Aus Langnau müssen nun klare Ansagen kommen

Es lohnt sich, alles für den Aufstieg zu tun

Das Spiel EV Zug gegen den EHC Biel (3:2) zeigte eindrücklich: Die Spitzenteams der NLB spielen auf Augenhöhe mit den Schwanzklubs der NLA. Dies obwohl in der höchsten Spielklasse zwei Ausländer mehr eingesetzt werden dürfen.

Blog • • von Bruno Wüthrich

Eine Vorbemerkung: Der HC Lausanne ist auch deshalb in die NLA aufgestiegen, weil der ganzen Hockeyschweiz bekannt war, dass die Waadtländer diesen Aufstieg unbedingt wollen, und dass sie deshalb bereit waren, alles dafür zu tun. Sie machten klare Ansagen, welche die möglichen Gegner in einer Ligaqualifikation bereits lange vor deren Beginn in Angst und Schrecken versetzte. Doch in Langnau eiert man in Sachen Aufstiegskommunikation herum, relativiert frühere Aussagen, und versucht, den Ball (Puck) unnötig flach zu halten. Das muss sofort ändern. Schluss der Vorbemerkung.

 

Vielleicht sitzt man in Zug als Journalist etwas zu weit weg vom Spielgeschehen. Anders kann es sich der Schreibende nicht erklären, dass seine Wahrnehmung bezüglich der Intensität der Partie eine völlig andere war, als diejenige der Protagonisten auf dem Eis. Denn eigentlich ging es vor allem für den EHC Biel um enorm viel. Die Ausgangslage war klar: Bei einer Niederlage würde das Team von Hockeygott Kevin Schläpfer dem Playout-Final kaum mehr entgehen können. Der Modus sieht in diesem Jahr keine Playout-Halbfinalspiele mehr vor. Statt dessen wird eine Platzierungsrunde gespielt, in welcher die vier Tabellenletzten je zwei Mal gegeneinander antreten. Dabei werden die zuvor in der Qualifikation erspielten Punkte mitgenommen. Danach treten die auf dem 11. und 12. Rang liegenden Teams in einer Playout-Finalserie über sieben Spiele gegeneinander an. Dass unter den heutigen Gegebenheiten die Lakers aus Rapperswil mit ihren bisher lediglich 35 realisierten Punkten für diesen Final längst gesetzt sind, ist klar. Seit gestern Abend wissen wir, dass auch der EHC Biel dieser Ausmarchung kaum mehr wird entgehen können. Umso mehr erstaunte die fehlende Intensität in diesem Spiel. Doch dies sahen die Beteiligten anders. Auf beiden Seiten wurde in den Interviews danach behauptet, wie hart doch gearbeitet worden sei, und wie intensiv diese Begegnung doch gewesen sei. Aber im Vergleich zum Spiel EHC Olten gegen die SCL Tigers vom vergangenen Dienstag war die Begegnung zwischen dem EVZ und dem EHCB lediglich Nasenwasser. Lediglich das Mitteldrittel dürfte hinsichtlich der «harten Arbeit» die Coaches beider Teams einigermassen befriedigt haben. Kevin Schläpfer meinte nach der Partie: «Dies ist nun im sechsten Spiel dieses Jahres das fünfte Mal, dass wir so verloren. Wir sind einfach offensiv viel zu schlecht. Meine Jungs bringen den Puck nicht aufs Tor. Mit lediglich einem oder zwei geschossenen Toren kannst du nicht gewinnen. Aber wir geben uns natürlich noch nicht geschlagen. Immerhin sind bis zum Playoutfinal noch 14 Spiele auszutragen.» Schläpfer kündigte vor einiger Zeit an, im Falle eines verlorenen Playout-Finals seines Teams in der Ligaqualifikation nicht mehr an der Bande des EHC Biel zu stehen. Er relativierte gestern diese Ankündigung: «Das weiss ich jetzt noch nicht. Aber es ist klar, dass man irgendwann etwas machen muss, wenn es einfach nicht läuft.» Immerhin weiss Schläpfer seit gestern, dass die SCL Tigers einen Sportchef suchen.

 

Interessant war auch eine Aussage von Michael Tobler. Der Torhüter vom NLB-Leader EHC Olten wurde vorerst bis Ende Januar an den EV Zug ausgeliehen. Er bot trotz des haltbaren Gegentreffers zum 2:2 Ausgleich des EHC Biel eine insgesamt akzeptable Leistung. «Einer der Hauptunterschiede zwischen der NLA und der NLB ist, dass in der höchsten Spielklasse rund um die Tore mehr gearbeitet wird.» Mit dieser Aussage hat Tobler recht, auch wenn dies gestern vorwiegend für die Gastgeber galt. Der EHC Biel trat vor dem Zuger Tor mit viel zu wenig Intensität und Überzeugung auf. Doch auch die SCL Tigers müssen und können sich in dieser Hinsicht noch steigern, wollen sie ihre Ziele erreichen.

 

Fazit: Der EV Zug wird zwar seine Saisonziele kläglich verfehlen, was bei diesem Kader eigentlich eine Schande ist. Doch wegen des Abstiegs müssen sich die Innerschweizer keine Sorgen machen. Ganz anders der EHC Biel, der gestern Abend viel zahmer auftrat als noch in früheren Phasen dieser Saison. Auch die Rapperswil-Jona Lakers erhielten gestern Abend im Heimspiel gegen den HC Lausanne nach einer 2:0 – Führung einen empfindlichen Dämpfer. Der Verlierer der Playout-Finalserie zwischen dem EHC Biel und den Lakers ist in der Ligaqualifikation vom NLB-Meister zu knacken, egal, ob dieser nun EHC Olten oder SCL Tigers heisst. Für die Langnauer bedeutet dies, dass es sich lohnt, alles dafür zu tun, diese Ligaqualifikation zu erreichen. Dazu gehört, dass auch die Führung besser kommuniziert. Doch in dieser Hinsicht liegt noch einiges im Argen.

 

Es darf nicht sein, dass die grösste Sorge der Teppichetage ist, dass alle mit einer Stimme sprechen, und dabei die Erwartungshaltung tief zu halten. Sie verkommen so lediglich zu einer langweiligen sportorganisation, die sich über die Medien miserabel verkaufen lässt. Diese «Angsthasen-Kommunikation» ist einer Sportunternehmung, welche sich vor der Saison den Aufstieg zum Ziel setzte und gar das Vorhandensein einer Kriegskasse kommunizierte, völlig unwürdig. Jetzt sind klare Ansagen gefordert. Die Gelegenheit ist günstig. Diese gilt es zu nutzen. Dem Fan und dem Sportinteressierten ist es egal, ob sich die Verantwortlichen bei der Budgetierung des Catterings irrten. Im Bereich Sport wurde das Budget deutlich übertroffen. 1'000 Zuschauer kamen bisher im Schnitt mehr, als budgetiert war. Das ist eine klare und relevante Ansage des Publikums. Diese hat etwas zu tun mit der Kommunikation der SCL Tigers vor Saisonbeginn.

 

Deshalb ist klar gefordert: Wir wollen die Kilobüchse Ravioli nicht lediglich mit 800 Gramm gefüllt, nur weil die weissen Bohnen ein Defizit verursachen. So ein Scheiss geht einfach nicht! Wir wollen die Büchse randvoll. So, wie sie uns verkauft wurde!

 

Die Gelegenheit zum Aufstieg ist für den Sieger der NLB günstig! Versuchen wir, sie zu nutzen. Nicht halbherzig, sondern mit aller Kraft!