Wochen-Zeitung (TA), Simon Graf

Erfolgsbaumeister im Hintergrund

Simon Schenk: Seit 17 Jahren schon ist der Langnauer für das Eishockeyunternehmen der ZSC/GCK Lions tätig. Er ist der Baumeister vieler Erfolge wie der Zürcher Eishockeyexperte Simon Graf im «Tages-Anzeiger» schreibt.

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Simon Schenks Einfluss auf den Erfolg der ZSC Lions ist beträchtlich. Obschon er als Sportchef des Farmteams aus den Schlagzeilen verschwunden ist. Die ZSC-Organisation produziert Talente am Fliessband, und das NLB-Team der GCK Lions, ein möglicher Gegner der SCL Tigers in der ersten Playoffrunde, ist für sie die Brücke zum Profidasein. Schenk holte Torhüter Lukas Flüeler nach Küsnacht, als dieser mit 18 aus Übersee zurückkehrte, und zeigte ihm Perspektiven auf. Er nahm Luca Cunti zurück, als der als verlorener Sohn wieder anklopfte. Er kümmert sich um Ausnahmespieler wie Jonas Siegenthaler und Denis Malgin. Wenn man den Langnauer über die jungen Hockeyaner reden hört, merkt man: Sie liegen ihm am Herzen, er ist stolz auf sie, doch er ist ein strenger Lehrer. Diese begabten Teenager sind noch Kinder, aber auch schon Stars, umgarnt von Agenten, Einflüsterern, NHL-Scouts. «Ein Spieler besteht aus Talent und Charakter», sagt Schenk. «Und es scheitern mehr am Charakter als am Talent.» Charakter ist für ihn ein Paket aus vielen Eigenschaften: «Man braucht Arbeitswillen, die Bereitschaft, ans Limit zu gehen, einen klaren Kopf. Mit der richtigen Einstellung kann man auch als Halbblinder eine NLA-Karriere machen. Man wird kein Superstar, aber ein solider Arbeiter.

 

Sprungbrett, kein Sozialwerk

Die GCK Lions sind ein Sprungbrett, aber keine soziale Institution. Ein, zwei, höchstens drei Jahre haben die Talente Zeit, zu NLA-Spielern zu reifen. Schenk freute es, als Sandro und Marc Zangger kürzlich Verträge bei Zug respektive Freiburg erhielten: «Natürlich wären die GCK Lions mit ihnen stärker, aber es ist ein Erfolg, wenn wir Spieler in die NLA bringen.» Und das schafft Platz für die Nächsten. Phil Baltisberger (19), Pius Sutter und Kris Schmidli (beide 18) dürften im Frühling aus dem kanadischen Junioreneishockey zurückkehren. Diese Saison gaben schon neun junge Spieler ihr NLA-Debüt beim ZSC. Lange wusste man nicht recht, was man mit den GCK Lions machen sollte. «Jetzt haben wir unsere Position gefunden», stellt Schenk zufrieden fest. Weil der Versuch misslang, eine Fanbasis zu rekrutieren, setzte man je länger, desto konsequenter auf den Farmteam-Gedanken. Und natürlich spielte da der gut vernetzte Emmentaler die Schlüsselrolle. Seit 2007 ist er für die «Mini-Lions» zuständig. Er selbst spricht von Teamwork, hebt Nachwuchschef Richard Jost hervor und ZSC-Coach Marc Crawford: «Wenn der Trainer des NLA-Teams nicht auf die Jungen setzt, funktioniert es nicht. Bei Crawford habe ich das Gefühl, dass er es als zusätzlichen Ansporn sieht, 97er-Talente wie Siegenthaler, Malgin, Karrer oder Diem einzubauen.

 

Berndeutsch wird jetzt verstanden

Als Schenk 1998 die Stelle in der ZSC-Organisation antrat, fasste er den Auftrag, ein Spitzenteam zu bauen und dafür zu sorgen, dass der ZSC selbsttragend würde. Das Fazit des 68-Jährigen: «Nach zwei Jahren waren wir bereits Meister, doch finanziell eigenständig sind wir immer noch nicht. Das gelang weder mir noch meinen Nachfolgern. Zum Glück haben wir Walter Frey im Rücken.»  Mit einem eigenen Stadion wäre es möglich, selbsttragend zu sein. Vorausgesetzt, dass man es geschickt vermarkte und darin gut wirtschafte, glaubt Schenk. Doch das aktuelle Projekt in Altstetten, einst geplant für 2017, soll nun frühestens 2022 fertig sein. Abgesehen von der Stadionfrage, hat Schenk aber viel bewirkt. Die ZSC Lions sind zur respektierten Organisation geworden, ihr Farmteam-Konzept ist Vorbild für andere Klubs, das Meisterteam 2014 war mehrheitlich hausgemacht. Als er nach Zürich gekommen sei, sei er nicht überall auf offene Ohren gestossen, erinnert sich Schenk. «Inzwischen versteht man hier aber ziemlich gut Berndeutsch.