger Mike McNamara ersetzte. Törmänen, der trotz des Titelgewinns in Bern die Hauptstädter verlassen musste, und der zumindest von einigen renommierten Pressevertretern als zu weich eingestuft wurde, erweist sich für die Seeländer bisher als Glücksfall. Auch hier bewies der Sportchef viel Gespühr.

Und trotzdem überrascht der Überflug der Seeländer in der letzten Saison. Es kommt dem neutralen Beobachter vor, als hätte die Mannschaft einen Lauf gehabt, der erst dadurch gestoppt wurde, dass ihr im Halbfinal der Playoffs 18 nach zwei Spielen der Schnauf ausging. Irgendwie will es scheinen, als dass enorm viel zusammen stimmen muss, wenn die Mannschaft erneut einen derartigen Überflug hinlegen will. Doch weshalb sollte dies nicht ein zweites Mal gelingen?

Stärken

Mit der Verpflichtung von Damien Brunner ist Martin Steinegger erneut ein Königstransfer gelungen. Zumindest von aussen scheint es, dass der heute 32-Jährige, der es in der Saison 2011/12 in 54 Spielen auf sagenhafte 74 Punkte brachte und der in seinen Jahren in der NHL ebenfalls fleissig punktete, perfekt ins Ensemble der Bieler passen könnte. Nachdem es dem in Kloten ausgebildeten Stürmer in den Jahren in Lugano nicht ganz lief, wie gewünscht, könnte er im Seeland noch einmal aufblühen und zu alter Stärke zurück finden. Einige gute Jahre bleiben ihm ja noch. Doch Brunner ist nicht der einzige gute Transfer, der den Bielern gelungen ist. Schaut man nämlich genau hin, so machen auch die weiteren Verplichtungen (siehe unten) durchaus Sinn. Nimmt man die Saison 2017/18 als Referenz und beurteilt man die Erfolge sowohl in der Quali als auch in den Playoffs als den Stärkeverhältnissen entsprechend, so ist Biel in der kommenden Saison Meisterkandidat.

Fragezeichen

Das einzige Fragezeichen, das bleibt, ist jenes nach den tatsächlichen Verhältnissen in der letzten Saison. Zumindest haben die Bieler mit ihrem Höhenflug viele Experten total überrascht. Auch FANTIGER (als Nicht-Experte ist FANTIGER entschuldigt) hat sich in seiner letztjährigen Prognose total vertan. Und immerhin verzeichnet der EHCB mit Benoit Jecker lediglich einen einzigen Abgang, der ein Bisschen weh tut. Der zuverlässige Verteidiger wechselt nach Lugano. Ein Kompromiss scheint deshalb die richtige Lösung für eine Prognose zu sein, die es zumindest in die Nähe dessen schafft, was dann sein wird.

EHC Biel (Halbfinalist / Quali 4.)

Coach: Antti Törmänen (FIN, 48, Head), Anders Olsson (SWE, 43, Assistent)

Ausländer: Anssi Salmela (FIN, Verteidiger, 33, neu), Marc-Antoine Pouliot (CAN, Stürmer, 33), Toni Rajala (FIN, Stürmer, 27), Robbie Earl (USA, Stürmer, 33)

Zuzüge: Damien Brunner (Stürmer, 32, HC Laugano), Mike Künzle (Stürmer, 24, ZSC Lions), Ramon Tanner (Stürmer, 18, HC Davos), Damien Riat (Stürmer, 21, Genf Servette), Michael Hügli (Stürmer, 22, Rapperswil-Jona), Rajan Sataric (Verteidiger, 26, Rapperswil-Jona), Dominik Egli (Verteidiger, 19, EHC Kloten), Anssi Salmela (FIN, Verteidiger, 33, Dynamo Rigas /KHL)

Abgänge: Cédric Hächler (Verteidiger, 24, Rappersweil-Jona), Valentin Lüthi (Verteidiger, 24, SC Langenthal), Benoit Jecker (Verteidiger, 24, HC Lugano), Nicholas Steiner (Verteidiger, 26, EHC Kloten), Fabian Sutter (Stürmer, 35, EHC Kloten), Philipp Wetzel (Stürmer, 33, La Chaux-de-Fonds), Mathias Joggi (Stürmer, 32, HC Ajoie), Valentin Nussbaumer (Stürmer, 17, Shawinigan Cataractes / QMJHL)

FANTIGER-Prognose: Erneut Rang 3