Berner Zeitung, Philipp Rindlisbacher

«Ein Trainer ist nie der Star»

Der neue Langnauer Trainer Bengt-Ake Gustafsson kam vom Flughafen direkt in die Eishalle. Der 55-jährige Schwede spricht über den Wandel vom Olympiasieger zum NLB-Coach, seinen Sohn und seine Erwartungen.

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Zwölfeinhalb Jahre sind vergangen, das Haar ist dünner geworden, das Stadion ist neu, die Liga ist eine andere. Von 1999 bis 2001 stand Bengt-Ake Gustafsson bereits bei den SCL Tigers an der Bande, hielt den Klub in der NLA. In die höchste Spielklasse soll der Schwede die Langnauer nun lieber früher als später führen, vorerst jedoch muss er aus dem schwach in die Saison gestarteten Ensemble eine gute NLB-Mannschaft formen.

 

Bei den Fans kommt der neue Coach, der als Aktiver neun Saisons für Washington in der NHL stürmte und als Trainer mit Schweden 2006 Weltmeister und Olympiasieger wurde, gut an. In den Foren ist die Stimmung fast schon euphorisch, für das heutige Derby gegen Leader Langenthal (19.45 Uhr) waren am gestrigen späten Nachmittag bereits 5000 Tickets verkauft. Nach dem ersten Training sollte sich Gustafsson mit dem Tigers-Verwaltungsrat treffen, vorher äusserte sich der 55-Jährige kurz über

 

...seinen ersten Eindruck vom Team: «Ich spürte viel Energie, sah keine hängenden Köpfe. Die Boys wollten mir wahrscheinlich imponieren (lacht). Ich denke, die Mannschaft ist bereit, mich und meine Ideen aufzunehmen.»

 

...seine ersten Massnahmen: «In einem Training kannst du nicht alles verändern. Ich will dem Team neues Vertrauen schenken. Es soll im nächsten Match 60 Minuten lang Vollgas geben. Die Basis ist eine sichere Defensive; die Spieler sollen wenig leichte Fehler machen, nicht spekulieren.»

 

...seine Erinnerungen an Langnau: «1999 habe ich hier meine Trainerkarriere richtig lanciert. Ich habe es genossen, die Zeit nie vergessen. Das Emmental ist eine schöne Region. Ob ich dieselbe Wohnung erhalte wie damals, weiss ich nicht – ich kam direkt vom Flughafen in die Eishalle.»

 

...seinen Abstieg vom Olympiagold- zum NLB-Trainer: «Es ist zuletzt nicht alles schief gelaufen. In Nürnberg wurde ich nicht entlassen, wir fanden nur keine Einigung. Ich hätte nun zwei Wochen warten können und wohl Angebote von Teams in besseren Ligen erhalten. Aber die Aufgabe in Langnau reizt mich; der Verein will in die NLA. Zudem ist mein Sohn hier, und ich kann Zeit mit meinem Enkelkind verbringen. Klar ist es eine andere Situation, statt schwedische Nationalspieler vor allem junge Profis zu trainieren. Doch der Trainerjob bleibt gleich.»

 

...seinen Status als Hall-of-Fame-Mitglied: «Nein, ich bin nicht der neue Star der SCL Tigers. Ein Trainer ist nie der Star, die Spieler müssen die Leistung bringen. Ich kann ja nicht mehr eingreifen.» (Gustafsson zeigt schmunzelnd auf sein vergangene Woche operiertes Knie/die Red.)

 

...seinen Sohn, Tigers-Stürmer Anton Gustafsson: «Anton kann mehr, das weiss er. Seine Einstellung stimmt, er muss nun aber mehr Skorerpunkte buchen. Ich war noch nie sein Coach, denke aber nicht, dass dies zum Problem wird. Auf dem Eis ist er ein Spieler wie jeder andere auch.»

 

...sein Ziel: «Ich muss zugeben, dass ich noch nicht viel über die NLB weiss. Aber die Mannschaft hat sicher das Potenzial, ganz vorne mitzuspielen. Das ist mein Anspruch. Ich erwarte Erfolg.»