SCL Tigers - HC Fribourg-Gottéron 3:2 n.V. (1:1, 1:1, 0:0)

Erneuter Overtime-Sieg der SCL Tigers über Gottéron

In einer zuerst harmlosen, später aber zeitweise an eine Schlacht erinnernde Partie zähmten die SCL Tigers den Drachen erneut. Wie bereits am Vortag resultierte nach 61 Minuten ein 3:2 Sieg nach Verlängerung.

Spielbericht • • von Bruno Wüthrich

Hier erzielt Kevin Clark auf «arschcoole» Art den 1:1 Ausgleich für die SCL Tigers. Das Bild täuscht. Denn clark hatte alle Zeit der Welt, denn die Gottéronverteidiger Rathgeb und Abplanalp sowie Ryan Gardner (rechts) kamen alle viel zu spät. Bild: Susanne Bärtschi

 

Das spiel war bereits in der Verlängerung, aber in dieser war noch keine Minute gespielt, als Langnaus Topscorer Chris DiDomenico, lanciert von Massimo Ronchetti, Richtung dem von Benjamin Con gehüteten Gottéron-Tor loszog und diesem mit einem platzierten Schuss keine Abwehrchance liess. Es war der krönende Abschluss einer zwar bestens unterhaltenden, intensiven, aber auch durch viele Fehler gekennzeichnete Partie, die auch ganz anders hätte ausgehen können. Zeitweilig standen die Tiger der Niederlage ohne Punktgewinn näher als einem Teilerfolg. Doch die Langnauer punkteten in den letzten vier Partien stets, gingen dabei drei Mal als Sieger vom Feld und sind dementsprechend mit mehr Selbstvertrauen ausgestattet als der heutige Gegner. In so engen Spielen kann dies den Unterschied ausmachen.

 

Es gibt vier Möglichkeiten, sich den Klassenerhalt sportlich zu sichern. 1. Die Erreichung von Rang 8 nach der Qualifikation und damit die Spielberechtugung für die Playoffs. 2. Die Erreichung des 10. Ranges nach 56 Runden und dem damit verbundenen vorzeitigen Saisonende. 3. Der Sieg im Playout-Final 11. gegen 12. in einer Serie über sieben Spiele. 4. Der Gewinn der Ligaqualifikation gegen den Gewinner der NLB ebenfalls in einer Serie über sieben Spiele. Gottéron ist in der derzeitigen Verfassung trotz immer noch grossem Punktevorsprung ein direkter Konkurrent der SCL Tigers um den rettenden 10. Rang nach 56 Runden. Denn die Fribourger kassierten gestern zuhause gegen die Langnauer die zehnte Niederlage in Serie. Es ging also für die Langnauern darum, heute in der Ilfishalle nachzudoppeln, denn nur so bleibt der Wurm im Team von Gerd Zenhäuserns weiterhin erhalten. Je länger diese Serie, die nun auf elf Niederlagen angewachsen ist dauert, desto schwieriger wird der Ausstieg daraus. Deshalb galt für die Tiger, auch in der heutigen Partie möglichst keine Aufbauhilfe zu leisten.

 

Doch im Startdrittel war wenig davon zu spüren, dass keine Aufbauhilfe geleistet werden sollte. Seltsam zahm der Auftritt der Tigers, seltsam fehlerbehaftet ebenfalls. Unerklärliche Scheibenverluste in jeder Zone, die nur deswegen nicht ins Verderben führten, weil mit Gottéron ein verunsicherter Gegner gegenüber stand, der seine Chancen nicht zu nutzen wusste. Trotzdem landeten die Gäste in der 4. Minute durch Caryl Neuenschwander einen Shorthander. Nicht nur zu diesem Zeitpunkt musste man Angst haben um die SCL Tigers, die zwar auch ihre Chancen hatten aber weiterhin Fehler um fehler produzierten. Irgendwie konnte es fast gar nicht sein, dass sich all diese Schnitzer nicht rächten. Doch das Gegenteil geschah. In der 9. Minute passte Yves Müller zum vor dem gegnerischen Tor zum von der gegnerischen abwehr völlig vergessenen Kevin Clark. Dieser liess sich nicht zwei Mal bitten und verwandelte eiskalt.

 

So richtig Pfeffer ins Spiel kam erst ab den zweiten zwanzig Minuten. Zuerst hämmerte Thomas Nüssli den Puck zum 2:1 in Fribourgs Maschen. Der Thurgauer schoss bereits gestern ein äusserst wichtiges Tor auf ähnliche Weisen. Obwohl immer noch auf bescheidenem Niveau, wurden nun die Zuschauer bestens unterhalten. Diverse Faustkämpfe, dicke Torchancen auf beiden Seiten und zwei Tore waren das Resultat des zweiten Abschnitts, in dem die Langnauer zuerst eine fünfminütige Überzahlicht nutzen konnten, und später selbst während gut fünfeinhalb Minuten am Stück in Unterzahl agieren mussten, wobei für dreieinhalb Minuten sogar mit nur drei gegen fünf Feldspieler. In dieser Zeit, die das Spiel komplett hätte drehen können, kassierten die Tiger jedoch lediglich einen einzigen Gegentreffer zum 2:2 Ausgleich durch Jérémie Kamerzin.

 

Insgesamt wurden vier Fünfminutenstrafen, je zwei gegen beide Mannschaften ausgesprochen, die automatisch einen Restausschluss nach sich ziehen. Eine davon traf ausgerechnet Jubialr Sven Lindemann, der vor dem Spiel für seine 1'000 Partie in der NLA gefeiert wurde. Diese absolvierte er allerdings bereits gestern in Fribourg. Der Jubilar war höchstpersönlich dafür besorgt, dass in diese Partie die nötigen Emotionen Einzug hielten. Denn nach Nüsslis Führungstreffer, und Lindemanns Boxeinlage waren beide Teams besser im Spiel. Die Zuschauer wurden bestens unterhalten. Genau deswegen füllen sie die Hallen. Sven Lindemann stritt ab, mit seinem Boxkampf die Emotionen bewusst ins Spiel gebracht zu haben. «Nein, das war sicher nicht der Grund. Ich bin ganz gewiss kein Schläger, aber manchmal ergibt es sich einfach», begründete der Aroser im Tigerdress seine leidenschaftliche Einlage.

 

Fazit: Den SCL Tigers ist der Start ins neue Jahr hervorragend gelungen. Sie düpierten gestern in Fribourg ein gutes Gottéron und stahlen diesem in den letzten Minuten den Sieg. Heute forderten sie den Zorn Gottérons heraus, hielten diesen aber im Schach und sicherten sich den Sieg erneut. Das ist gut fürs Selbstvertrauen.

 

SCL Tigers - HC Fribourg-Gottéron 3:2 n.V. (1:1, 1:1, 0:0)

 

Ilfishalle, 6'000 Zuschauer (ausverkauft). SR: Mandioni/Koch, Küng/Obwegeser. Tore: 4. Neuenschwander (Gardner, Ausschluss Salminen!) 0:1. 9. Clarc (Müller) 1:1. 26. Nüssli (DiDomenico) 2:1. 38. Kamerzin (Mottet, Ausschluss Koistinen) 2:2. 61. (60.51) DiDomenico (Ronchetti) 3:2. Strafen: 2-mal zwe Minuten und 2-mal fünf Minuten + Spieldauerdisziplinarstrafe (S. Lindemann wegen Boxkampf und Ville Koistinen wegen Check von hinten) gegen die SCL Tigers, 3-mal zwei Minuten + 2-mal fünf Minuten (Rivera wegen Faustkampf, Vauclair wegen anderer Vergehen) gegen Gottéron.

 

SCL Tigers: Ciaccio; Koistinen, Stettler; K. Lindemann, Müller; A. gerber, Zryd; Ronchetti, Gossweiler; Olesz, Gustafsson, Clark; DiDomenico, C. Moggi, Nüssli; Bucher, Albrecht, Wyss; S. Lindemann, Chiriaev, Haas.

 

Gottéron: Conz; Schilt, Rathgeb; Ngoy, Kamerzin; Abplanalp, Maret; Marchon, Loichat; Salminen, Bykov, Sprunger; Neukomm, Gardner, Neuenschwander; Mottet, Schmutz, Mauldin; Vauclair, Rivera, Fritsche.

 

Bemerkungen: SCL Tigers ohne Hecquefeuille, T. Gerber, Bärtschi, Berger, Weisskopf, Murray (alle verletzt), S. Moggi (überzählig). Gottéron ohne Camperchilli, Plüss, Pivron, Piccard, Brügger, Pouliot, Réway (alle verletzt). S. Lindemann für sein 1'000 Spiel (gestern auswärts in Fribourg) geehrt.