Berner Zeitung

Ein echter Tigers-Fan hat jetzt Bauchweh

An etwas anderes als einen Sieg dürfen die Fans der SCL Tigers Martin Leuenberger und Sonja Burkhard gar nicht denken. Negative Gedanken sind tabu.

Presse • • von Susanne Graf

 

Am Samstagabend könnten die SCL Tigers «den Sack zumachen», wie man so schön sagt. Mit einem vierten Sieg gegen Rapperswil-Jona könnten sie sich in der zweiten Playout-Serie den Ligaerhalt sichern. Martin Leuenberger und Sonja Burkhard sind überzeugt, dass es die Tigers schaffen werden. Nicht den leisesten Zweifel dürfen sie aufkommen lassen. Ihr Job ist es, felsenfest an die Mannschaft zu glauben. Sie sind überzeugte Fans. Der 41-jährige Leuenberger ist Leiter der Fanszene Langnau. Sonja Burkhard, die gut ein Jahrzehnt älter ist, spricht stellvertretend für die vielen Frauen, die mit positiven Gedanken hinter den Tigers stehen. Und sie ist überzeugt, dass diese heute Abend in der Ilfishalle «Vollgas» geben werden, dass sie «souverän spielen, diszipliniert hinten reinstehen» und die Saison beenden werden.

 

Die Fans werden das Ihre dazu beitragen. Leuenberger wiederholt den Aufruf, den er zu Beginn des Playouts ertönen liess: Wer die Tigers unterstützen wolle, möge doch bitte mit einer Glocke ins Stadion einmarschieren. Sonja Burkhard hofft, dass die Fangemeinde dem Aufruf folgen wird. Nur sie selber wird sich nicht daran halten. Warum? Weil sie am Dienstag, als die Tigers nach zwei Niederlagen wieder gewonnen hatten gegen Rappi, ohne Glocke gekommen war. Nach dem Motto «Never change a winning team» versucht sie, möglichst alles gleich zu halten wie bei ihrem Matchbesuch am Dienstag. Sie wird im gleichen Dress auf der Tribüne stehen, im gleichen T-Shirt, in der gleichen Hose. Die Spieler hätten schliesslich auch ihre Abläufe, würden auch überlegen, ob sie erst den linken oder erst den rechten Schuh binden sollten, sagt sie.

 

Ein echter Fan nimm die Tigers mit nach Hause. So kann es vorkommen, dass Martin Leuenberger im Bett liegt und nicht nur von der Mannschaft träumt, sondern in wachem Zustand daran herumstudiert, was passieren muss, damit sie wieder so offensiv spielen kann wie am Dienstag gegen Rapperswil. «Wir sind fast ein bisschen wie die Trainer», sagt er.

 

Sonja Burkhard und Martin Leuenberger machen nicht mit, wenn andere über die Mannschaft wettern. «Wir versuchen immer, das Positive zu sehen», sagen sie. Und heute Abend wollen sie eine positive Stimmung. Schwarze Kleider sind deshalb auf der Fantribüne tabu, erwartet werden Tenues in Rot und Gelb – und ein Sieg auf dem Eis. «Dann zählt nicht mehr, was war», sagt Sonja Burkhard. Was war denn? Sie spricht von einer «durchzogenen Saison» und meint damit nicht nur die sportliche Leistung. Beim ersten Match im neuen Stadion sei eine Euphorie spürbar gewesen, die dann aber vollkommen eingebrochen sei.

 

Schuld an der zuweilen schlechten Stimmung in der Fanecke seien aber weniger die Tigers gewesen als die Zusammensetzung der Fans. Die neue Halle habe viele Junge angezogen, die nicht mehr mit dem gleichen Herzblut für ihre Mannschaft einstanden. «Für sie ist ein Match ein Event, sie kommen, um sich mit Kollegen zu treffen», stellt Sonja Burkhard fest. «Wir sind aus anderem Holz», sagt sie.

 

Sonja Burkhard gestand gestern Nachmittag: «Ich habe schon jetzt Bauchschmerzen, wenn ich an das nächste Spiel denke.»