Frühlingsgefühle vor Weihnachten

Mit drei Siegen und neun Punkten gehen die SCL Tigers unter ihrem neuen Cheftrainer Alex Reinhard in die Weihnachtspause. SCL-Keeper Thomas Bäumle war auch beim 3:0-Heimsieg gegen die ZSC Lions herausragend.

Presse • • von Berner Zeitung, von René Hug/phr

4:0 gegen Tabellennachbar Ambri, 2:1 gegen Vizemeister SC Bern, und nun ein glattes 3:0 gegen den amtierenden Schweizer Meister ZSC Lions – das ist die eindrückliche Rückkehr der zuvor über Wochen erfolglosen und arg gebeutelten Emmentaler zum Abschluss des Eishockeyjahres 2012. Dass bei den Langnauern in Anbetracht dieser positiven Entwicklung mentale Frühlingsgefühle ausbrechen, ist nachvollziehbar. Der Hauptgrund für dieses sportliche Comeback wird durch die Statistik dokumentiert: Das Torverhältnis von 9:1 spricht für die stark verbesserte Organisation in der Defensive mit einem untadeligen, ja phänomenal haltenden Torhüter Thomas Bäumle. «Ich bin happy, so macht es wirklich Spass. Ich versuche, die ersten Schüsse abzuwehren, wenn dies nicht optimal gelingt, brauche ich die Unterstützung der Abwehr, um Abpraller wegzuräumen. Diese Hilfe habe ich jetzt wie nie zuvor», sagt Bäumle und freut sich über seinen zweiten Shutout innert fünf Tagen.

 

Bäumle, Ciaccio, Meili

Beim 2:1 gegen den SCB parierte der 28-Jährige 42 Schüsse, am Samstag erreichte er mit 39 gehaltenen Torversuchen der Zürcher die Abwehrquote von 100 Prozent. Mindestens eine Handvoll hochkarätigster ZSC-Möglichkeiten machte der ehemalige SCB-Junior mit einwandfreien Paraden zunichte. Heute wird im Emmental über Bäumles Vertragsverlängerung entschieden; der Torhüter dürfte auf einen Mehrjahresvertrag pochen, weil ihm offenbar auch ein Angebot aus Biel vorliegt. Würde sich Bäumle gegen den Verbleib bei den Tigers entscheiden, stünden Damiano Ciaccio vom B-Ligisten La Chaux-de-Fonds und Lukas Meili (Kloten) zur Debatte. Dass die Langnauer nach wie vor das Tabellenende der National League A zieren, ist Trainer und Spielern auch nach dem fast sensationellen Comeback bewusst. Wie es zu diesem Wandel kommen konnte, erklärt Alex Reinhard knapp, aber zutreffend: «Es sind harte Arbeit und kleine Schritte, die uns auf die Erfolgsstrasse zurückgebracht haben.» Die anstehenden vier freien Tage haben sich seine Spieler, welche die Forderungen ihres Trainers mit viel Disziplin umzusetzen vermochten, auf jeden Fall verdient. Reinhards neuer Assistent Konstantin Kuraschew wird während seiner Abwesenheit (bis 5.Januar 2013) mit den SCL-Junioren durch Sportchef Jakob Kölliker vertreten.

 

Ein krasser Wandel

Einer, der weiss, worüber er spricht, ist Verteidiger Jörg Reber. Der 38-jährige Routinier, der gerne noch eine weitere Saison für die Tigers spielen möchte, zeigt sich über den krassen Wandel im Team der Emmentaler freudig überrascht: «Das sind Welten im Vergleich zu unseren Partien vor dieser positiven Serie. Ich glaube, ich habe das noch nie in meiner Karriere so krass erlebt. Dabei ist das Rezept eigentlich recht einfach, wir sind mehr in Bewegung, lassen den Gegner mit einem intensiven Forechecking viel weniger tief in die eigene Zone kommen als zuvor. Spielt man in der Defensive so erfolgreich wie zuletzt, dann braucht es vorne noch eine effiziente Chancenauswertung – und schon spielt man um den Sieg», sagt Reber.

 

Kommen und bleiben

Stürmer Thomas Nüssli, bereits letzte Saison in den Playouts bei den SCL Tigers tätig (4 Spiele, 2 Tore, 1 Assist), kehrt vom NLB-Klub Thurgau zu den Emmentalern zurück. Der 30-jährige Stürmer wird ab sofort bis Ende Saison für die Langnauer spielen. Nüssli hat in der laufenden Saison für Thurgau in 26 Partien 20 Skorerpunkte (7 Tore, 13 Assists) gebucht. Verteidiger Simon Lüthi (26) hat derweil seinen Vertrag um ein Jahr mit Option für eine weitere Saison verlängert. Ob und wann die beiden Lockout-Spieler Tyler Ennis und Jared Spurgeon zu den Emmentalern zurückkehren, ist vor offen. Unabhängig davon sondieren die SCL-Verantwortlichen den Markt; mit Pavel Rosa (Tsch), der nicht mehr für Gottéron spielt, und dessen Landsmann Jaroslav Bednar (bisher Lugano) sind zwei bekannte Ausländer zu haben. rh