EHC Biel - SCL Tigers 6:3 (3:2, 0:1, 3:0)

Fehlstart in Biel - Fehlstart in die Meisterschaft

Die SCL Tigers zogen in Biel in einem kampfbetonten Spiel mit 3:6 Toren den Kürzeren. Damit befinden sich die SCL Tigers bereits nach zwei Spielen in der Tabellenregion, in der wir sie nicht sehen wollen.

Spielbericht • • von Bruno Wüthrich

Hier erzielt Miro Zryd (im Bild ganz links aussen) nach einem beeindruckenden Sololauf auf spektakuläre Weise den wichtigen Anschlusstreffer zum 1:2 aus spitzem Winkel (Bild: Susanne Bärtschi)

 

«Haben Sie etwas anderes erwartet?», beantwortete Heinz Ehlers die Frage nach dem bereits frühen Abrutschen seiner Mannschaft in die hinteren Tabellenregionen mit einer Gegenfrage. Der Tigers-Coach zeigte sich sehr enttäuscht ob der neuerlichen Niederlage seines Teams: «Wir finden derzeit den Weg in die Niederlage, obwohl wir sowohl gestern wie auch heute über weite Strecken des Spiels die bessere Mannschaft waren.»

Um auf die Gegenfrage des Coachs zurück zu kommen: Wir haben etwas anderes zwar nicht erwartet, aber irgendwie doch erhofft. Doch es ist das alte Lied: Für Teams, die zum Ende der Qualifikation unter dem Strich vermutet werden müssen, ist es wichtig, vor allem zu Beginn der Saison zu punkten. Die SCL Tigers sind – mit einigen wenigen Ausnahmen (Saison 2010/11 in der NLA) – in der Regel bereits früh in der Meisterschaft in denjenigen Tabellenregionen zu finden, in denen wir sie lieber nicht sehen würden. Und immer, wenn die Resultate zu Beginn der Saison nicht stimmen, verpassen die Tiger die Playoffs. Zu der gestrigen, unverdienten Niederlage mit Punktgewinn gegen die ZSC Lions gesellte sich heute die ärgerliche Pleite gegen den EHC Biel. Die Seeländer, ein Vertreter der Gilde von Mannschaften, die gemessen an ihrem Potential ein Gegner der Langnauer im Kampf um die Playoffs sein müssten, gelang wie bereits mehrmals in den vergangenen Jahren ein Blitzstart. Sechs Punkte aus zwei Spielen der Bieler steht somit ein einziger Punktgewinn der Langnauer aus ebenso vielen Spielen gegenüber. Und am Dienstag warten im Hallenstadion erneut die ZSC Lions. Zwar haben die Tiger auch dieses kommende Spiel noch längst nicht verloren. Doch ein Punktgewinn in Zürich käme doch einer Überraschung gleich. Bei einer dritten, diesmal erwarteten Niederlage wäre jedoch der Fehlstart in diese Meisterschaft von den grössten Optimisten nicht mehr schön zu reden, bzw. zu schreiben.

Den Weg in die Niederlage fanden die Langnauer zu Beginn des letzten Drittels, in welchem sie fehlerhaft agierten, sich von den Bielern einschnüren liessen, und so bereits in der 43. Minute das wegweisende 3:4 kassierten. Marc-Antoine Pouliot verwertete das Zuspiel des ehemaligen Langnauer Captains Fabian Sutter eiskalt. Zwei vermeidbare Strafen von Philippe Seydoux in der 47. und Yannick-Lennart Albrecht in der 48. Minute bescherten den Platzherren für 66 Sekunden eine doppelte Überzahl, welche sie durch Jacob Micflikier auf Zuspiel von Pouliot auch prompt nutzten. Das Spiel war trotz einiger guter Chancen der Langnauer, die allesamt (Erkinjuntti, Kuonen) vergeben wurden, gelaufen. Das 6:3 in der 60. Minute ins leere Tor zählt nur noch für die Statistik.

Dabei zeigten die Emmentaler zuvor durchaus Charakter. Ein Doppelschlag innerhalb von lediglich elf Sekunden bereits in der 5. Minute liess die Fans der SCL Tgers bereits früh nichts Gutes vermuten. Zuerst lenkte Toni Rajala einen Schuss von Marco Maurer ins von Damiano Ciaccio gehütete Langnauer Tor ab, und nach dem Wiederanspiel sahen die Tiger, ohne den Puck berührt zu haben – die erwähnten elf Sekunden später – wieder im eigenen Netz. Jakob Micflikier war der Schütze. Assistgeber war erneut Marco Maurer. Zum Glück folgte nur 77 Sekunden später der spektakuläre Auftritt des jungen Tiger-Verteidigers Miro Zryd, der sich vor dem Bieler Tor durchtankte und Jonas Hiller aus spitzem Winkel bezwang. Er brachte den Mut umgehend zurück ins Team der Langnauer, die nun Druck machten und prompt gut zweieinhalb Minuten durch Anton Gustafsson ausglichen. Assistgeber war Eero Elo und auch Miro Zryd liess sich einen weiteren Skorerpunkt gutschreiben. Das Geschehen wurde jedoch danach mehrheitlich durch die Einheimischen bestimmt, die nicht unverdient in der 16. Minute erneut in Führung gingen. Doch das Schüsschen von Kevin Fey fand völlig überraschend den Weg in die nährere untere Torecke von Damiano Ciaccio, der danach seinen Platz Ivars Punnenovs überlassen musste.

Diesem Rückstand rannten die Emmentaler im zweiten Abschnitt, der durch Kampf, Krampf und Intensität geprägt war, hinterher. Und zwar bis in der 39. Minute Samuel Erni ein Zuspiel von Antti Erkinjuntti allein vor dem Tor verwerten konnte. Der Ausgleich war zu diesem Zeitpunkt sehr verdient, Die Gäste dominierten das Mitteldrittel weitgehend, doch Chancen waren Mangelware.

 

EHC Biel - SCL Tigers 6:3 (3:2, 0:1, 3:0)

Tissot-Arena, 5'289 Zuschauer. SR:Strickler/Urban, Bürgi/Fluri. Tore: 5. (4.38) Maurer (Tschantré, Rajala) 1:0. 5. (04.49) Micflikier (Maurer) 2:0. 7. (06.06) Zryd (Erkinjuntti) 2:1. 9. Gustafsson (Elo, Zryd) 2:2. 16. Fey (Pouliot, Micflikier) 3:2. 39. Erni (Erkinjuntti, Ausschlüsse Tschantré, Seydoux) 3:3. 43. Pouliot (Sutter) 4:3. 48. Micflikier (Pouliot, Rajala, Ausschlüsse Seydoux, Albrecht) 5:3. 60. (59.40) Rajala (Maurer, Hiller, ins leere Tor) 6:3. Strafen: je 4-mal zwei Minuten.

EHC Biel:Hiller; Kreis, Fey; Forster, Jecker; Maurer, Steiner; Suleski; Pedretti, Fuchs, Schmutz; Micflikier, Sutter, Pouliot; Lüthi, Neuenschwander, Wetzel; Rajala, Earl, Tschantré; Wüest.

SCL Tigers: Ciaccio (ab 15.59 Punnenovs); Koistinen, Zryd; Erni, Seydoux; Lardi, Huguenin; Blaser; Erkinjuntti, Gustafsson, Elo; N. Berger, Gagnon, Nüssli; Neukom, Albrecht, Dostoinov; Kuonen, Peter, Gerber; Haas.

Bemerkungen: SCL Tigers ohne P. Berger, Stettler, Rüegsegger, Randegger (alle verletzt), Himmelfarb, Müller (Langenthal).16. Torhüterwechsel SCL Tigers. Ivars Punnenovs kommt für Damiano Ciaccio.