Zwei Mal in Rapperswil:

Eine Chance, die so schnell nicht wieder kommt

Die SCL Tigers treten innerhalb von drei Tagen zwei Mal in Rapperswil an, und spielen dabei gegen den amtierenden Cup-Sieger und den aktuellen Tabellenletzten der Meisterschaft. Eine Aufgabe mit vielen Tücken, aber auch mit grossen Chancen.

News • • von Bruno Wüthrich

In den drei Nachtragsspielen dieser Woche ist vieles für die SCL Tigers gelaufen. Der EV Zug und der HC Ambri-Piotta hielten die unter dem Strich liegenden HC Lugano (10.) und die ZSC Lions (9.) auf Distanz. Alle Teams haben nun mindestens 25 Spiele absolviert, die Hälfte der sogar bereits mehr. Die Langnauer gehören zu den Mannschaften mit 25 Spielen. Ihr Abstand zu den ZSC Lions beträgt 4, zum HC Lugano sogar 7 Punkte. Zugegeben, das ist nicht viel. Aber es ist genug, um nicht durch eine Niederlage gleich unter den Strich zu fallen.

Jetzt warten also zwei Mal die Lakers aus Rapperswil. Eine Mannschaft also, der es bei weitem nicht so läuft, wie gewünscht. Die Mannschaft, die verhindert, dass die Eishockey-Öffentlhkeit inkl. Medien bemerkt, dass der HC Davos aktuell noch schlechter ist als letzte Saison der EHC Kloten, der zu diesem Zeitpunkt unter Dauerkritik stand. Genau wie in Kloten will auch beim HC Davos niemand so richtig erkennen, wie gefährlich nahe am Abstieg sich die Steinböcke bewegen. Denn immerhin liegt ja mit den Lakers noch eine Mannschaft dahinter. Doch eines haben die Lakers dem HC Davos voraus: Sie sind krisengestählt. In Rapperswil weiss man, wie sich Spiele gegen den Abstieg anfühlen. In Davos wird man dieses Gefühl im Playout-Final erst einmal kennen lernen müssen.

Doch wir sind ja eben erst in der Mitte der Qualifikation angelangt. Noch ist weder in Rapperswil noch in Davos ausgeschlossen, dass die Lücke zu Rang 10 (Lugano) noch geschlossen werden kann. Es wird allerdings höchste Zeit, mit der Aufholjagd zu beginnen.

Am 21. September begann für die SCL Tigers die Meisterschaft mit einem 5:2 - Erfolg gegen eben diese Rapperswiler. Wir dürfen davon ausgehen, dass dieser Sieg mehr als nur die drei Punkte wert war, die danach auf dem Konto der Langnauer waren. Dieser Sieg bedeutete, dass die Emmentaler einen ganz passablen Start in die aktuelle Saison hinlegten, auf dem sie vor allem auch mental aufbauen konnten. Dieser Start hat das Vordringen in die erweiterte Spitze ermöglicht. Wollen die Tiger die Playoffs erreichen, so gilt es, diesen Kontakt nach Vorne möglichst lange zu halten. Dazu gehört ein optimaler Start in die zweite Hälfte der Meisterschaft. Erneut gegen die Lakers.

Heute Abend, im ersten dieser beiden Auswärtsspiele gegen die Rapperswiler, geht es noch nicht um die Meisterschaft. Es winkt die grosse Chance, sich für den Cup-Final zu qualifizieren. Man kann vom Cup halten, was man will, - aber wenn man so nahe dran ist, will man diesen Titel unbedingt. Zumal der Cup ein nationaler Titel ist, den auch kleine Mannschaften gewinnen können, wie dies in der letzten Saison ausgerechnet die Rapperswil-Jona Lakers bewiesen haben.

Die Lakers können also Cup. Dies steht ausser Frage. Sonst hätten sie diesen Wettbewerb, damals noch als Vertreter der NLB, in der letzten Saison nicht gewonnen, wären also nicht aktueller Cup-Sieger, und sie wären in dieser Saison wohl auch nicht mehr dabei.

Und eines muss klar sein: Im Cup kann sich eine Mannschaft auch das Selbstvertrauen holen, um in der Meisterschaft zu punkten. Zumal man gegen den gleichen Gegner gleich nochmals die Chance erhält. Heute Abend geht es also nicht nur um den Einzug in den Cup-Final, sondern auch darum, den ersten Schritt zum erfolgreichen Start in den zweiten Teil der Meisterschaft zu machen. Denn verleiren die Tiger heute Abend, machen sie sich für das Spiel vom Freitag gleich selbst das Leben schwer.

Zuletzt haben die Lakers den SCB gleich zwei Mal hart gefordert. Zwar resultierte aus beiden Partien eine knappe Niederlage ohne Punktgewinn, aber wer gegen den Leader (der SCB belegte damals noch Rang 1) als Tabellenletzter zwei Mal so nahe dran war, kann auf diesen Resultaten zumindest mental aufbauen. Trotz dem unterirdisch schlechten Schnitt von 0,62 Punkten pro Spiel, mussten die Lakers ihre 16 Punkte auch irgendwo erkämpfen. Und schauen wir auf die Niederlagen ohne Punktgewinn, so erkennen wir, dass die Mannschaft vom Obersee ingesamt sechs Mal nur mit einem Tor Differenz verlor. Wer nicht aufpasst, kann gegen Rapperswil verlieren. In dieser Liga kann auch der Tabellenletzte jede vor ihm liegende Mannschaft schlagen.

Die SCL Tigers stehen also vor einer Woche der grossen Chancen. Aber sie stehen auch vor einer Woche der Weichenstellung. Beides gilt auch für den Gegner. Es wird nichts geschenkt.