Watson, Klaus Zaugg

«Gaudi-Management» in Langnau und die erstaunlichen Parallelen zum SCB

Noch selten war im Bernbiet so viel Hockey-Folklore wie in diesen Tagen. Bern kann es den Titel, Langnau wird es den Aufstieg kosten.

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Mit dem Auto sind es von Bern nach Langnau 40 Minuten. Mit der Eisenbahn drei Minuten länger und zu Fuss ist der Reisende nicht ganz sieben Stunden unterwegs. Im Eishockey sind Bern und Langnau in diesen Tagen ein einziges Dorf. Den Unterschied der Kulturen, der einst zu den hitzigsten Derbys der Schweizer Hockeygeschichte führte, gibt es nicht mehr.

 

Nur noch auf der Position der Manager erkennen wir Unterschiede. Die Worte von Langnaus Präsident Peter Jakob nach dem Abstieg («Wir sind jetzt der SCB der NLB») sind wahr geworden. Aber anders, als er es sich vorgestellt hat.

 

Der Zufall will es, dass der neue Trainer Guy Boucher beim SCB am gleichen Tag die Arbeit aufnimmt, an dem die SCL Tigers am Abend gegen Visp jämmerlich 2:4 verlieren. Die SCL Tigers des späten Januars mahnen an den SC Bern des Novembers.

 

Von zwei freundlichen, antiautoritären Trainern

Der SCB verliert im November Spiele, die er dominiert und rutscht mit einer Mannschaft in den Tabellenkeller, die gut genug für den ersten Platz wäre. Und nach einem solchen Spiel jammert der freundliche, antiautoritäre finnische Trainer Antti Törmänen, einst ein grosser Spieler, es gelinge halt nicht, die Chancen auszunützen. Die Stürmer seien zu wenig entschlossen. Sie müssten viel direkter aufs Tor fahren. Aber man habe mehr Torschüsse und mehr Torchancen.

 

Und auf die Frage der Chronisten, warum die miserable Vorstellung einiger Schlüsselspieler keine Konsequenzen habe, sagt er, er sei doch auf die Spieler angewiesen. Aber man spreche viel über Probleme und darüber, was sich ändern müsse. Trotz sportlichen Problemen spielt der SCB vor der mit Abstand grössten Kulisse der Liga.

Die SCL Tigers verlieren im Januar Spiele, die sie dominieren und sind mit einer Mannschaft im Kampf um den NLB-Qualifikationssieg chancenlos, die gut genug für den ersten Platz wäre. Und nach dem 2:4 gegen Visp jammert der freundliche, antiautoritäre schwedische Trainer Bengt-Ake Gustafsson, einst ein grosser Spieler, es gelinge halt nicht, die Chancen auszunützen. Die Stürmer seien zu wenig entschlossen. Sie müssten viel direkter aufs Tor fahren. Aber man habe mehr Torschüsse und mehr Torchancen.

 

Und auf die Frage der Chronisten, warum die miserable Vorstellung einiger Schlüsselspieler keine Konsequenzen habe, sagt er, er sei doch auf die Spieler angewiesen. Aber man spreche viel über Probleme und darüber, was sich ändern müsse. Trotz sportlichen Problemen spielen die SCL Tigers vor der mit Abstand grössten Kulisse der Liga.

 

Ist es den SCL Tigers in der NLB zu wohl?

Nur weil der SC Bern den Trainer spät, aber nicht zu spät ausgewechselt hat, gibt es noch immer eine Chance, die Playoffs zu erreichen und den Titel zu verteidigen. SCB-Manager Marc Lüthi hasst es zu verlieren. Deshalb hat er gehandelt.

Die SCL Tigers aber handeln nicht mehr. Niemand stört es, dass immer wieder Spiele verloren werden. Bengt-Ake Gustafsson wird bleiben. Sein Vertrag ist bereits bis Ende der nächsten Saison verlängert worden. Aber jene Kritiker, die sagen, Wolfgang Schickli sei ein Operetten-Manager sind möglicherweise doch Kenner der klassischen Musik. Denn in Langnau gibt es kein ehrgeiziges Management wie beim SCB.

 

Allen ist es wohl in der NLB. Man gewinnt ja viel öfters als einst in der NLA, steht trotz allem auf Platz 2 und ist grün, also für die Playoffs qualifiziert. Ein Aufstieg in die NLA würde ja doch bloss grosse Anstrengungen erfordern und dann erst noch viel Mehrarbeit verursachen. Lieber bequem und froh im NLB-Haberstroh als in der NLA im Stress.

 

Manager Schickli: «Wir wollen Flückiger nicht»

Am Dienstag, dem 28. Januar, ein paar Stunden nachdem der SCB seinen neuen Trainer präsentiert und sich wieder zum Leistungssport bekannt hat, wird in Langnau ein Hockey-Laientheater aufgeführt, das selbst die Emmentaler Liebhaberbühne nicht besser erfinden könnte.

 

Vor dem Spiel gegen Visp wird Langnaus Manager Wolfgang Schickli von Chronisten gefragt, ob man jetzt Torhüter Michael Flückiger, zur Zeit in Kloten Ersatz von Martin Gerber, für die Playoffs verpflichten werde. «Nein», sagt Schickli im Beisein von Medienchef Rolf Schlapbach. «Wir wollen Flückiger nicht. Wir werden die Playoffs mit Lorenzo Croce und Remo Giovannini bestreiten.» Ob man denn mit Flückiger nie verhandelt haben, wird nachgefragt. Schickli gibt den grossen Manager und fabuliert, man habe sich selbstverständlich um Flückiger bemüht.

 

Trainer Gustafsson: «Wir wollen Flückiger unbedingt»

Knapp drei Stunden später haben die Langnauer gegen Visp kläglich 2:4 verloren. Auch wegen Torhüter Lorenzo Croce. Langnaus Trainer Bengt-Ake Gustafsson wird nach dem Spiel von Chronisten gefragt, warum er Michael Flückiger nicht wolle. Der Schwede sagt: «Oh, wir wollen Flückiger unbedingt. Er steht ganz oben auf unserer Prioritätenliste. Wir brauchen ihn für die Playoffs unbedingt.»

Nun kommt der Einwand, vor dem Spiel habe Manager Wolfgang Schickli erklärt, man wolle Flückiger nicht. Bengt-Ake Gustafsson ist sichtlich verwirrt und entgegnet, das sei sicher nicht so. Doch Medienchef Rolf Schlapbach bestätigt Schicklis Aussage. Worauf Langnaus Trainer, eine ehrliche Haut, resigniert sagt: «Da machen viele etwas, aber offenbar keiner richtig. Es wäre halt gut, wenn wir einen Sportchef hätten….»

 

 

Ein Schauspielhaus für Volkstheater

Dabei hat doch der für den Sport zuständige Verwaltungsrat kürzlich noch einmal bekräftigt, im sportlichen Bereich habe der Trainer das letzte Wort. Schliesslich ruft noch einer aus der Runde Michael Flückigers Agenten Juho Sintonen an, und der lässt verärgert ausrichten, er habe seit Tagen versucht, Wolfgang Schickli zu erreichen – doch der nehme das Telefon nie ab und rufe auch nie zurück. Und zu teuer sei Flückiger nicht. Man habe nämlich gar nie über Geld gesprochen.

 

«Niene geits so schön u lustig wie daheim im Ämmetal.» So geht ein altes Volkslied. Für 30 Millionen Franken, 15 Millionen davon aus der Steuerkasse, haben die Langnauer ein Eishockeystadion gebaut. Es ist durch «Gaudi-Management» zum Schauspielhaus für Volkstheater verkommen. Die Lakers können trotz David Aebischer ein bisschen aufatmen: Die SCL Tigers sind so keine Aufstiegskandidaten.