Es mangelt an allen Ecken und Enden

Auch im zweiten Spiel innerhalb von 24 Stunden hatten die SCL Tigers gegen den EV Zug nicht den Hauch einer Chance. Der 2:6-Auswärtsniederlage folgte am Samstag mit 2:7 die höchste Heimniederlage in dieser Saison.

Presse • • von Berner Zeitung, Werner Haller

SCL Tigers - Zug – das war die Direktbegegnung zwischen einer Verlierer- und einer Siegermannschaft mit allen typischen Merkmalen. Auf der einen Seite die Emmentaler, mit 8 Punkten und drei Siegen in den letzten 13 Runden das schwächste Team der Liga. Ohne jegliches Selbstvertrauen, völlig verunsichert und damit auch unfähig, die vor dem Spiel gefassten Vorsätze umzusetzen. Auf der anderen Seite die Innerschweizer, seit der Verpflichtung von NHL-Superstar Henrik Zetterberg mit zehn Siegen in 13 Spielen und 30 Punkten die Nummer eins der National League A. Sie sind spiel- und lauffreudig und sind von sich restlos überzeugt.

Trotz dieser eklatanten Unterschiede konnten die Langnauer wenigstens in den ersten zwanzig Minuten (0:1) mit den klar favorisierten Zugern mehr oder weniger mithalten. Doch bereits nach dem zweiten Gegentreffer in der 23.Minute wurden die Gastgeber immer schwächer, und die Innerschweizer hatten nicht mehr die geringsten Probleme, Spiel und Gegner unter Kontrolle zu halten. Spätestens nach dem 0:3 und 0:4 innerhalb von nur 32 Sekunden war die Begegnung bereits bei Halbzeit entschieden.

 

Guter Rat ist sehr teuer

Guter Rat ist im Falle der SCL Tigers in der jetzigen Situation sehr, sehr teuer. «Das tut grausam weh», gibt SCL Tigers-Stürmer Etienne Froidevaux niedergeschlagen zu. «Man könnte den Eindruck haben, dass wir uns geschlagen geben, bevor das Spiel überhaupt begonnen hat. Aber das ist nicht der Fall. Im Gegenteil.» Die Bereitschaft, die dringend notwendigen Korrekturen vorzunehmen, sei vorhanden. Auch der Wille, endlich einmal aus dem Leistungstief herauszukommen. Aber dann brauche es bloss ein, zwei Gegentore, «und all die guten Vorsätze sind wie weggeblasen. Wir fallen als Mannschaft komplett auseinander und sind damit erst recht nicht mehr in der Lage, erfolgreich zu reagieren», erklärt Froidevaux.

 

Nur als Team aus dem Tief

Das 2:7 vom Samstag bestätigt diese Meinung. Es war eine Niederlage der gesamten Mannschaft. Jeder der zwanzig eingesetzten Feldspieler musste mit einer negativen Plus-minus-Bilanz vom Eis, und die aussagekräftigste aller Wertungen (fünf gegen fünf Spieler) fiel mit 0:7 so schwach wie noch nie in einem Spiel dieser Saison aus. Es sei extrem schwierig, sagt Froidevaux, in derart negativen Situationen auch nur einen einzigen positiven Aspekt zu finden. Einer ist, dass die SCL Tigers gegenwärtig mehr oder weniger deutlich unter ihren effektiven Möglichkeiten spielen. Doch Froidevaux ist nicht ein Typ, der aufgibt. Er wird weiterhin versuchen, einen Weg zurück in erfolgreichere Zeiten zu finden. «Ich bin vom SCB zu den SCL Tigers gekommen, um mehr Verantwortung zu übernehmen. Ich bin einer der Leader dieses Teams und muss mit andern Schlüsselspielern vorangehen. Das ist meine Aufgabe. Allein schaffen es die Leader aber nicht, wir kommen nur als Mannschaft aus diesem Tief.»

 

Time-out von Zetterberg

Solche Sorgen kennt man beim EV Zug seit Mitte Oktober und der Ankunft von NHL-Superstar Henrik Zetterberg nicht mehr. Als die SCL Tigers am 19.Oktober in Zug antraten und der Schwede sein erstes Spiel bestritt, lagen sie als Elfte bloss 5 Punkte und zwei Ränge hinter den Innerschweizern. Jetzt sind es 27 Punkte und neun Positionen. Der Olympiasieger, Weltmeister und Stanley-Cup-Sieger bildet zusammen mit dem Schweizer Topskorer Damien Brunner und seinem schwedischen Landsmann Linus Omark die derzeit beste Angriffslinie. Diese hat in 13 gemeinsamen Spielen bereits 63 Skorerpunkte (27 Tore, 37 Assists) oder durchschnittlich 4,85 pro Spiel herauskombiniert. Zetterberg konnte am Samstag in Langnau getrost ein Time-out nehmen. Er überliess die Produktion der Skorerpunkte seinen Nebenspielern Brunner (2 Tore/1 Assist) und Omark (1/2) sowie den Junioren Fabrice Herzog (17-jährig; 2 Tore) und Lino Martschini (19; 1 Tor).