Fans nehmen Abschied von Wale Gerber

Der verstorbene Eishockeyspieler Wale Gerber wurde an der Gedenkfeier in der Ilfishalle definitiv zur Kultfigur erklärt . Er wird der Letzte gewesen sein, der bei den SCL Tigers die Nummer 44 getragen hat.

Presse • • von Wochen-Zeitung, Cornelia Jost

Rote Kerzen brennen am Rand des Eisfelds im Langnauer Ilfisstadion. Sie bilden die Form eines Herzens und umrahmen die Zahl 44. Das ist jene Zahl, die Walter Gerber – oder Wale, wie ihn alle nannten – während seiner Zeit als Hockeyspieler getragen hat.

 

Die Anteilnahme am frühen Tod des 43-jährigen ehemaligen Spielers des einstigen SC Langnau war so gross, dass seine Angehörigen eine öffentliche Gedenkfeier durchführen liessen. Rund 1200 Personen sind am Mittwochabend gekommen, um sich von einer «Kultfigur», «einem warmherzigen Menschen», «einem Kämpfer und Vorbild» und dem «Held der Oberlangenegg», zu verabschieden.

 

Wale wird zur Kultfigur

In der stillen und von Gedanken an den Verstorbenen erfüllten Ilfishalle erscheinen auf dem Bildschirmwürfel Fotos und Videos. Sie zeigen beispielsweise, wie Wale während der Feier um den Wiederaufstieg in die NLA 1998, an dessen Erfolg er massgeblich beteiligt war, von seinen Teamkollegen auf den Schultern getragen wird. Seine Leidenschaft auf und neben dem Eis schien unbändig gewesen zu sein.

 

Sein damaliger Trainer und heutiger Sportchef der SCL Tigers, Köbi Kölliker, erinnert sich, dass Wale kein Schönwetterspieler gewesen sei, sondern dass seine Qualitäten im Kampfgeist und der Leidenschaft lagen. «Mit seinem gelb-schwarzen Bärtchen und dem von Kampfspuren gezeichneten Gesicht ist er zur Kultfigur geworden», sagt Kölliker.

 

Vom Gegner zum Freund

Den Kampfgeist von Wale bekam lange Zeit auch John Fust zu spüren, der zuerst als Gegenspieler mit ihm in Kontakt gekommen war. «Er hat hart, aber fair gespielt, und ich wusste, dass er bei jedem Kampf alles geben wird», erinnert er sich an die Zweikämpfe. Auch Wales Qualitäten als Mensch neben dem Spielfeld kommen zur Sprache: Als John Fust als neuer Teamkollege in der Garderobe stand, etwas verängstigt und unsicher ob der neuen Situation, sei Wale der Erste gewesen, «der mit mir redete und mich willkommen hiess». Dasselbe hat auch Kevin Schläpfer, heutiger Trainer des EHC Biel, erlebt, als er als Basler ins Emmental kam. «Wale hat mich ausserdem das Jassen gelehrt und mir beigebracht, dass man anstelle von Brot auch Würste im Fondue tunken kann», erzählt er schmunzelnd.

 

Die Erinnerungen an solche Momente aus dem Leben des Verstorbenen sorgen für kleine Erheiterungen in der Ilfishalle. Auch Wales Bruder steuert eine Anekdote bei, als er erzählt, dass Wale nicht verlieren konnte. Und wenn er dann doch einmal verlor, sei er stets überzeugt gewesen, dass der andere beschissen oder falsch gezählt habe.

 

Die grösstmögliche Ehre

Walter Gerber gab im Jahr 2000 seine Karriere als Hockeyspieler auf, um den Gasthof Kreuzweg auf der Oberlangenegg von seinen Eltern zu übernehmen. In Anlehnung an seine frühere Tätigkeit nannte er das Restaurant Hot Shot. Dort, wo er als 4-Jähriger die ersten Gehversuche auf den Schlittschuhen gemacht hatte, stieg er wieder ein und spielte mit der Nummer 44 auf dem Rücken für den EHC Oberlangenegg.

 

Nicht nur auf dem Feld, zum Beispiel auch als Sportchef und Trainer setzte er sich für den Club ein. Peter Oesch, Präsident des EHC Oberlangenegg, erzählt: «Er wollte, dass der Club überlebt. Er hatte Ideen und war ein Mann mit Visionen. Er war der Held von Langnau und der Held der Oberlangenegg.»

 

Weder der EHC Oberlangenegg noch die SCL Tigers werden die Nummer 44 je wieder einem Spieler vergeben und erweisen ihm damit die im Eishockey grösstmögliche Ehre.