Neue Luzerner Zeitung, Klaus Zaugg

Ein Clown im tschechischen Zirkus

Rob Schremp hat den ersten Auftritt als Clown in Langnaus tschechischem Hockey-Zirkus hinter sich. Er war beim 3:4 n.P. gegen Basel die tragische Figur in einer miserablen Mannschaft.

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Bevor jetzt der Aufschrei ertönt, man dürfe doch Zugs tüchtigen amerikanischen Stürmer nicht als Clown bezeichnen, hier zur Einleitung eine Erklärung: Der Clown hat im Zirkus die Aufgabe, die Zuschauer mit seinen Kunststücken zu erheitern und aufzumuntern und glücklich zu machen. Und genau diese Rolle war Rob Schremp bei den SCL Tigers zugedacht: Er sollte mit seinen Kunststücken Mitspieler und Fans erfreuen.

 

Es gelang ihm nicht. Aber das ist nicht sein Fehler. Der tschechische Trainer Tomas Tamfal übertrug ihm die Aufgabe, den zweiten Sturm zwischen Josef Straka und Alban Rexha zu führen. In dieser Aufstellung keimte schon das Scheitern. Denn Schremp war nun das Kindermädchen von Josef Straka, dem schwächsten Ausländer der gesamten Nationalliga. Der Tscheche hat gut und gerne 15 Kilo Übergewicht und einen kurzen Atem. Rob Schremp, ganz Profi, mag sich hinterher nicht beklagen. „Wir hatten ein paar gute Schüsse und im Powerplay noch eine gute Chance. Es war ganz okay.“ So reden Profis. In Tat und Wahrheit musste Zugs Amerikaner immer wieder hinten die Löcher stopfen, die sein lauffauler Flügel offen liess, und hatte so gar nie Zeit, seine Kunststücke aufzuführen.

 

In der Schlussphase zeigte sich seine tragische Rolle in Langnaus tschechischem Zirkus ganz spektakulär: Die Basler nahmen 59 Sekunden vor Schluss ihren Goalie vom Eis. Rob Schrempf gewann das Bully, aber seine Mitspieler verhühnerten die Scheibe und Basel glich zum 3:3 aus. Und schliesslich wurde Zugs Entwicklungshelfer der letzte Auftritt verwehrt. Weil die Basler gleich die drei ersten Versuche im Penaltyschiessen verwerteten, Basels Goalie Olivier Gigon (vom SCB ausgeliehen) alle Langnauer Versuche stoppte, kam Rob Schremp nicht mehr zum Zug. „Ich wäre der fünfte Penaltyschütze gewesen….“ Und so lautet seine Bilanz nach dem ersten Spiel für Langnau: Eine statistische Brille (0 Tore/0 Assists) und Minus 1. 

 

Wie geht es weiter? Rob Schremp hatte gestern Vormittag das Aufwärmtraining mit Zug absolviert und war dann mit dem Auto nach Langnau gefahren. „Ich folgte einfach meinem Navigationsgerät.“ Nach der Partie ist er gestern gleich wieder nach Hause gefahren und wird heute wieder mit Zug trainieren. „Wie es weiter geht, weiss ich nicht“ sagt er. „Wenn Zug mich fürs nächste Spiel wieder nach Langnau schickt, dann spiele ich wieder für Langnau. Es ist doch besser, zu spielen als auf der Tribune zu sitzen.“ Nein, nein, er habe keinen Streit mit Trainer Doug Shedden. „Wir haben eine gesunde Konkurrenzsituation unter fünf ausländischen Spielern. Damit habe ich überhaupt kein Problem.“ Bevor er losfuhr, studiert er auf dem Smartphone das Telegramm der Partie ZSC Lions gegen Zug. „Oh, ein Tor für Fischi, super für ihn. Ah, Hutchie hatte auch eine gute Partie.“ So muss es sein: Das positive sehen, nicht immer stänkern.

 

In Langnau aber wird es schwierig, einen positiven Ansatz zu finden. Die tschechische Komödie mit Trainer Tomas Tamfal und dem dicken Josef Straka dürfte bald zu Ende sein. Mit Garry Sheehan sass gestern der Nachfolgekandidat Nummer 2 hinter Larry Huras schon auf der Tribune. Er hat bei La Chaux-de-Fonds noch einen Vertrag bis Ende der nächsten Saison und vertreibt sich die Zeit als Schiedsrichter-Inspizient. Doch er sagt, sobald er einen neuen Job finde, werde er aus dem Vertrag freigegeben. Die Frage ist nun, wo zuerst der Trainer gefeuert wird: In Visp oder in Langnau.