Wochen-Zeitung

Ein Spiegelbild der Qualifikation

von Werner Haller, Wochen-Zeitung - Die erste Chance im Kampf um den Verbleib in der NLA haben die SCL Tigers gegen Kloten nicht genutzt. Bleiben nur noch zwei – gegen Rapperswil und die Ligaqualifikation.

Presse • • von Werner Haller

Erneut fehlte die Konstanz
Der Schwachpunkt war die fehlende Konstanz. Schon während der 50-Rundenqualifikation hatten die Langnauer kein einziges Mal vier von sieben aufeinanderfolgenden Spielen gewonnen und dies änderte sich auch gegen Kloten nicht. Ein schneller, spielerisch und technisch überlegener Gegner wie die Kloten Flyers erfordert eine hohe Lauf- und Einsatzbereitschaft sowie taktische Disziplin. Diese Qualitäten zeigten die Emmentaler nur in Spiel 1 (4:3 n.P.) mit aller Konsequenz und wurden prompt mit einem Überraschungssieg belohnt. Aber bereits im ersten Heimspiel spielten sie nur noch phasenweise intensiv genug und verschenkten mit ihrer zu verhaltenen Spielweise die durchaus mögliche 2:0-Führung in der Serie. In den restlichen Spielen jagten von den Stürmern dann bloss noch Simon Moser, Froidevaux, Genazzi, Adrian Gerber, Lindemann, Jacquemet und teilweise McLean dem Puck bis hinter das gegnerische Tor nach. Der Rest drehte nach einem Scheibenverlust frühzeitig ab und verzichtete damit auf das Provozieren gegnerischer Fehler, sprich eigener Torchancen. Die Mannschaft war keine Einheit mehr und vermochte in den Spielen drei, vier und fünf höchstens noch ein Drittel lang einigermassen ebenbürtigen Widerstand zu leisten.



Die Suche nach 20 Schwerarbeitern
Die Zweitrundenserie gegen die Rapperswil-Jona Lakers ist die letzte vor der gefürchteten Ligaqualifikation gegen den Playoffsieger der Nationalliga B. Diese Ausgangslage, verbunden mit dem Erfolgsdruck, macht die Serie immens schwer. Die beiden Coaches Alex Reinhard und Konstantin Kuraschew benötigen gegen Rapperswil nicht ein Dutzend oder fünfzehn Schwerarbeiter, sondern deren zwanzig, die über einige Tage hinweg mit aller Konsequenz ein gemeinsames Ziel verfolgen. Sie hatten sie bis jetzt noch nie – in der Qualifikation nicht und auch nicht gegen die Kloten Flyers.



Die SCL Tigers mussten seit ihrem Aufstieg in die NLA vor 15 Jahren mit Ausnahme von 2003 (kein Playout) und 2011 (Playoff) am Saisonende immer um den Verbleib in der höchsten Liga kämpfen. Aber so wie jetzt in die zweite Playoutrunde mussten sie erst zwei Mal: 2002 gegen Chur (4:1) und 2010 gegen Biel (4:1). Gegen Rapperswil gab es bisher drei Erstrundenserien mit einer negativen Bilanz von einem Sieg und zwei Niederlagen. 2000 (NLA mit nur zehn Teams): Rapperswil (9. der Qualifikation) - SCL Tigers (10.) 2:4. 2002 (NLA mit zwölf Teams): SCL Tigers (10.) - Rapperswil (11.) 1:4. 2010: Rapperswil (10.) - SCL Tigers (11.) 4:3. In der Qualifikation dieser Saison gab es für Langnauer zwei Heimsiege (5:1, 5:3) und zwei Auswärtsniederlagen (4:8, 0:1).



Rögle hofft auf Gerber des Frühlings 2001
Fast auf den Tag genau zwölf Jahre sind vergangen, seit Torhüter Martin Gerber zum letzten Mal ein Spiel um den Ligaverbleib oder gegen den Abstieg bestritten hat. Es war am 6. März 2001, als er mit den Langnauern die Best-of-7-Playoutserie gegen La Chaux-de-Fonds mit einem 5:1-Heimsieg beendete und mit seinem Stammklub den Platz in der NLA zum dritten Mal hintereinander verteidigte. Trotz eines Zehenbruchs wehrte er gegen die Neuenburger in fünf Spielen 95,8 Prozent aller Schüsse ab und war damit einer der Schlüsselspieler der Emmentaler.



Beinahe wie ein WM-Turnier
Nun hoffen die Teamkameraden, Verantwortlichen und Fans seines jetzigen Klubs Rögle, dass Martin Gerber nochmals so stark hält wie im Frühling 2001. Für den Traditionsverein aus dem Städtchen Ängelholm beginnt heute mit dem Heimspiel gegen Västeras die Kvalserien. Es handelt sich um die Auf-/Abstiegsrunde zwischen den beiden Letzten der Elitserien und den vier stärksten Teams der zweiten Division. Keine Serie gegen immer den gleichen Gegner wie in der NLA, sondern ein Turnier mit dem Modus «Jeder gegen Jeden». Nur die beiden Erstklassierten nach zehn Spielen verbleiben in der Elitserien oder steigen in diese auf. Martin Gerber macht sich auf eine der grössten Herausforderungen seiner Karriere gefasst: «Diese Auf-/Abstiegsrunde wird eine knallharte Angelegenheit. Zehn Spiele in nur 23 Tagen – das ist vergleichbar mit einem WM-Turnier. Vor einem Jahr benötigte Rögle sechs Siege für den zweiten Schlussrang und den Aufstieg in die Elitserien. Das wird auch diesmal der Massstab sein.» Favoriten und Aussenseiter gibt es nicht. «Zwischen den zwei Letzten der Elitserien und den vier Ersten der zweiten Division gibt es kaum Leistungsunterschiede», nennt Martin Gerber den Hauptgrund. «Die Differenz ist wesentlich geringer als zwischen den schwächsten NLA- und den stärksten NLB-Klubs. Kommt hinzu, dass die Spitzenvereine in der zweithöchsten schwedischen Liga sehr ambitioniert und stolz sind und alles geben, um in die Elitserien aufsteigen zu können.»



Lust auf die WM in Stockholm
Rögle, das während der gesamten Qualifikation immer unter dem Strich lag, hat zuletzt zuversichtlich stimmende Leistungen gezeigt. Nicht zuletzt dank Martin Gerber. Nach einem Unterbruch von zwei Jahren hat er Lust auf eine neunte WM, die im Mai in Stockholm stattfindet. Der Langnauer wehrte in den letzten fünf Spielen von Rögle gegen lauter Playoffteilnehmer 94,0 Prozent aller Schüsse ab. Beinahe der gleich hohe Wert wie vor zwölf Jahren im Langnauer Frühling 2001.

Best-of-7-Serien sind Serien der Wahrheit. In maximal sieben Spielen innerhalb von 13 Tagen setzt sich immer die bessere Mannschaft durch. Das war in der ersten Playoutrunde mit Kloten der Fall. Nach einer unerwarteten 3:4-Heimniederlage nach Penaltyschiessen und einem wenig überzeugenden 3:2-Sieg nach Penaltyschiessen in Langnau entschieden die Zürcher die nächsten drei Spiele mit 4:1, 4:1 und 5:3 für sich. Für die Langnauer war die Serie ein Spiegelbild der Qualifikation. Nach einem viel versprechenden Beginn vermochten sie ihr Niveau einmal mehr nicht zu halten.